Licht am Horizont
Annäherungen an die PKK
IV. Werte, Prinzipien und Methoden der PKK
IV.1.2. Sozialismus
IV.1.3. Sozialismus als Gesellschaftform
IV.1.4. Sozialismus als Prozeß

IV.1.3. Sozialismus als Gesellschaftsformation

Auch wenn es in Europa zeitweise anders wahrgenommen wurde, hat die PKK den nationalen Befreiungskampf immer in den Rahmen des Kampfes um den Sozialismus gestellt. Das heißt nicht, daß das auch schon für alle KurdInnen so bewußt ist. Und auch innerhalb der Partei wurden darum intensive ideologische Auseinandersetzungen geführt. Um die Dringlichkeit der Fragestellung für die Organisation zu verdeutlichen, sei auf den Beschluß des V. Kongresses der PKK von Anfang 1995 über den Internationalismus verwiesen, indem unter anderem von der Notwendigkeit gesprochen wird, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie der Sozialismus an die Macht kommen kann. (8)

Die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung in Kurdistan ist auf der einen Seite klares, unverzichtbares Ziel, auf der anderen Seite werden der zeitliche Rahmen und die Bedingungen ausdrücklich offen gehalten. In dem in deutscher Sprache erschienenen Manifest der PKK von 1978 heißt es in diesem Zusammenhang lediglich: „Nach der national-demokratischen Revolution beginnt ohne Unterbrechung der Übergang zur sozialistischen Revolution. Aber, ohne die Verwirklichung der national-demokratischen Revolution durch einen langfristigen Kampf kann man sich der sozialistischen Revolution nicht zuwenden." (9)

Zur Frage des Übergangs zur sozialistischen Revolution erklärte Zilan: „Die PKK will zunächst einmal eine national-demokratische Revolution durchführen. Hier steht das Nationale im Vordergrund, aber natürlich strebt die Partei an, alle nationalen Kräfte um sich zusammenzuziehen und sie mit der Zeit, auch nach der Revolution, entsprechend der sozialistischen Ideologie zu erziehen, also zu ändern. Die unterschiedlichsten Kräfte der Gesellschaft sollen dann einen Umwandlungsprozeß durchlaufen und vor allem demokratischen Charakter annehmen. Entsprechend ist das Frontverständnis der PKK Alle Patrioten und Sympathisanten(10), also alle, die den Befreiungskampf aus welchen Gründen auch immer unterstützen, kommen dann innerhalb der Front zusammen."

Rufen wir uns an dieser Stelle eine Bemerkung Che Guevaras über die Möglichkeit und Unmöglichkeit sozialistischer Revolutionen in Erinnerung: „Durch die Ausnutzung besonderer historischer Umstände und unter der richtigen Führung ihrer Avantgarde übernehmen die revolutionären Kräfte in einem bestimmten Moment die Macht. In der Annahme, daß genügend objektive Bedingungen für die Sozialisierung der Arbeit existieren, überspringen sie Etappen, bestimmen den sozialistischen Charakter der Revolution und beginnen den Aufbau des Sozialismus."  (11)

Der Charakter einer Revolution wird im klassischen Verständnis durch das revolutionäre Subjekt, also die schöpferische und im Prozeß führende Klasse bestimmt. Obwohl sich die PKK auf Klassen als geschichtlich handelnde Kräfte bezieht, reduziert sie das in diesem Zusammenhang nicht ausschließlich auf die Klasse, die sie im eigenen Namen trägt.

