Kurdisches Frauenbüro für Frieden – Cenî
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Düsseldorf, 25.1. 2007

Frauenappell - Laßt uns für immer die Waffen begraben!

Bitte unterstützen sie den folgenden Appell!


Sehr geehrte Frauen,
Liebe Freundinnen,


Wir haben Nelken ins Wasser geworfen, rote Nelken. Stets in der Hoffnung, dass diese in unsere Herzen fließen. Es hieß, die höchsten Berge seien aus den tiefsten Meeren entsprungen. Aus dem tiefsten Schmerz entspränge das größte Glück. Doch wie viel Schmerz kann ein Herz, das für Leben schlägt, tragen?

In unsere Herzen fließt wieder Schmerz. Dabei war die Hoffnung so groß. Erst vor wenigen Tagen fand in Ankara eine Konferenz mit dem Titel "Die Türkei sucht ihren Frieden" statt - einer der wichtigsten Schritte in Richtung Frieden nach dem - fünften- unilateralen Waffenstillstand der kurdischen Seite. Doch während wir uns den Tag erträumten, an dem wir Tauben über dieses Land, das den Frieden doch so sehr benötigt, fliegen lassen, ist eine Taube vom Himmel gefallen.

Hrant Dink, armenischer Journalist und eine der bedeutsamsten Stimmen im Kampf für eine friedliche, demokratische und geschwisterliche Türkei, wurde erschossen.

Wir trauern...trauern um einen Menschen mit einem so großen Herz, das keine Feindschaft kannte, einen Menschen, der sein Leben dem Kampf für Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit aufgeopfert hat.

Wir kämpfen...kämpfen im Gedenken an alle Opfer von Gewalt und Krieg. Wir lassen uns die Chance auf Frieden und Leben nicht nehmen.

Deshalb wollen wir Frauen mit der folgenden europaweiten Unterschriftenkampagne einen Beitrag zum Frieden leisten. Parallel hierzu läuft mit der gleichen Zielsetzung ebenfalls eine Unterschrifteninitiative von kurdischen Frauenorganisationen in der Türkei / Kurdistan. Diese Aktionen werden zeigen, wie stark die Stimme für den Frieden ist. Die gesammelten Unterschriften werden dem Türkischen Parlament und auch europäischen Institutionen überreicht, von denen wir erwarten, dass sie zu den Werten Demokratie, Frieden und Menschenrechte stehen und dass sie ihre Passivität in der Kurdenfrage aufgeben.

Setzen Sie ein Zeichen - Stimmen Sie mit Ihrer Unterschrift ebenfalls für den Frieden!


Mit freundlichen Grüssen

Ceni

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Frauenappell
Lasst uns die Waffen für immer begraben

