Yedinci Gündem Online, 18.02.2002 Frauen organisieren den Frieden ANKARA - Frauen der "Kontinuierlichen Frauenplattform für den Frieden", die sich aus weiblichen Mitgliedern vieler politischer Parteien, Gewerkschaften und Zivilgesellschaftsorganisationen zusammensetzt, haben auf der Vorstellungsveranstaltung der Plattform selbstkritisch erklärt, dem Krieg "in der Region" und dem Drama, dem insbesondere die kurdischen Frauen aufgrund des Krieges ausgesetzt waren, nicht genügend Beachtung geschenkt zu haben. Um sich der Öffentlichkeit vorzustellen, hat die "Kontinuierliche Frauenplattform für den Frieden" gestern eine Pressekonferenz in der Berufskammer für geologische Ingenieure abgehalten. Die Plattform war auf einen Aufruf israelischer Frauen am 25. Dezember 2001 gegründet worden, die unter dem Namen "Frauenkoalition für einen gerechten Frieden" friedenspolitische Arbeit leisten. Auf der Pressekonferenz verwiesen Sprecherinnen auf die Dringlichkeit des Friedens. Die Welt sei männlich beherrscht, so die Frauen. Sowohl Krieg als auch Frieden seien Entscheidungen von Männern. Angesichts dessen bestehe die Notwendigkeit, dass endlich Frauen in die Prozesse eingreifen. Feray Salman vom zentralen IHD-Vorstand erklärte, sie beteilige sich an der Plattform, um für Frieden zu kämpfen. "Ich bin gekommen, um alles auswendig Gelernte in meinem Kopf zu zerstören. Mein Beitrag zum Frieden entspricht dem Ausmaß, in dem ich mich von meiner eigenen Benachteiligung entfernen und die Benachteiligung meines Gegenübers empfinden kann." Hülya Torma von der Lesbisch-Feministischen Gruppe machte in einem Redebeitrag darauf aufmerksam, dass die Namen Savas (=Krieg) und Baris (=Frieden) bis heute ausschließlich Männern gegeben werden. "Männer bekriegen sich gegenseitig und Männer schließen Frieden miteinander. Es ist höchste Zeit, dass die Frau in dieses System eingreift." Selbstkritik von Frauen Weiterhin betonten die Gruppen der Plattform selbstkritisch, sie hätten jahrelang geschwiegen zu dem Schmerz, den kurdische Frauen aufgrund des Krieges erleben mußten. Anstatt den Schmerz zu sehen, der direkt vor ihren Augen stattgefunden habe, hätten sie Interesse für in weiter Ferne bestehende Probleme gezeigt. So erklärte Sevda Turgut von der Antimilitaristisch-Anarchistischen Gruppe, sie hätten den Krieg in der Region jahrelang ignoriert. "Im Südosten sind tausende von Dörfern entvölkert worden, tausende von Menschen sind gestorben. Aber wir haben sie immer als "die anderen" betrachtet. Eigentlich waren wir selbst "diese anderen"." Für die HADEP-Frauen machte Parteiratsmitglied Fatma Nevin Vargün darauf aufmerksam, dass die kurdische Frau sich geändert habe, von den Medien allerdings als eine Frau mit vier Nebenfrauen und 30 bis 40 Kindern, die auch noch mit ihrer Situation zufrieden ist, gezeigt werde. "Aber ihr könnt euch sicher sein, dass die kurdische Frau heute weder eine Nebenfrau haben will, noch eine sein will. Sie will türkisch ebenso gut wie kurdisch sprechen können. Aber diese kurdische Frau kennt niemand, weil die Medien die veränderte kurdische Frau nicht zeigen." Ausserdem machte die Plattform bekannt, dass sie zur Zeit für den 8. März eine Kampagne unter dem Motto "Für meine Schwester..." vorbereitet und anschliessend zu Themen wie Gewalt, Armut, Frieden und Diskriminierung arbeiten will.
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