Cenî
Mit freundlichem Gruß
DOKUMENTATION Für eine Welt ohne Gewalt Am 25.11.1960 wurden die drei Schwestern Mirabel in der dominikanischen Republik vom militärischen Geheimdienst gefoltert, vergewaltigt und ermordet, weil sie sich an Aktivitäten gegen den Diktator Trujillo beteiligt hatten. 1981 wurde auf einem Treffen lateinamerikanischer und karibischer Feministinnen dieser drei Frauen gedacht und der 25. November zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ausgerufen. Um
die Ursprünge von Gewalt gegen Frauen zu erforschen, muss weit in
die Geschichte zurückgegangen werden. Archäologische Funde sowie
Interpretationen von Mythen und Sagen lassen darauf schließen, dass
vor dem patriarchalen Herrschaftssystem und damit der Entstehung patriarchaler
Gewalt über einen langen Zeitraum hinweg andere Lebens- und Gesellschaftsformen
existiert haben, in denen die Frau im Mittelpunkt stand. Im Laufe der
Jahrtausende hat der Patriarchalismus sich zu einem System entwickelt,
dessen Gewaltorganisierung - unter anderem Militarismus – sich in
allen Lebensbereichen gefestigt hat. Die Institutionen, in denen patriarchale
Herrschaft dominiert, sind allen voran militärische. Kriege sind
das Resultat. Dieses System schließt den Frieden und das Leben aus.
Heutzutage sind 80-90 Prozent der Opfer in Kriegen Frauen und Kinder. Zahlen aus Russland aus dem Jahr 1998 belegen, dass in einem einzigen Jahr 14 000 Frauen von ihren Partnern ermordet worden sind und diese Anzahl von Opfern damit größer ist, als die getöteter Soldaten, im zehn Jahre andauernden Afghanistankrieg. Als Gewalt muss auch die strukturelle Gewalt gezählt werden, die Ausbeutung in der Zeit der Globalisierung mit sich bringt. In den sogenannten Freihandelszonen wird die Arbeitskraft zumeist junge Mädchen unter unmenschlichen Bedingungen erbarmungslos ausgebeutet. Die größte Waffe der Gewalt ist jedoch der Hunger. So sterben täglich 40 000 Kinder an Unterernährung und Mangel an Medikamenten. Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter. Die soziale Bedrohung des Ehrenmordes dient der Kontrolle über das Verhalten der Frauen und verstärkt sich in Gesellschaften, in denen die Familienstrukturen stark sind und die Familienehre einen hohen Stellenwert hat. Die übertriebene Bedeutung dieses Familienrufs wird verkörpert durch das Verhalten ihrer weiblichen Mitglieder und hat seine Wurzeln in der sozialen und ökonomischen Schlüsselrolle der Familie, um die herum weitergehende Machtpolitik und ökonomische Interessen organisiert sind. Als Partei der Freien Frauen sehen wir die Lösung in der Frage der Gewalt gegen Frauen in einem radikalen Gesellschaftswandel. Aus diesem Grund sind wir überzeugt, dass wir einen neuen Gesellschaftsvertrag brauchen. Auf unserem 4. Kongress haben wir ein dementsprechendes Konzept beschlossen, mit dem die Welt aus dem Blickwinkel der Frauenbefreiungsideologie betrachtet wird. Wir benötigen als Frauen einen alternativen Blickwinkel zum Patriachalismus. Deshalb haben wir den bestehenden, durch patriarchales Denken und Handeln geprägten 5000-jährigen Gesellschaftsvertrag in Frage gestellt und die Welt und das Leben aus den Augen von Frauen betrachtet. Wir glauben, durch dieses große Projekt einen neuen Impuls für Frauen weltweit zu geben, sich Gedanken über einen neuen Gesellschaftsvertrag zu machen. Wir haben versucht, als Kurdinnen eine Antwort auf die Frage zu finden, wie wir leben möchten und wie die Welt, in der wir leben, aussehen soll. Weltweit findet eine Umbruchphase statt. Alles deutet darauf hin, dass diese Veränderung mit Gewalt und Terror vollzogen werden wird. Wir sind Frauen, wir sind gegen Gewalt und wir haben genug von den Kriegen der Herren dieser Welt. Aber wir sehen auch unsere Chance in der stattfindenden Veränderung, denn das bestehende System ist vor allem und in erster Linie ein patriachales System, das sich auf Unterdrückung und Ungleichheit stützt. Daher kann es für uns Frauen keine Gleichberechtigung in diesem System geben. Deshalb ist es notwendiger und dringender als je zuvor, dass Frauen sich organisieren, um gemeinsam eine Welt aufzubauen, die geprägt ist von Frieden, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung.
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