Türkischer Staat ermordet zwei Menschen in PîranPressemitteilung von Civaka Azad, 08.06.2014 Bei den seit 15 Tagen anhaltenden Protesten in Pîran (Lice) in der Provinz Amed (Diyarbakir) ist es zu Toten gekommen. Der türkische Staat hat gegen 16.30 Uhr des 7. Juni mit Militär- und Polizeikräften die Demonstranten angegriffen. Das Militär hat hierbei nach Angaben der örtlichen Bevölkerung mit scharfer Munition auf die Menschen geschossen und zwei Menschen ermordet. Die türkischen Medien berichteten zunächst von lediglich einem Toten und korrigierten diese Zahl erst am Morgen des 8. Juni hoch auf zwei. Die Nachrichtenagentur Dicle (DIHA) berichtete hingegen bereits am Abend zuvor von zwei Toten. Bei den beiden Opfern handelt es sich um Ramazan Baran und Baki Akdemir. In den Abendstunden nach der Tat machten sich große Teile der Bevölkerung von Pîran mit Taschenlampen auf dem Weg in Richtung des Tatorts, um die Leichname der Opfer zu finden. Die BDP-Abgeordnete aus Amed (Diyarbakir) Nursel Aydoğan erklärte nach der Tat, dass die Bevölkerung mit ihrem Protest gegen neue Militärstationen für den Frieden auf die Straßen geht. „Doch ich brauche zur Haltung des türkischen Staates demgegenüber nichts weiter zu sagen. Die Tatsache, dass es hier Tote gibt, spricht für sich selbst”, so Aydoğan. Nach der Ermordung der zwei Menschen hatte sich vor dem Dicle Krankenhaus in Amed, wohin der Leichnam von Baran gebracht worden ist, eine Menschenmenge gebildet, um gegen den Angriff des Staates auf die Demonstranten zu protestieren. Doch auch dort griffen türkische Sicherheitskräfte die Menschen mit Gasgranaten an. In der gesamten Stadt von Amed ist seit den Morden von Pîran eine verstärkte Polizeipräsenz zu spüren. Unterdessen gab das Krankenhaus bereits in einem Autopsiebericht die Todesursache von Baran bekannt. Der 26-Jährige ist demnach durch zwei Kugeln in den Rücken ermordet worden. Der Leichnam von Akdemir wurde in der Nacht in das Krankenhaus von Pîran gebracht. Dort sollen Militärkräfte zunächst versucht haben, seinen Leichnam zu konfiszieren, möglicherweise um den Tod einer zweiten Person zu verheimlichen. Die Angehörigen von Akdemir berichten, dass das Krankenhaus gestern Nacht von gepanzerten Militärfahrzeugen umstellt wurde. Anschließend habe die Staatsanwaltschaft sich mit den Angehörigen in Verbindung gesetzt, um sie von der Konfiszierung des Leichnams zu überzeugen. Die Familie lehnte dies ab und erst nach vehementen Protesten zogen sich die Militärkräfte vom Krankenhaus zurück. Seit der Tat hindert das Militär Journalisten daran, den Ort des Geschehens zu besuchen. Währenddessen gibt es von Staatsseite bislang allein vom Gouverneur von Amed eine Stellungnahme. In dieser ist die Rede von einem Toten und es wird versucht die Ermordung zu rechtfertigen, indem von einem bewaffneten Angriff auf das Militär gesprochen wird, auf das angeblich geantwortet worden sei. Die Demonstranten sprechen hingegen von wahllosen Schüssen in die Menge, wodurch es neben den beiden Todesfällen auch zu zwei Verletzten gekommen sei. In Amed und vielen weiteren Orten Nordkurdistans werden für den 8. Juni Proteste aufgrund der Ereignisse in Pîran erwartet. Bereits in der Nacht kam es in einigen Stadtteilen Istanbuls zu Protesten. Auch in Deutschland werden Proteste erwartet. So wird es unter anderem am 8. Juni um 17 Uhr eine Kundgebung am Hamburger Hauptbahnhof wegen der Ereignisse in Pîran geben. Bereits Ende Juni letzten Jahres
hatte das türkische Militär in Pîran bei Protesten gegen den Bau von neuen
Militärstationen angegriffen und den 18-jährigen Medeni Yildirim ermordet. |