Erklärung von NAV-DEM, 30. Juli 2015

Der 73. Völkermord an die EzidInnen in Shengal durch den IS muss von der UN als solches anerkannt werden!

Am 3. August 2014 griffen Banden des Islamischen Staates (IS) die Region Shengal im Irak an. Sie ist das Hauptsiedlungsgebiet der EzidInnen, eine uralte kurdische Religionsgemeinschaft. Mehrere Tausend Menschen, insbesondere ezidische Frauen, wurden durch den IS, bei diesem Angriff verschleppt, vergewaltigt, auf Sklavenmärkten verkauft oder auf brutalste Art ermordet. Das Ziel dieses Angriffes war regelrecht „die Ausrottung“ dieser jahrtausendealten Religionsgemeinschaft in dieser Region. Tausende ezidische Frauen befinden sich bis heute noch als SklavInnen in den Händen dieser Terrorbanden.
Dieser Angriff auf EzidInnen ist nicht der erste in ihrer Geschichte
In den Überlieferungen der ezidischen Geschichte ist dieser Angriff der 73. große Angriff gegen die Existenz der EzidInnen. Die Gemeinschaft selbst spricht von 73 großen „Ferman“, bei denen sie von den umliegenden Religions- (meistens islamischen) und Volksgemeinschaften (oft kurdischen) fast vollständig vernichtet worden sind. Auch der in der kurdischen Nationalgeschichte als einer der ersten nationalen Aufständischen erwähnte Mîrê Botan (Prinz der Region Botan in Nordkurdistan) ist laut ezidischer Überlieferungen sehr stark gegen sie vorgegangen und hat viele tausende getötet.
Der 73. Ferman konnte verhindert werden
Am 3.8.2014 griff der IS Shengal an und verrichtete ein Blutbad. Sie griff die Region mit US-Waffen an, die aus den Beständen der irakischen Armee kurz zuvor bei der Eroberung von Mossul erbeutet wurden. Die zum Schutz der Gemeinschaft dort stationierten Peschmerge-Kämpfer der KDP zogen sich zurück, ohne auch nur ein Gefecht mit den Banden einzugehen, bis wenigstens die Zivilbevölkerung in die anliegenden Berge fliehen könnte. Bereits zwei Wochen davor, hatte die HPG (die bewaffneten Einheiten der PKK) vor einem solchen Angriff des IS gewarnt. Beim Versuch, dort vorbeugend Guerilla der HPG für den Verteidigungsfall hinzuschicken, wurde sie von der KDP daran gehindert.
YPG/YPJ und HPG KämpferInnen retteten tausende EzidInnen
Es waren KämpferInnen der YPG/YPJ aus Rojava und der HPG/YJA-Star, die einen dutzende Kilometer langen Korridor in die Bergregion, in die die Menschen geflüchtet waren, freikämpften und tausende EzidInnen vor dem sicheren Tod retteten. Die meisten flohen über diesen Korridor nach Rojava und dann in andere Teile Kurdistans. Bis heute noch ist die Bergregion nicht vom IS vollständig befreit.
EzidInnen haben das Recht auf Autonomie – die Genozide an sie müssen anerkannt werden
Seit diesen Angriffen ist auch die Diskussion in der Ezidischen Gemeinschaft weltweit über ihre Zukunft entfacht. Neben der Minderheit, die an der politischen Abhängigkeit von der KDP festhalten wollen, gibt es eine große Mehrheit, die eine Autonome Selbstverwaltung der EzidInnen sowie ihre eigene Selbstverteidigungseinheiten fordern. Deshalb wurde am 14.01.2015 der Rat der Eziden von Shengal gegründet. Die Selbstverteidigung der Region übernahmen u.a. die YBS-Einheiten. Diverse Ezidische Organisationen weltweit fordern zudem, dass der 73. Ferman, von der UN als Genozid anerkannt wird.

Als NAV-DEM schließen wir uns diesen Forderungen und Bestrebungen der EzidInnen an und fordern:

Die Anerkennung des Genozides vom 3. August an EzidInnen durch die UN
Die Anerkennung des Kantons Shengal
Wiederaufbaubestrebungen der UN und anderer internationaler Institutionen für Shengal
Unterstützung der Selbstverteidigungseinheiten YBS
Wir rufen zudem ebenfalls zur Kundgebung und Demonstration am 1. August in Genf vor dem Gebäude der Vereinten Nationen auf.


NAV-DEM- Demokratisches Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland
30.Juli 2015, Düsseldorf