Die Menschlichkeit
verteidigen – Der Widerstand von Kobanê geht unvermindert weiter
Der Widerstand um Kobanê hält
weiterhin den Angriffen des Islamischen Staates (IS) stand. Doch besonders
Positives ist von dort nicht zu berichten, denn vor allem an der Südfront
dringen die Kämpfer des IS weiterhin in Richtung Stadtzentrum vor. Dort
finden derzeit die schwersten Auseinandersetzungen statt. Auch an den
beiden weiteren Fronten im Osten und Westen gehen die Kämpfe weiter. Dort
konnten die YPG (Volksverteidigungseinheiten) und die YPJ (Frauenverteidigungseinheiten)
bisher die strategisch wichtigen Anhöhen vor der Stadt unter ihrer Kontrolle
halten. Viele haben befürchtet, dass Kobanê in der Nacht von gestern auf
heute hätte fallen könne; auch wenn das nicht geschehen ist, gibt es kein
Grund zum Aufatmen. Die Bedrohungslage bleibt unverändert ernst.
Der Kampf um Kobanê hält also
auch am zwölften Tagen unvermittelt an. Die YPG erklärten heute (27.09.),
dass der IS die größten Teile seiner bewaffneten Kräfte aus dem Irak und
aus Syrien für diesen Angriff auf Kobanê zusammengezogen habe. In abgehörten
IS-Funkgesprächen soll immer wieder vom „finalen Angriff“ auf Ain al-Arab,
so der arabische Name der Stadt Kobanê, gesprochen worden zu sein. Zuvor
scheiterte der IS bereits zweimal bei ihren Versuchen die Stadt einzunehmen.
Doch das Ausmaß der aktuellen Angriffe überschattet alle bisherigen Versuche.
Auf Youtube-Videos prahlt der IS mit den schweren Waffen, die dieses Mal
beim Sturm auf Kobanê eingesetzt werden.
YPJ: Widerstand
bis zur letzten Frau
Auch die Frauenverteidigungseinheiten der YPJ meldeten sich heute zu Wort
und erklärten, dass sie ihren Kampf gegen den IS bis zur letzten Frau
fortsetzen werden. „Wir haben alle Vorkehrungen getroffen, um die Einnahme
Kobanês durch den IS zu unterbinden. Doch sollte es ihnen dennoch gelingen,
in die Stadt einzudringen, so werden wir ihnen dort das Leben zur Hölle
machen“, heißt es in der Erklärung der bewaffneten Frauenbewegung.
Eine Kommandantin der YPJ gab
auch Auskunft über die Luftangriffe der US-Armee auf vermeintliche IS-Stellungen
in Syrien. Demnach kreisen seit heute Morgen zwar Kampfflugzeuge der USA
über das umkämpfte Gebiet. Doch seien keinerlei Positionen des IS um die
Stadt Kobanê bislang angegriffen worden.
KCK: Die Kurden
zweifeln an der Aufrichtigkeit der Anti-IS Koalition
Kritisch beäugt auch die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans KCK,
die zuvor alle Kurdinnen und Kurden dazu aufgefordert hatte, aktiv am
Widerstand von Kobanê teilzunehmen, die Rolle der internationalen Staatengemeinschaft
bei den aktuellen Angriffen. In ihrer heute veröffentlichten Stellungnahme
kritisiert sie, dass bislang bei den Luftangriffen auf IS-Stellungen in
Syrien ein Bogen um die Positionen der Dschihadisten um Kobanê gemacht
werde. „Dies führt dazu, dass die Kurdinnen und Kurden an der Aufrichtigkeit
dieser Staaten zweifeln. Wenn sie, wie so oft geschehen, abwarten wollen,
bis die Bevölkerung der Stadt massakriert wird, um dann dies als Legitimation
für eine Intervention zu nutzen und sich als vermeintlichen Befreier aufzuspielen,
so werden das weder die Kurden noch sonst irgendwer akzeptieren“, heißt
es in ihrem Statement.
Mittäterschaft
der Türkei offensichtlich
Auch auf die Rolle der Türkei beim aktuellen Angriff auf Kobanê geht die
KCK in ihrer Erklärung ein und unterstreicht nochmals, dass die Mittäterschaft
der AKP-Regierung bei den aktuellen Angriffen nicht von der Hand zu weisen
ist. „Der türkische Staat behauptet einerseits Teil einer Anti-IS-Koalition
zu sein, andererseits schießen ihre Soldaten an der Grenze immer wieder
auf Mitglieder der YPG. Zuletzt haben sie sogar das Feuer auf die Zivilbevölkerung
jenseits ihrer Grenze eröffnet und so einen jungen Menschen getötet und
zwei weitere Personen verletzt. Damit hat der türkische Staat erneut seine
Mittäterschaft unter Beweis gestellt. Mit ihrer gegenwärtigen Rolle bei
den Angriffen auf Kobanê hat der türkische Staat eigentlich allen Kurdinnen
und Kurden den Krieg erklärt“, so die KCK.
In der Erklärung aus Kandil heißt es auch, dass im Falle des Sturzes von
Kobanê und einer darauffolgenden Tragödie für die dort lebenden Menschen,
hierfür vor allem die Türkei, aber auch die USA, Europa und alle anderen
Staaten, die Teil der Anti-IS-Koalition sind, mitverantwortlich sein werden.
Pressemitteilung
von Civaka Azad, 27.09.2014
http://civaka-azad.org/die-menschlichkeit-verteidigen-der-widerstand-von-kobane-geht-unvermindert-weiter/
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