Aufruf zum Aktionstag:
Frauen, steht auf und stellt Euch quer!
Erdoğan – No Pasaran!
Stoppt den Krieg!
Stoppt den AKP- IS- Terror
Nach 30 Jahren Krieg
zeichnete sich Anfang des Jahres zum ersten Mal eine ernsthafte Chance
auf eine politische Lösung der kurdischen Frage in der Türkei ab. Hiermit
waren große Hoffnungen auf eine grundlegende demokratische Erneuerung
und die Anerkennung der Rechte verschiedener Völker und Glaubensgruppen
verbunden. Frauen sind eine treibende Kraft in diesem Demokratisierungsprozess,
da er eine Perspektive für ein gleichberechtigtes und freies Leben bietet.
Diese Hoffnung drückte sich dann auch im Wahlerfolg der Demokratiepartei
der Völker (HDP) aus, die bei den Wahlen am 7. Juni in der Türkei als
Sprachrohr der Unterdrückten mit 80 Abgeordneten ins türkische Parlament
einzog.
Durch die einseitige Aufkündigung des Waffenstillstandes zwischen PKK
und dem türkischen Staat seitens der AKP-Regierung wurde diese Hoffnung
jäh zerstört. Verhaftungswellen gegen linke und progressive Kräfte innerhalb
der Türkei und massive Bombadierungen von PKK-Stellungen in Südkurdistan
(Nordirak) und Nordkurdistan (Osttürkei) sollen einen Ausnahmezustand
provozieren. Ziel ist es, die PKK, welche sich gemeinsam mit YPJ/ YPG
dem Islamischen Staat entgegenstellte, zu kriminalisieren und die Macht
der AKP zu sichern.
Der Wahlerfolg der HDP verhinderte die absolute Mehrheit der AKP. Somit
konnte Erdoğan das von ihm angestrebte diktatorische Präsidialsystem nicht
durchsetzen. Mit ihrer gegenwärtigen Kriegspolitik will die AKP Neuwahlen
erzwingen und in nationalistischen Kreisen um Wählerstimmen werben.
Kriegserklärung der
AKP
Durch die Kriegserklärung der AKP soll die Hoffnung auf Frieden und einen
demokratischen Wandel in der Türkei zunichte gemacht werden. Den grausamen
Selbstmordanschlag des IS auf eine Pressekonferenz von Jugendlichen in
Pirsûs (türk. Suruç), die sich am Wiederaufbau Kobanês beteiligen wollten,
benutzte die AKP für ihre Ziele. Daher sind viele davon überzeugt, dass
der türkische Geheimdienst selbst hinter diesem Anschlag steckt. Während
die türkische Regierung erklärte, gegen den IS vorzugehen, begann sie
in Wirklichkeit mit einer Repressionswelle gegen die demokratische Opposition
in der Türkei. Über 1000 kurdische, alevitische und linke AktivistInnen
wurden bisher verhaftet. Mehrere Menschen wurden bei Polizeirazzien oder
auf offener Strasse ermordet. Polizisten zünden Wohnhäuser an, reisen
sie und foltern Menschen auf offener Strasse. Der Leichnam einer kurdischen
Guerillakämpferin wurde von türkischen Soldaten gefoltert, nackt durch
die Staßen geschleift und auf dem Dorfplatz zur Schau gestellt. Es herrscht
Ausnahmezustand in den kurdischen Provinzen.
Bombardierung von
Dörfern und Guerillagebieten
Zeitgleich begann die türkische Luftwaffe mit massiven Bombardierungen
der kurdischen Guerillagebiete im Nordirak und im Osten der Türkei. Hiermit
kündigte die AKP den bis dahin andauernden Waffenstillstand einseitig
auf. Unter den mehr als 400 Angriffszielen sind auch von der Zivilbevölkerung
bewohnte Gebiete. Bei Luftangriffen auf das Dorf Zergele in Südkurdistan
(Nordirak) wurden acht DorfbewohnerInnen ermordet – darunter war auch
eine schwangere Frau. Tagtäglich startet die türkische Luftwaffe neue
Angriffe.
