Licht am
Horizont
Annäherungen an die PKK |
IV. Werte, Prinzipien
und Methoden der PKK
IV.1.5. Sozialismus als internationale Bewegung IV.2. Arbeit IV.2.1. Arbeit und ihre Ergebnisse gehören allen |
IV.2. Arbeit
Arbeit nimmt im Lehrprogramm der 'Werte' der Zentralen Parteischule einen großen Raum ein. Mit Arbeit - das türkische Wort 'emek' umfaßt: Mühe, Arbeit, Anstrengung, Produktion ... - ist ein umfassender Begriff gemeint, nicht nur bloße Tätigkeit.
Der Parteiname, Partiya Karkeren Kurdistan, -Arbeiterpartei Kurdistans, ist deshalb in mehrerer Hinsicht programmatisch: Arbeit ist konstituierendes Element in der Schaffung von Werten, im Entstehungs- und Bewußtwerdungsprozeß des Menschen - der Menschheit wie des einzelnen Menschen.
Arbeit schafft den Menschen; auch den 'neuen Menschen'.
„Der grundlegenste Ausgangspunkt der Partei ist, daß sie eine Partei der Arbeit ist. Diejenigen, die niemals selbst gearbeitet (17) haben, sind nach der Revolution eines der Angriffsziele der Partei. Jede/r Einzelne kann sozialistisches Bewußtsein erlangen, zur Partei werden, indem er seine eigene Arbeit organisiert, also über ganz bewußtes Arbeiten. Wer seine eigene Arbeit nicht organisiert, kann auch kein kollektives Bewußtsein entwickeln. Dadurch, daß er/sie die eigene Arbeit schafft, organisiert und Bewußtsein darüber hat, kann er/sie kollektives Bewußtsein erreichen."
Auf diese Prozesse stützt die Partei sich und entwickelt sie, und zeigt den arbeitenden Menschen in Kurdistan - das zum überwiegenden Teil eine ländliche/bäuerliche Struktur/Kultur hat (18) - eine gesellschaftliche Perspektive auf.
In dem von der Partei vertretenen Begriff der 'Arbeit' sind die Ergebnisse der Arbeit nicht nur materieller Art, sondern wesentlich ist der gesellschaftliche Aspekt der Arbeit.
Kollektives gemeinsames Arbeiten an gemeinsamen Zielen, zur Überwindung gemeinsamer Probleme etc. schafft ein Beziehungsgeflecht unter den Menschen, das mit fortschreitender Arbeit immer intensiver und umfassender wird, da es sich um bewußtes Arbeiten handelt. So entsteht und wächst Vertrauen, Zuneigung, Wärme, Liebe.
Im Zusammenhang des Befreiungskampfes ist 'Liebe' nichts, was einfach 'irgendwie' zwischen zwei Menschen passiert, sondern ein gesellschaftlicher Prozeß zwischen, von und für Wertschaffende, Arbeitende. Sie ist also nichts 'Privates', sondern Resultat und Grundlage für kollektive Produktivität.
Das Ziel sind genossenschaftliche Beziehungen, und nicht Zweierbeziehungen gleich welcher Art; in der Spannbreite von 'bester Kumpel' bis 'Ehe' werden solche Beziehungen als Hindernis für den Kampf, für das Kollektiv betrachtet.
Die Partei stützt sich in allen Bereichen auf Arbeit:
- indem sie sich darüber im Klaren ist, daß sie durch Arbeit geschaffene Werte nützt, um sich selber am Leben zu erhalten. Die Parteikader und -institutionen produzieren selbst fast keine Lebensmittel, Kleidung etc. - sie leben also von der Arbeit des Volkes, das genügend zur Verfügung stellt.
- indem sie die Arbeit nach kollektiven Kriterien organisiert und unter anderem so die durch diese Arbeit geformten Menschen zu Kadern entwickelt;
- indem sie Arbeit und ihre Produkte - Werte, Fähigkeiten -in den Kampf umwandelt, was das bisher Erarbeitete schützt und wiederum neue Werte und Produktion schafft.
Was im wertschaffenden Sinne Arbeit und Kampf miteinander zu tun haben, soll durch zwei Zitate verdeutlicht werden: „Die Arbeit, die von der kurdischen Gesellschaft geleistet wird, nicht dem Feinde überlassen! Das bedeutet: die Ausbeutungsverhältnisse durch den Feind abschaffen. Das heißt: Die Befreiung der Arbeit. Mit ihrer Befreiung ist Bewußtsein über die Arbeit erst möglich. Also: Die befreite Arbeit schafft Bewußtsein über die Arbeit selbst. Dadurch wird sie zum Wert. Bewußt gewordene Arbeit ist Wert. Die Guerilla ist die Kraft, die den Prozeß der Bewußtwerdung derrbeit entwickelt."
