Kobani braucht unsere Unterstützung Wir dürfen Kobani nicht der Terrorherrschaft des selbsternannten „Islamischen Staats“ IS überlassenDie Terrormiliz Islamischer Staat, der seinen Anhängern das Paradies verspricht und die Welt für alle anderen Menschen in eine Hölle verwandelt, hat seine Angriffe erneut auf Rojava/Westkurdistan (Nordsyrien) konzentriert. Seit dem 15. September führt der IS eine militärische Großoffensive gegen das überwiegend von Kurdinnen und Kurden bewohnte Kobani, nach eigener Definition als „ethnische Säuberung“. Der IS will Kobani seit längerem einnehmen. Deswegen führte der IS bereits mehrere Angriffe gegen Kobani durch, die aber bisher erfolgreich abgewehrt werden konnten. Kobani ist der kleinste Kanton der drei Selbstverwaltungen von Rojava. Die Bilder der Massaker an den ezidischen Kurden in Schengal Anfang August 2014 sind noch allgegenwärtig. Und ihr Leid geht weiter, denn neben tausenden Ermordeten wurden hunderttausende Menschen in die Flucht getrieben. Seit dem 15. September hat der IS seinen Kriegsschauplatz in den syrischen Teil Kurdistans verlagert, wo er mit schweren Waffen angreift. Was die Mörderbanden des IS in diesen Tagen mit ihrem Angriff auf Rojava durchführen, ist ein neuer Völkermord! Auch von dort berichten immer mehr Meldungen über getötete, verschleppte und vertriebene Menschen. Der Kanton Kobani liegt an der Grenze zur Türkei. Die Kantone sind geografisch von einander getrennt. Die Bevölkerung Kobanis ist auf der syrischen Seite umzingelt vom IS, ihr einziges Rückzugsgebiet ist die Türkei. Laut den neuesten Informationen haben mehrere zehntausend Menschen inzwischen die Grenze zur Türkei überquert. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die Türkei zu den wichtigsten Geburtshelfern des IS gehört. Trotz zunehmender Kritik an dieser Politik scheut die Türkei nicht davor zurück, an der Unterstützung für die Terrormiliz festzuhalten. Seit Tagen häufen sich die Medienberichte über Waffenlieferungen der Türkei an die IS-Kämpfer vor ihrem jüngsten Angriff. Erstaunlich ist nun, dass der IS heute morgen die in Mossul gefangenen türkischen Konsulatsangestellten nach rund 100 Tagen Geiselnahme freiließ. Welche Vereinbarungen wurden im Gegenzug getroffen? Welche Gegenleistung und Unterstützung hat die Türkei dem IS versprochen? Während IS-Kämpfer die türkische Grenze zu Syrien problemlos überqueren dürfen, lassen die türkischen Behörden im Gegensatz dazu keine humanitäre Hilfe für Rojava über die Grenze passieren. Die westlichen Staaten bleiben weiter bei ihrer Haltung, indem sie die Angriffe der IS-Mörderbanden mit zweierlei Maßstäben messen. Diese Staaten haben geschwiegen, als Rojava immer wieder Angriffsziel von dschihadistischen Gruppen wie Al Qaida, Al Nusra und zuletzt IS wurde. Erst als der IS seine Truppen in den Irak zum Angriff auf die kurdische Regionalregierung lenkte, handelte die internationale Staatengemeinschaft. Diese Politik, die Menschen nach ihrem Wert für die eigenen strategischen Interessen als „nützlich“ und „weniger nützlich“ unterteilt, ist einfach nur menschenverachtend und beschämend. Die Menschen in Rojava benötigen internationale Unterstützung genauso dringend wie die Menschen im Irak und Schengal sie benötigen. Rojava ist ein Prototyp für eine Co-Existenz der Völker in der Region, das Modell einer demokratischen Einheit der Vielfalt . Rojava ist ein Modell demokratischer Selbstverwaltung, das alle Menschen gleichberechtigt und unabhängig von ihrer ethnischen, kulturellen und religiösen Identität behandelt. Es ist eine Alternative zu nationalistischen und konfessionellen Lösungsansätzen, die zur Feindschaft der Völker untereinander führen. Rojava ist daher ein gemeinsames Projekt für alle, die sich für Frieden, Freiheit, Demokratie, Emanzipation, Gleichberechtigung und ein selbstbestimmtes Leben einsetzen. Daher rufen wir die Weltöffentlichkeit dazu auf, das Modell Rojava gegen die Angriffe der Terrorgruppe IS zu verteidigen. Wir rufen die internationale Staatengemeinschaft und die westlichen Staaten dazu auf, den weiteren Vormarsch der IS-Mörderbanden zu verhindern: indem sie Sanktionen verhängen gegen die Türkei und alle anderen Staaten, die den IS unterstützen. Die Staatengemeinschaft muss außerdem ihren Einfluss auf die Türkei, den Irak und die kurdische Regionalregierung einsetzen, damit das Embargo gegen Rojava aufgehoben wird. Wir rufen dazu auf, Rojava als ein Modell der Hoffnung endlich international anzuerkennen und seine Existenz zu verteidigen. Wir schließen unseren Aufruf mit dem Appell von Salih Müslum, Co-Vorsitzender der PYD: „Alle die etwas tun können, sollten es heute tun. Morgen kann es schon zu spät sein“.
ABDEM Europäischer Rat für Frieden und Demokratie 21. September 2014 |