„Die PKK hat keine bestimmte Klasse als Basis. Sie versucht im Gegenteil ein ganzes Volk mit allen Klassen und Schichten zu führen. „
Wie andere Befreiungsbewegungen steht auch die PKK vor der Tatsache, daß in Kurdistan die führende Klasse in einer sozialistischen Revolution - nach dem marxistisch-leninistischen Verständnis - das Proletariat, kaum entwickelt ist. Im folgenden eine Beschreibung der Klassenkräfte in Kurdistan: „Hier gibt es keine ökonomischen Voraussetzungen für das Proletariat. Die sozialistischen Klassiker sind erst ab den 60er Jahren in der Türkei gelesen worden. In diesem Sinne wurden dann die weltweiten nationalen Befreiungsbewegungen interpretiert, unter den Studenten wurde über sie diskutiert. Damals sagte die türkische Linke zu unserer Parteiführung, daß man ohne Proletariat keine proletarische Organisation gründen kann. Auch kurdische kleinbürgerlich-reformistische Organisationen oder Gruppen haben gesagt, daß man überhaupt erst von proletarischer Avantgarde reden kann, nachdem sich das Proletariat in Kurdistan entwickelt hat. Trotzdem war unsere Parteiführung davon überzeugt, daß in Kurdistan auf jeden Fall die marxistische Ideologie entwickelt werden kann. «

„Das hier entstandene Proletariat ist ein Proletariat im Dienste des Feindes. Es ist keine große Kraft. Es spielt keine so bedeutende Rolle, daß es die Avantgarde darstellen könnte. Das heißt aber nicht, daß man in Kurdistan keinen proletarischen Kampf aufzunehmen braucht. Genauso wenig heißt das, daß keine proletarische Ideologie entstehen soll. Ohne Zweifel vertreten diejenigen, die vom Gegenteil ausgehen, ein realsozialistisches Verständnis der Sache. Wir wissen, daß über 70% der Bevölkerung Kurdistans Bauern sind, natürlich unter feudalen Bedingungen."

Die PKK hat sich also in Kurdistan mit der Realität dieser Bauern auseinanderzusetzen und für sie auch Perspektiven zu entwickeln, die sie über die Befreiung von der Kolonialmacht und die Beendigung des Krieges hinaus an die Revolution binden.

„lm Grunde erfolgt die Beteiligung des Bauern an der Revolution auch aus seinem eigenen Interesse. Der Hauptwiderspruch des Bauern ist der Boden - also: er will Boden haben. Es ist daher unmöglich, daß man vor der Entwicklung sozialistischen Bewußtseins die Menschen von ihrem Grund und Boden trennt. Das ist bei uns undenkbar. An diesem Punkt ist Überzeugung unheimlich wichtig. Den Boden mit Gewalt oder Zwang zu nehmen, würde nichts nützen. Das sind aber auch Fragen, die nach der Revolution konkreter beantwortet werden können. „

Auf jeden Fall steht für die PKK schon fest, auch die Realität des Krieges bei ihrer späteren Politik im Umgang mit den Bauern zu berücksichtigen, da diese Realität auch die Produktionsverhältnisse in Kurdistan grundlegend und möglicherweise unumkehrbar beeinflußt.

„Durch die Entstehung des Befreiungskampfes und während seiner Entstehung wurde der Widerspruch zwischen den Bauern und den Aghas aufgelöst, denn es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder an der Seite der Revolution oder der Konterrevolution. Inzwischen liegt der Widerspruch nicht mehr zwischen arm und reich, sondern auf der eben genannten Ebene. Die Institution Agha gibt es in Kurdistan nicht mehr. Wer an der Seite des Feindes arbeitet, wird mit all seinem Besitz vernichtet. Der größte Feudalherr und Großgrundbesitzer in Kurdistan ist heute die Türkei selber, also der Staat. Der gesamte Boden ist unter seiner Kontrolle, in den Händen der Feudalkompradoren und Agenten, die kein Interesse an der Revolution haben. Seit ihrer Gründung wurde die Partei von diesen angegriffen. Das Dorfschützertum basiert auf diesen Leuten. Kurz gesagt sind es die Feinde der Revolution, für die es kein Verzeihen und Erbarmen gibt. Diejenigen, die übrig bleiben, werden mit mehr politischem Bewegungsraum behandelt, so daß sie nicht dem Feind in die Arme getrieben werden. Darüberhinaus ist die Lösung der Bodenfrage klar. Der Boden wird an die Werktätigen verteilt, das ist unsere grundsätzliche Politik."

