'Ehrenmorde‘ Thema in parlamentarischer Kommission Die in den letzten Jahren viel diskutierten sogenannten 'Ehrenmorde‘ sowie Gewalt gegen Frauen und Kinder werden in einer parlamentarischen Kommission in der Türkei diskutiert. Die Kommission hat damit begonnen, die Meinung von Fachleuten anzuhören. So erklärte Dr. Leyla Pervizad, 'Ehrenmorde‘ gebe es überall auf der Welt. Die Statistiken zu dem Thema in der Türkei kritisierte sie als völlig unzureichend. “In Norwegen werden bei einer Einwohnerzahl von 4,5 Millionen jährlich fünfzig Frauen von ihren Partnern ermordet. In der Türkei mit ihren 80 Millionen Einwohnern sollen es 300 Frauen sein. Diese Zahl ist unrealistisch. Wir sind eine geschlossene Gesellschaft, das Problem wird verschleiert. Morde werden als Selbstmorde oder Unfälle vertuscht”. Weiterhin wies Pervizad darauf hin, dass häufig auch Mütter, Tanten, Schwägerinnen an den Familienräten beteiligt seien, auf denen Todesurteile gefällt werden. “Frauen sind dabei nicht schuldlos”, betonte die Fachfrau, deren Lösungsansatz dennoch hauptsächlich auf der Bildungsarbeit mit Männern liegt. Auch männliche Richter und Staatsanwälte müssten zu dem Thema gesondert geschult werden. Die CHP-Abgeordnete Canan Aritman schlug vor, Männer beim Militärdienst zu den Themen Geschlechtergleichheit und Gewalt gegen Frauen zu schulen. Die Kommissionsvorsitzende Fatma Sahin forderte als ersten Schritt die Erstellung klarer Statistiken als Ergebnis von Studien zum Thema ‚Ehrenmorde‘ von Experten aus Justizministerium und Polizei. Quelle: Özgür
Gündem, 20.10.2005, ISKU |