Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V.

20.September 2014

Rojava/Nordsyrien: Kobanê unter Angriff, Zehntausende auf der Flucht, Gefahr eines weiteren Massakers

Dringender Aufruf zu Beobachtungsdelegationen an die türkisch-syrische Grenze

Medienberichten zufolge flohen seit Freitag mehr als 45.000 Menschen aus dem Kanton Kobanê (Arab al Ain) über die Grenze in die Türkei. Örtliche Quellen berichten von der Gefahr weiterer hunderttausender Flüchtlingen und einem Massaker. Wenige Tage zuvor hat der Islamische Staat (IS) eine militärische Großoffensive auf das von überwiegend KurdInnen bewohnte Kobanê gestartet. Dabei sollen nun dutzende Dörfer evakuiert worden sein. Frauen und Kinder aus 100 umliegenden Dörfern wurden ins Zentrum der Stadt Kobanê gebracht. Die Gefechte zwischen dem IS, der mit schwersten Waffen, die zuvor im Irak und Syrien erbeutet wurden, seinen bisher ausgedehntesten und heftigsten Angriff auf die kurdische Zivilbevölkerung durchführt, und den kurdischen Verteidigungseinheiten (YPG) dauern örtlichen Angaben zufolge weiter an.

Im Gespräch mit Civaka Azad erklärte Demirtas, Co-Vorsitzender der Demokratischen Partei der Völker (HDP), dass immer mehr Flüchtlinge aus Kobanê in der Türkei eintreffen. „Nur etwa tausend Meter von der Grenze entfernt sind heftigste Gefechte zu beobachten. Zu sehen ist, wie mehrere Dörfer bombardiert werden. Die Lage um Kobanê ist äußerst kritisch. Bei Fortdauer der Angriffe des IS, ist davon auszugehen, dass sich mehr als 100.000 Flüchtlinge über die Grenze begeben werden. Ich rufe die internationale Öffentlichkeit, Presse, politische Delegationen dazu auf, nach Urfa zu kommen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Die Menschen bedürfen dringender humanitärer Hilfe.“
Weiter erklärte der außenpolitische Sprecher der HDP-Fraktion im türkischen Parlament Nazmi Gür im Gespräch mit Civaka Azad, dass die Situation der aus Kobanê geflüchteten Menschen sehr prekär sei. Es bedarf dringender internationaler Unterstützung. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass internationale Beobachtungsdelegationen nach Urfa entsendet werden.

Indessen reiste eine Delegation aus der Türkei, bestehend aus Parlamentsabgeordneten der HDP, VertreterInnen des Demokratischen Gesellschaftskongress (DTK) und der Demokratischen Partei der Regionen (DBP) nach Kobanê, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. Der ehemalige Parlamentarier und jetzige Oberbürgermeister der Provinz Mêrdîn (Mardin) rief in einer Rede vor der Bevölkerung von Kobanê dazu auf, den Widerstand von Kobanê zu unterstützen: „Wenn ihr heute Kobanê nicht unterstützt, der Bevölkerung keine Waffen zum Schutz gegen die IS-Terroristen gebt, wann dann?“

Im anschließenden Gespräch mit der Co-Vorsitzenden der Partei der Demokratischen Einheit (PYD) Asia Abdullah erklärte die Delegation, alles in ihrer Macht zur Verfügung stehende zu unternehmen, um den Flüchtlinge aus Kobanê zu helfen und verwies dabei auch auf die dringende Notwendigkeit internationaler Unterstützung.

Als Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. rufen wir dazu auf, in den nächsten ein bis drei Tagen Beobachtungsdelegationen in die Region zu entsenden. Wer Interesse hat, an Delegationen im Rahmen einer Fact Finding Mission teilzunehmen, kann sich an unser Büro wenden. Alle weiteren Details wie Dolmetscher, Delegationsbegleitung und Kontaktpersonen vor Ort können anschließend besprochen und geklärt werden.

Für weitere Informationen und Rückfragen stehen wir Ihnen gerne per Mail oder unter der Nummer 0049/6984772084 oder 0049/15738485818 zur Verfügung.

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