Zwischenbemerkung: Die Abschaffung der Ausbeutungsverhältnisse, die Befreiung der Arbeit, ist natürlich nicht in dem Sinne zu verstehen, daß außerhalb des Kolonialismus die Arbeit nicht unterdrückt und ausgebeutet würde.
1) Es ist von einem weiten Feindbegriff auszugehen, der nicht nur Kolonialismus, sondern auch Patriarchat, Kapitalismus, Imperialismus umfaßt.
2) Der Großteil der Produktionsmittel in Kurdistan ist in kolonialistischer und imperialistischer Hand.
3) Es gibt keine kurdische Bourgeoisie, auch keine Kompradoren Bourgeoisie, die die Arbeit der oligarchisch strukturierten türkischen Bourgeoisie nach dem antikolonialen Sieg weiterführen könnte. Vorhandene Ansätze einer Bourgeoisie sind zu schwach entwickelt, um solche Aufgabe zu übernehmen.
4) Die derzeit noch als Aghas mit dem Kolonialfaschismus zusammenarbeitenden Kräfte, darunter fallen auch die 'Dorfschützer'-Banden, werden bis zum Sieg vertrieben und aufgerieben sein. Deren Land steht sozusagen der Bewegung zur Verfügung.
5) Es haben sich nur wenige Aghas auf die Seite der PKK gestellt. Und die vereinzelten, die es gibt, haben 'ihren' Besitz inzwischen in die Hände der Bewegung gegeben. Das würde bedeuten, daß nach einem Sieg die Voraussetzungen da sind, die Arbeit in der ganzen Gesellschaft nach sozialistischen Prinzipien organisieren zu können. (Daß die Menschen eben für sich und für den eigenen Bedarf arbeiten und diesen Wert nicht von anderen stehlen.)
Also Arbeit ist nicht nur ökonomisch definiert, sondern sie ist auch eine moralisch hoch bewertete Kategorie: gegen den Feind gerichtete Aktivitäten sind Arbeit im Sinne der antikolonialen Befreiung. „Arbeiten heißt, am Tod der Kolonialherren zu arbeiten." (19) Diese Arbeit schützt die Arbeit der kurdischen Menschen, also auch sich selbst, und produziert darin Bewußtsein über die eigene Situation der Menschen, wie über den Weg zur kollektiven Loslösung aus dieser be- und unterdrückenden Situation.
Das ist die Produktion von Befreiungskampf.
Zum Aspekt 'Partei der Arbeit' im internationalen Kontext hat Abdullah Öcalan in seiner Rede zum 1. Mai 1995 gesagt: „ Die Gründe, warum die PKK als Partei der Arbeit national und international so viele Reaktionen auslöst, sind:
1) Sie gibt gute Antworten auf die Probleme, die der Realsozialismus
hatte.
2) Sie hat nicht die Krankheit des Realsozialismus.
3) Sie entwickelt sich selber permanent weiter.
4) Ihre Taktiken auf politischer Ebene sind weit entwickelt.
5) Sie hält auf allen Ebenen den Widerstand hoch.
Dadurch ist sie zu einer Bewegung geworden, die dem Imperialismus große
Schwierigkeiten bereitet. In diesem Sinne ist sie eine Partei der Arbeit.
„
Die Partei ist dem proletarischen Internationalismus verpflichtet.
Sie entwickelt aus den gemachten Erfahrungen neue Lösungen („Wir geben
die Selbstkritik des Sozialismus...« Abdullah Öcalan, 6.08.95),
entwickelt ständig - auf dem jeweiligen Stand des globalen Kräfteverhältnisses
-neue Taktiken auf militärischer, politischer und diplomatischer Ebene.
Dadurch wurde sie zu einem Faktor des internationalen Klassenkampfes, der
weder von den Imperialisten noch von den revolutionären Kräften
ignoriert werden kann.
Wir konnten feststellen, was für harte Arbeit es ist, die notwendige ideologische Klarheit dafür herzustellen, zu halten, umzusetzen und innerhalb der Partei zu vermitteln.
Die Partei läßt nichts wie es ist, sondern sie versucht immer, vorgefundene Bedingungen zu verändern und produktiv für das sozialistische Ziel zu nutzen.
In diesem Zusammenhang ist auch die Veränderung des Parteiemblems zu sehen - der Austausch des Symbols Hammer und Sichel durch die Fackel, die Zeichen ist für das Licht, das der Sozialismus in das Dunkel der Menschheit trägt.
„Zum Parteiemblem: Hammer und Sichel hat im Realsozialismus nur die
Klasse der Arbeiter und Bauern mit einbezogen, und darum ist es auch ein
Ausdruck des Realsozialismus. Im neuen Sozialismusverständnis geht
es um die ganze Menschheit ... Es soll die Menschheit übergreifend
ansprechen. Aber das bedeutet nicht, daß sich irgend etwas an den
Grundprinzipien geändert hat. Inzwischen muß der Sozialismus
auch als Menschheitsfrage und nicht nur als Klassenfrage definiert werden.
«