Aufruf
zur Teilnahme an der zweitägige Mahnwache am 25. – 26. September 2014
Berlin, Brandenburger
Tor
(Beginn 25 September um 10:00 Uhr – Ende 26 September um 24:00 Uhr)
Stoppt die IS-Angriffe auf
Kobanê - Solidarität mit Rojava
Pulverfass Naher Osten / Kurdistan
Der Nahe Osten gleicht weiterhin einem Pulverfass. Die menschenverachtende
Organisation Islamischer Staat (IS) terrorisiert zunehmend die gesamte
Region. Neben den kurdischen Gebieten im Nordirak, wo sie fortwährend
(v.a. ezidische) Kurden, Christen und Turkmenen massakriert – Mossul und
Tikrit wurden bereits eingenommen – greifen sie seit Mitte September wieder
verstärkt und mit aller Brutalität die Region Kobanê in Nordsyrien an.
Bereits Mitte des Jahres war das Gebiet Zielscheibe der Terrororganisation.
Mit schweren Waffen und Panzern hat sie die Stadt von drei Seiten umstellt
und versucht in Richtung Stadtzentrum vorzudringen. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten
haben als Vorsichtsmaßnahme dutzende Dörfer um Kobanê geräumt und die
Zivilbevölkerung in Sicherheit gebracht. Bislang mussten aufgrund der
Angriffe des IS über hundert Dörfer evakuiert werden, tausende Menschen
flüchteten. Gerät die Region Kobanê unter die Kontrolle der IS ist weiteres
Genozid mit tausenden Toten und hunderttausenden Flüchtlingen vorprogrammiert.
Rojava als demokratisches Modell
im Nahen Osten
Kobanê ist eines von drei Kantonen in Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien),
wo im November 2013 die Autonomie mit einer demokratischen Verfassung
unter Beteiligung aller religiösen und ethnischen Gruppen ausgerufen wurde.
Mit dem Aufbau der basisdemokratischen Selbstverwaltungsstrukturen in
Rojava besteht eine demokratische Alternative für den gesamten Mittleren
Osten, jenseits von nationalistischen, religiös-fundamentalistischen,
patriarchalen und kapitalistischen Vorstellungen. Es ist eine Alternative
zu nationalistischen und konfessionellen Lösungsansätzen, die zur Feindschaft
der Völker untereinander führen. Rojava ist daher ein gemeinsames Projekt
für alle, die sich für Frieden, Freiheit, Demokratie, Emanzipation, Gleichberechtigung
und ein selbstbestimmtes Leben einsetzen.
Türkei unterstützt IS
Dieses demokratische Modell in Rojava ist Terrorgruppen wie El Kaida,
El Nusra und IS ein Dorn im Auge, ebenso aber auch verschiedenen regionalen
und internationalen Kräften. Hier kommt insbesondere der Türkei eine gewichtige
Rolle zu. So soll sie Medienberichten zufolge in den letzten Tagen erneut
militärisches Rüstzeug mit einem Zug an die türkisch-syrische Grenze gebracht
haben, von wo diese von IS-Kämpfern entgegen genommen wurden. Trotz internationalen
Drucks weigert sich die Türkei, aktiv Stellung gegen den IS zu beziehen.
Bereits in der Vergangenheit war im Zusammenhang mit Angriffen auf Rojava
immer wieder von türkischer Unterstützung für die Islamisten berichtet
worden. Diese offensichtliche Unterstützung durch die türkische AKP-Regierung,
die zudem auch ihre eigene Militärpräsenz an der Grenze zu Kobanê verstärkt
hat, erfolgt vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Vor diesem Hintergrund
ist auch erstaunlich, dass der IS die in Mossul gefangenen türkischen
Konsulatsangestellten nach 101 Tagen Geiselnahme freiließ. Welche Gegenleistung
und Unterstützung hat die Türkei dem IS versprochen und welchen Zusammenhang
gibt es zu den Angriffen auf Kobanê? Nun werden zudem Diskussionen über
die Errichtung einer Pufferzone an der türkisch-syrischen Grenze geführt.
Soll etwa damit Rojava durch die Türkei annektiert werden?
Zweierlei Maßstab des Westens
im Kampf gegen die IS
Während die Angriffe der Terrormiliz IS im Irak und Südkurdistan Anfang
August diesen Jahres mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und verurteilt
wurden, werden die Angriffe derselben Terrorgruppe auf Rojava weitgehend
unbeachtet gelassen. Die westlichen Staaten bleiben weiter bei ihrer Haltung,
indem sie die Angriffe der IS-Mörderbanden mit zweierlei Maßstäben messen.
Diese Staaten haben geschwiegen, als Rojava immer wieder Angriffsziel
von dschihadistischen Gruppen wie El Kaida, El Nusra und zuletzt IS wurde.
Erst als der IS seine Truppen in den Irak zum Angriff auf die kurdische
Regionalregierung lenkte, handelte die internationale Staatengemeinschaft.
Diese Politik, die Menschen nach ihrem Wert für die eigenen strategischen
Interessen als „nützlich“ und „weniger nützlich“ unterteilt, ist schlichtweg
menschenverachtend und beschämend. Die Menschen in Rojava benötigen internationale
Unterstützung genauso dringend wie die Menschen im Irak und Şengal (Sindschar)
sie benötigen.
Das Schweigen brechen, offiziell
anerkennen und unterstützen!
Wir rufen die internationale Öffentlichkeit dazu auf, ihr Schweigen gegen
die brutalen Angriffe des IS in Rojava zu brechen. Die internationalen
Kräfte müssen dafür sorgen, dass die Unterstützerstaaten, allen voran
die Türkei, ihre offensichtliche Unterstützung der Organisation Islamischer
Staat einstellt. Des Weiteren rufen wir die Staatengemeinschaft dazu auf,
ihren Einfluss auf die Türkei, den Irak und die kurdische Regionalregierung
einzusetzen, damit das Embargo gegen Rojava aufgehoben wird. Wir rufen
dazu auf, Rojava als ein hoffnungsvolles Modell einer demokratischen Perspektive
endlich international anzuerkennen und ihre Existenz zu verteidigen.
PKK-Verbot aufheben!
Die Widerstandsfront gegen den sogenannten Islamischen Staat wird maßgeblich
auch von Angehörigen der Arbeiterpartei Kurdistan (PKK) aufrechtgehalten.
Es ist ein Fehler, die PKK weiterhin als „terroristische“ Organisation
hier zu Lande unter Verbot zu stellen. Dieses Verbot muss endlich aufgehoben
werden!
V.i.S.d.P.:NAV-DEM (Demokratisches Gesellschaftszentrum der KurdInnen
in Deutschland)
Email: info@navdem.com; www.navdem.com
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