Ausgehend von der Praxis im Befreiungskampf wurden von unserem Gesprächspartner die Möglichkeiten einer Entwicklung in einem befreiten Kurdistan als einer Dialektik zwischen Bündnissen und Klassenkampf erläutert: „Das Grundverständnis der Partei von der Front ist, daß alle Organisationen, alle Klassen und Schichten, die antiimperialistisch, antikolonialistisch sind und die einen patriotischen Anspruch haben - man kann das auch auf Individuen beziehen - als Bündnispartner in Anspruch genommen werden. Zum Beispiel sind gerade zehn Studenten der Islamischen Universität Kairo bei uns. Sie sind hier, weil sie einen patriotischen Anspruch haben, weil sie antikolonialistisch und antiimperialistisch denken. Darüber hinaus haben sie die Avantgarde der PKK akzeptiert, haben sich dafür geöffnet. Das ist kein Widerspruch zum Sozialismus. Das heißt nicht, daß es keinen Klassenkampf gibt; der wird weitergehen. Daß es Kreise gibt, die sich gegen bestimmte Sachen wehren werden, ist auch klar. Mit der Gründung des Staates haben wir ja noch nicht alle Probleme gelöst. Der Klassenkampf wird auf der ideologischen Ebene fortgeführt werden. Kleinbürgerlichen, feudalen und bourgeoisen Parteien und Organisationen wird so die Basis genommen, auch auf ökonomischer Ebene, stufenweise je nach der Größe der ausgehenden Gefahr."

In Bezug auf die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung ist die Frage nach der Rolle der Partei bei der Machtergreifung und danach im Staat von grundsätzlicher Bedeutung, zumal gerade an diesem Punkt eine der Wurzeln des Scheiterns des Realsozialismus gesehen werden muß. Gerade die Gefahr der Bürokratisierung wird von der PKK als ernstes Problem betrachtet, was sie nicht daran hindert, die Auffassungen der Klassiker auf ihre Nützlichkeit zu prüfen. „ Lenin hat diese Fragen detailliert dargelegt. Es gibt bei uns keine andere Form der Annäherung daran. Innerhalb der Partei wird aber auch die Diskussion geführt, wie sich die Partei entwickeln sollte. Soll sie sich als Avantgarde- oder Kaderpartei innerhalb des Staates verstehen oder sich sofort auflösen? Die Interessen der Bevölkerung wird die Partei immer verstehen; aber es ist falsch, daß alle Probleme der Bevölkerung im Rahmen der Partei gelöst werden. Das würde zum Bürokratismus führen und zu bürokratischen Parteikadern. Diese Gefahr besteht immer; die Interessen des Volkes zu bewahren bedeutet nicht, daß diese Partei die einzige im Staat ist. Das würde den freien Willen der Bevölkerung nicht zum Ausdruck bringen. In Revolutions-- und Aufbauphasen kann es nötig sein, den Prozeß der 'Staatwerdung' durch die Partei zu entwickeln. In diesem Prozeß muß die Partei ihre Rolle spielen, weil sie Avantgardekraft ist. Wenn aber das davon nicht absehbar ist, wird es wie im Realsozialismus. Deshalb muß die Bevölkerung mit der Zeit soweit entwickelt werden, daß sie ihren eigenen Willen im Staat zum Ausdruck bringt. Der Staat muß der Bevölkerung dienen. Das muß auf allen Ebenen, auf der politischen wie der ökonomischen, geschehen. Der Staat muß auch noch da sein, um gegen äußere und innere Feinde vorzugehen und vor entsprechenden Gefahren zu schützen. Das beste Staatsverständnis wäre, wenn sich die Bevölkerung ihre eigenen Institutionen schafft. Es muß ein Demokratisierungsprozeß stattfinden, damit freies Denken und Handeln entstehen können. Staatsprobleme und Volksprobleme dürfen nicht voneinander getrennt werden."

„Der Bürokratismus ist auf jeden Fall sozialismusfeindlich; die Armee genauso. Eine Armee, die sich nicht zum Volk macht, sich nicht so versteht, ist auf jeden Fall ein Gegner des Sozialismus. Wenn sich dieses Verständnis institutionalisiert, dann wird es Parasitentum. Die Partei greift die Gedanken Lenins dazu auf. Diese Institutionen dürfen nur solange ihre Rolle spielen, wie es unbedingt nötig ist. Sonst werden sie wie ein Schwamm, der alle Werte aufsaugt. Deshalb muß es um die Verkleinerung dieser Institutionen gehen, nicht um ihre Vergrößerung."