Die Hauptursache für Kriege und Gewalt ist die Realität des patriarchalischen Systems und seiner Interessen, denn das Patriarchat basiert auf Krieg und Gewalt. Es scheut sich nicht, zur Durchsetzung seiner Machtinteressen und bei der Stabilisierung seiner Herrschaft das menschliche Leben und die Natur zu zerstören.
Unsere Welt ist Zeuge unzähliger grausamer Kriege, von den zwei Weltkriegen bis zu einer Vielzahl regionaler und bilateraler Kriege. Gegenwärtig finden kriegerische Auseinandersetzungen statt im Irak, zwischen Israel und Palästina, zwischen Sri Lanka und den Tamil Tigers (LTTE), zwischen dem kolumbianischen Staat und der FARC-Guerilla sowie zwischen dem türkischen Staat und der kurdischen Befreiungsbewegung (Kongra-Gel). Wenn wir uns die Bilanz der Kriege und der Gewalt vor Augen führen, so sehen wir eine erschreckende Realität von nackter Brutalität und Grausamkeit.
Wir Frauen, die wir bei keiner Art von Gewalt und Krieg parteiisch sind und die Gewalt nicht akzeptieren, sind deren Leidtragenden. Werden wir zum einen durch den Krieg dazu gezwungen, den Schmerz über den Verlust unserer Kinder, unserer Ehemänner, unserer Geschwister und Väter zu tragen, sind wir auf der anderen Seite mit physischen, sozialen, geistigen und ökonomischen Problemen als Kriegsfolgen konfrontiert. Tausende von uns wurden in Kriegen angegriffen, ermordet, vergewaltigt, verhaftet und gefoltert. Wir wurden zur Flucht in Länder gezwungen, deren Sprache und Kultur wir nicht kennen. Während wir aufgrund der Schmerzen des Krieges Tränen zu vergießen hatten, mussten wir den Überlebenskampf gegen Kälte und Hunger führen. Aus diesen Gründen nehmen wir gegen alle Arten der Gewalt, in erster Line die des Krieges, unseren Platz auf der Seite des Friedens ein.
Die Angehörigen des kurdischen Volkes, dessen Identität, Sprache und Kultur noch immer nicht anerkannt werden und das Vernichtung und Verleugnung ausgesetzt ist, führen seit annähernd dreißig Jahren einen Freiheitskampf. Ihre Forderung ist die Anerkennung der kurdischen Sprache, Identität und Kultur sowie weiterer universeller demokratischer Rechte. Sie fordern die Möglichkeit, ihr Leben frei und gleichberechtigt zu führen.
Während des 30-jährigen Krieges verloren mehr als 30.000 Menschen ihr Leben. Tausende wurden aus ihren Dörfern vertrieben, mehr als 3.000 Dörfer wurden von staatlichen Sicherheitskräften zerstört und entvölkert.
Unzählige von Frauen wurden Gewalt, sexueller Folter und Vergewaltigung durch Sicherheitskräfte und so genannte Dorfschützer ausgesetzt. Hunderte von Kindern sind aufgrund von Minenexplosionen verstümmelt worden. Im Verlauf des 30-jährigen Kampfes hat die kurdische Befreiungsbewegung viermal einen einseitigen Waffenstillstand verkündet, um die kurdische Frage auf demokratischem und friedlichem Wege zu lösen. Leider blieben diese Chancen wegen des Beharrens des türkischen Staates auf seiner Verleugnungs- und Vernichtungspolitik ungenutzt. Das Ergebnis war immer eine Zunahme der staatlichen Militäroperationen, so dass die Voraussetzungen für die bisherigen vier Waffenstillstände ausgehöhlt wurden. Die Gemeinschaft der Kommunen in Kurdistan (Koma Komalên Kurdistan) hat trotz allem erneut am letzten 1. Oktober zum fünften Mal einen einseitigen Waffenstillstand erklärt. Sie versucht, die kurdische Frage nicht über den Weg der Gewalt, sondern mit friedlichen Methoden zu lösen.
Wir Frauen aus verschiedenen Völkern unterstützen den Waffenstillstand der KKK und rufen den türkischen Staat sowie die internationalen Kräfte (wie die EU und USA) dazu auf, ihrer Verantwortung nachzukommen, damit dieser Waffenstillstand in einen dauerhaften Frieden münden kann. Wir fordern eine friedliche und demokratische Lösung der kurdischen Frage.

Daher:
• Rufen wir den türkischen Staat dazu auf, den einseitigen Waffenstillstand in einen beidseitigen Waffenstillstand zu verwandeln. Auch rufen wir die Personen, Institutionen und Kräfte, die im Vorfeld einen Waffenstillstand von der kurdischen Seite gefordert hatten, dazu auf, ihrer Verantwortung nachzukommen, damit dieser Waffenstillstand eine Chance hat.
• Rufen wir die EU dazu auf, den Waffenstillstand der KKK klar zu unterstützen und ihren Einfluss für die demokratische und friedliche Lösung der kurdischen Frage geltend zu machen.
• Fordern wir die Einbeziehung von Frauen, als den Hauptleidtragenden des Krieges, in die Friedensphase, damit der Frieden dauerhaft und gerecht wird.

Name/Organisation Stadt/Land Unterschrift


Ceni – Kurdisches Frauenbüro für Frieden, IFE – Initiative Feministe Europeene und IFWF – Free Womans Foundation

Aufruf als PDF