Aus Kurdistan Report Nr.97 Das Eis zum Schmelzen bringen 'Wir gehen mit der Hoffnung, dass es zur Lösung
kommen wird' Nachdem am 1. Oktober 1999 eine Gruppe ARGK-KämpferInnen als FriedensbotschafterInnen in die Türkei ging, flog am 29. Oktober eine weitere Friedensdelegation der PKK von Europa in die Türkei, um die Ernsthaftigkeit der Bemühungen der PKK für eine friedliche und demokratische Lösung zu unterstreichen. Wir dokumentieren die Presseerklärungen von Aysel Dogan und Aygül Bidav. Die Mitglieder beider Friedensgruppen befinden sich zur Zeit in Haft in der Türkei. AYSEL DOGAN (Heval Zeynep):Auch der Frieden bedarf eines großen Kampfes Die Situation der Frau ist das Spiegelbild einer Gesellschaft, inwieweit sie demokratisch bzw. antidemokratisch ist. Zugleich ist sie auch der Maßstab dafür, inwieweit eine Gesellschaft sozial bzw. antisozial ist. Die Frau spielt eine sehr wichtige Rolle in der Gesellschaft und im sozialen Leben. Große Widersprüche bedürfen großer Kämpfe. Wenn die Zielsetzung eines Krieges nicht im Verhältnis zur Dimension eines Krieges steht, entsteht großes Leid. Der 15jährige Krieg in Kurdistan ist ein Krieg, dessen Opfer nicht entschädigt wurden. Der Krieg in Kurdistan hat tiefgehende Ursachen. Die Frau hat den Krieg auf ein bestimmtes Niveau gebracht und bestimmte Widersprüche aufgedeckt. Die Fortführung des Kampfes muss ab jetzt ein Kampf für den Frieden sein. Dieser Schritt wurde zuerst von unserem Vorsitzenden eingeleitet und anschließend von unserer Partei unterstützt. Welche Rolle spielt die Frau an diesem Punkt? Wenn wir uns die Geschichte der PKK näher betrachten, sehen wir, dass die Frau ihren größten Kampf innerhalb der PKK führt und zugleich innerhalb der PKK gefunden hat. Auch das ist eine Realität. Die PKK und der Vorsitzende haben die verloren gegangene Frau und die Gesellschaft, die die Frau als Ware betrachtet und konsumiert, das soziale, politische Leben und allgemein den unterdrückten Menschen neu geschaffen. Die Partei hat die Gesellschaft in Person einer Frau geschaffen. Das war nicht sehr einfach. Die Frau führt diesen Kampf noch heute, sowohl in ihrer Persönlichkeit als auch gegen ihre Unterdrücker. Die PKK hat die Frau im Kampf geschaffen, und in ihrer Person ein ganzes Volk. Auch der Frieden bedarf eines großen Kampfes. Seine Methoden sind andere als die des Krieges. So wie Frauen an der vorherigen Form des Kampfes teilgenommen haben, so nehmen sie auch heute im Kampf für den Frieden aktiv und erfolgreich ihren Platz ein. Ich fühle mich selbstverständlich sehr verantwortlich, wenn ich als Frau an dieser zweiten Friedensgruppe teilnehme. Ich glaube, dass wir mit dem Selbstvertrauen, welches wir durch unseren Vorsitzenden und innerhalb der Partei gewonnen haben, hierbei erfolgreich sein werden. Da einige Gruppen sehr weit von jeglichen Bemühungen entfernt sind, verstehen sie nicht, dass jede Art von Kampf eine Frage des Arbeitsaufwandes ist. Daher werden sie wieder sagen: "Die PKK benutzt wieder die Frau, sie liefert sie aus." Das ist natürlich auf ihre Unwissenheit zurückzuführen. Uns wird am besten unser Volk verstehen. Es sind die kurdischen Frauen, die in diesen Kampf große Kraft hineingesteckt haben. Daher wird die Frau auch in dieser Phase ihren Platz einnehmen. Das sollten sie ebenfalls so begreifen: Sie sollten uns als ein Teil von ihnen und als ihre Sprecherinnen begreifen. Wir werden versuchen, ihnen würdig zu sein. AYGÜL BIDAV (Heval Rojin): Diese Gruppe bedeutet die Rückkehr von Europa ins Land Die Frauen haben sowohl im Inland als auch im Ausland in diesem Prozess einen Platz eingenommen und gezeigt, dass besonders die Frau den Frieden anstrebt. Das hat selbstverständlich seine Gründe. Im Krieg haben die Frauen und Kinder das größte Leid ertragen. Das war auch in Kurdistan so. Daher wird es die Frau sein, die die Führung im Kampf für den Frieden übernehmen wird. Die Frau wird in der Gesellschaft ihre Rolle spielen. Sowohl die Friedensmütter, als auch die Frauen in den Gesellschaften des Landes und Auslandes bemühen sich sehr für den Frieden. Wir versuchen, ihnen zu entsprechen und mit der Kraft, die wir von ihnen bekommen haben, ihre Vertreterinnen zu sein. Wir möchten sie mit der Demokratie vertraut machen und sie mit dem Land vereinen. Es ist nicht möglich, die Frau vom Land loszutrennen. Diese Gruppe steht für die Rückkehr ins Land. Es ist eine Rückkehr aus Europa. Aus diesem Grund ist die Frau auch wichtig. Ich glaube daran und vertraue darauf, dass die Frau in dieser Friedensphase einen wichtigen Beitrag leisten wird und hierbei sogar führend sein wird. |