Eine der wesentlichen Methoden in der Frage der Vermeidung von Bürokratie, die sich auf immer höherem, bewußterem Niveau vollziehende Organisierung der gesamten Bevölkerung, praktiziert die PKK bereits jetzt im Befreiungskampf. An dieser Stelle sei auch auf den Unterpunkt 'Kritik/Selbstkritik' im folgenden Abschnitt verwiesen, das neben weiteren Prinzipien schon jetzt durch die ständige Kontrolle und 'Regulation' der innerparteilichen Entwicklung dafür sorgt, daß die PKK sich nicht durch einen aufgeblähten Parteiapparat behindert. Stellvertretend für weitere gesellschaftliche Bereiche wird hier auf die Frage der Volksbewaffnung eingegangen, in der sich die PKK - selbst im bewaffneten Kampf stehend - schon im Ansatz von bisherigen Auffassungen ehemaliger sozialistischer Staaten unterscheidet.

„Statt einer immer größer werdenden und sich immer stärker institutionalisierenden Armee muß zur Milizorganisierung übergegangen werden, also zu einer vom Volk 'bestimmten' Armee. Eine Armee allein jedoch kann das Volk nicht schützen. Der beste Schutz für die Bevölkerung ist, daß sie ihren eigenen Willen entwickelt und sich dann entsprechend organisiert. Dieses Herangehen existiert in der Partei bereits jetzt. In Orten und Regionen, in denen die Bevölkerung gut organisiert ist, haben wir sehr wenig Verluste."

Diese Praxis wird aktuell auf das besetzte Südkurdistan angewandt, wo - neben der Verstärkung der militärischen Aktionen in der letzten Zeit - etwa seit Jahresbeginn neue Ansätze zur Organisierung der Bevölkerung verfolgt werden. Die Bedingungen dafür haben sich insbesondere nach dem Scheitern der türkischen Celik-Operation (12) im Frühjahr 1995 noch einmal verbessert.

Generell läßt sich in vielen Aussagen und Gesprächen die Auffassung feststellen, daß der Aufbau eines sozialistischen Kurdistan zeitlich naht und nicht mehr nur Gerücht ist, aber von sehr langer Dauer sein wird. Dieser Zeithorizont reicht auf jeden Fall über Jahrzehnte und ist auch ein Ausdruck vom Bewußtsein der zu lösenden Aufgaben: „Die Parteiführung sagt, daß die größte Gefahr nach der Revolution darin besteht, in einen Siegesrausch zu geraten, also zu sagen: Jetzt läßt sich jedes Problem ganz leicht lösen. Damit würde man die Revolution selber liquidieren. Die Revolution durchzuführen ist schon schwierig, aber den begonnenen Aufbau fortzuführen, das ist am allerschwierigsten."

So bleiben die Vorstellungen zu konkreten gesellschaftlichen Bereichen relativ ungenau. Wie auch in anderen Fragen werden lediglich die Rahmenbedingungen und Prinzipien gekennzeichnet. Dafür gibt es vor allem zwei Ursachen: Zum einen die Auffassung der PKK, daß gesellschaftliche Prozesse nicht linear verlaufen, sondern das Kräfteverhältnis und die sich daraus ergebenden politischen Möglichkeiten jeweils aktuell bestimmt werden müssen, also die Frage, welche Taktik jeweils im Rahmen der feststehenden Strategie entwickelt wird. Zum anderen die einfache Tatsache, daß die Organisierung des Krieges jetzt alle Kräfte, darunter auch die für umfangreichere konzeptionelle Arbeiten, bindet. Zum sozialen System heißt es beispielsweise: „Wenn die Produktion gemeinsam erfolgt, muß auch ihr Ergebnis an alle verteilt werden, möglichst auf allen Ebenen. Als Beispiel: Das Gesundheitswesen und alles andere, was im sozialen Leben im Kapitalismus Geld kostet, das muß bei uns kostenlos erhältlich sein. Natürlich kann man von der Verteilung sozialer Rechte nicht leben. Also alle entsprechenden Institutionen der Gesellschaft müssen allgemein zugänglich sein und zugunsten der Bevölkerung arbeiten. Das ist das Grundprinzip. Es jetzt schon detailliert zu behandeln, wäre wahrscheinlich unrealistisch. „