Krieg gegen die Natur
Der Krieg des türkischen Staates ist nicht nur ein Krieg gegen die Menschen,
sondern auch gegen die Natur. Durch den Einsatz von Brandbomben und anderen
Kampfstoffen brennen derzeit weite Gebiete Kurdistans. Der Ausbau der
militärischen Infrastruktur, das Abholzen von Wäldern und der Bau riesiger
Staudämme und Kraftwerke zerstören das natürliche Gleichgewicht, in dem
die Menschen Jahrtausende lang im Einklang mit der Natur lebten.
Nicht der IS sondern Rojava ist das Angriffsziel der AKP
Die Kriegspolitik der AKP richtet sich zugleich gegen die demokratische
Selbstverwaltung in Rojava, welche eine Alternative zu den antidemokratischen,
rassistischen und frauenfeindlichen Staaten in der Region darstellt. Wie
immer leiden Frauen und Kinder am meisten unter den von Männern angezettelten
Kriegen. Der IS setzt systematische Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen
als Kriegsstrategie ein. Hierdurch sollen Frauen versklavt und die Bevölkerung
traumatisiert zur Flucht gezwungen werden. Dies deckt sich mit dem Ziel
der Türkei, alle nicht-sunnitischen, nicht türkischen Bevölkerungsgruppen
aus der Region zu vertreiben. Daher unterstützt die türkische Regierung
die Mörderbande des IS tatkräftig. Die Folge sind Massaker und Angriffe
auf die Bevölkerung von Rojava sowie der Genozid an den EzidInnen in der
Region Shengal (Nordirak). Etwa 7000 ezidische Frauen wurden durch den
IS verschleppt, vergewaltigt, auf Sklavenmärkten verkauft oder auf brutalste
Art ermordet.
Das angebliche Vorgehen der türkischen Regierung gegen den IS ist deshalb
eine Farce. Das eigentliche Ziel der AKP ist die Schwächung der KurdInnen
und der demokratischen Opposition für den eigenen Machterhalt. Unterdessen
sicherten USA und NATO, trotz internationaler Kritik aus Politik und Gesellschaft,
der Türkei „vollste Solidarität“ zu.
Bundesregierung unterstützt
türkische Kriegspolitik
Auch die deutsche Regierung unterstützt das AKP-Regime durch die Genehmigung
von Waffenexporten, den Austausch geheimdienstlicher Informationen, durch
ihre wirtschaftliche und ökonomische Zusammenarbeit sowie das sture Festhalten
am PKK-Verbot. Durch dieses Vorgehen legitimiert die Bundesregierung die
gegenwärtige Kriegspolitik Erdoğans.
Hiergegen stehen Frauen
auf und stellen sich quer!
Wir stehen auf und
stellen uns quer:
• Gegen die Kriegspolitik von Erdoğan!
• Gegen die Massaker der türkischen Armee und des IS!
• Gegen die Versklavung von Frauen und Kindern!
• Gegen die Massenverhaftungen von KurdInnen und Oppositionellen in der
Türkei!
• Gegen das Abbrennen von Wäldern und die Vernichtung der Natur in Kurdistan!
• Gegen IS- und AKP-Terror!
• Für Frieden und Freiheit!
• Für die Wiederaufnahme des Friedensprozesses in der Türkei!
• Für die Freilassung Abdullah Öcalans!
• Für die Aufklärung der türkischen Kriegsverbrechen!
• Für die Anerkennung der Demokratischen Autonomie in Rojava und Nordkurdistan!
• Für Frauenbefreiung und Frieden!
• Für ein freies, gleichberechtigtes Leben!
• Für die Solidarität mit der Frauen- und Friedensbewegung in der Türkei
und Kurdistan!
• Für die Aufhebung des PKK-Verbots!
• Für die Freilassung aller politischen Gefangenen!
Kommt zum Aktionstag:
„Frauen, steht auf und stellt Euch quer!“
am Freitag, 21. August
2015 ab 15 Uhr
Mönckebergstrasse;
Hamburg
Frauenrat Rojbîn |