An dieser Stelle sei auf eine kleine Umfrage eingegangen, die wir auch zu diesem Thema unter den LehrgangsteilnehmerInnen an der Zentralen Parteischule durchführten. Auf die Frage, wie sie sich den Sozialismus in Kurdistan vorstellten, wurde das Thema am häufigsten in Bezug zu notwendigen Änderungen der Persönlichkeit gesetzt, bis hin beispielsweise zu der Vorstellung, daß dann Männer und Frauen als befreite Individuen auch tatsächlich zusammen kämpfen können im Gegensatz zur jetzigen Phase des Kampfes, in der Frauen in der Frauenarmee für sich einen Freiraum, ein erstes 'befreites Gebiet' schaffen. An zweiter Stelle in der Häufigkeit der Nennungen tauchen Begriffe in Zusammenhang mit sozialer Gerechtigkeit und politischer Gleichberechtigung auf. Von zwei Freundinnen wurde zum Ausdruck gebracht, daß sie dieses Thema in Zusammenhang mit der Person von Abdullah Öcalan sehen, in dem sie die Verkörperung des Sozialismus in Kurdistan erkennen. Auf die notwendige Veränderung der Eigentumsverhältnisse an Produktionsmitteln wurde nur einmal eingegangen, ebenso auf die Vorstellung, daß Technologie dann den Menschen zu dienen habe, außerdem auf den Zusammenhang, daß Moral und Gefühle der Menschen eine wichtigere Rolle spielen würden als Ökonomie und Technik.

Abschließend werden noch einige Kritikpunkte am Realsozialismus zusammengestellt, die über das bisher Gesagte hinausgehen und sowohl in Analysen von Abdullah Öcalan als auch in Diskussionen mit LehrgangsteilnehmerInnen auftauchten. Grundsätzlich ist die Kritik in Bezug auf die Lösung der Frauenfrage, die von den Staaten bzw. Parteien des Realsozialismus nicht in Angriff genommen, sondern nur vertieft worden sei. Darin wird eine der Hauptursachen für das Scheitern dieser Versuche einer Gesellschaftsänderung gesehen. Im Zusammenhang mit der Verselbständigung der Bürokratie wird vehement die Auffassung vertreten, daß niemand im Namen einer Gesellschaftsordnung individuelle Rechte aus der Welt schaffen oder gar Menschen liquidieren darf. Es wird in vielen Punkten darauf eingegangen, daß der Realsozialismus keine neue Persönlichkeit geschaffen habe, was zum Beispiel auch an der feudalistisch beeinflußten Person Stalins deutlich werde. Kritisiert wird außerdem, daß unter anderem von der UdSSR anfangs taktisch angelegte außenpolitische Beziehungen zum strategischen - und damit einengendem Rahmen für die eigene Entwicklung wurden, was sich in der Fixierung auf die militärische Verteidigung des Landes und die Teilnahme am atomaren Rüstungswettlauf ausdrückt. Damit erfolgte dann in der Praxis die Abkehr vom proletarischen Internationalismus durch ein zum Beispiel taktisches Verhältnis zur Sicherung von Einflußsphären statt uneigennütziger internationaler Solidarität.
 


(8) Kurdistan Report 5/6, 1995, 25.
(9) Arbeiterpartei Kurdistans PKK, ebd., 127.
(10) Die hier genannten Begriffe werden im Kapitel 'Prinzipien' genauer erklärt.
(11) Ernesto Che Guevara, Die sozialistische Planung und ihre Bedeutung (Juni 1964), in: Ernesto Che Guevara, Politische Schriften, Berlin 1976, 83.
(12) Celik-Operation: Am 20. März 1995 übertraten türkische Streitkräfte mit 35 000 Soldaten die Grenze zum Irak. Nach schweren Verlusten und dem Eindruck massiven internationalen Druckes mußten sie sich wieder zurückziehen.