Bürgermeisterin und Mutter von zehn Kindern Zeyniye Öner ist Bürgermeisterin der Ortschaft Sürgücü im Kreis Derik bei Mardin. Sie stammt aus Kiziltepe, ist 47 Jahre alt und hat die Grundschule besucht. Im Alter von 17 Jahren heiratete sie und zog zu ihrem Mann nach Sürgücü. Inzwischen hat sie zehn Kinder. Als Hausfrau, die neben der Feld- und Hausarbeit mit ihren Kindern beschäftigt war, wurde sie bei den Kommunalwahlen am 28. März 2002 zur Bürgermeisterin gewählt. „Bis dahin hatte ich nie daran gedacht, eines Tages Bürgermeisterin zu werden. Auf die Forderung aus der Bevölkerung habe ich kandidiert. Als mir der Vorschlag unterbreitet wurde, konnte ich es gar nicht glauben“, erklärt sie und betont, dass sie durch die Wahl der Bevölkerung auf diesen Posten gekommen sei. „Ich teile alles mit der Bevölkerung: den Schmerz, die Freude, die Trauer.“ Bevor sie Bürgermeisterin geworden sei, habe sie nicht gewusst, dass es in dem Ort so viele Probleme gebe, sagt sie. Jetzt arbeite sie daran, diese Probleme zu beheben. Der Dienst an der Gemeinschaft mache sie glücklich. „Für die Bevölkerung würde ich alles geben. Ich denke, dass ich inzwischen ein gewisses Niveau erreicht habe. Bisher war ich Hausfrau, aber jetzt bin ich Bürgermeisterin. Ich bin Mutter, versorge meine Familie und versuche, meiner Verantwortung gegenüber meinen Kindern gerecht zu werden. Wenn ich nach Hause komme, kümmere ich mich um die Kinder und mache sauber. Morgens gehe ich in die Gemeindeverwaltung und mache hier meine Arbeit. Ich mache also zwei Arbeiten gleichzeitig. Natürlich ist das anstrengend, aber es macht mich auch glücklich.“ In der Gemeindeverwaltung gebe es nur zwei Zimmer mit mangelhafter Ausstattung, so erzählt Öner. Gemeinsam werde versucht, die Mängel zu beheben. Über ihre bisher geleisteten Arbeiten berichtet sie: „Wir haben fehlendes technisches Material besorgt, einen Schulgarten angelegt, auf 1200 Meter Länge Kanalisationsrohre gelegt und auf 2000 Meter Wasserrohre. Wir haben die Brunnen erneuert. Im Moment versuchen wir, die Infrastruktur der Ortschaft und insbesondere das Wasserproblem zu lösen. Für den Wegebau sowie die Einrichtung eines Gymnasiums und einer Gesundheitsstation haben wir die notwendigen Anträge gestellt.“ Öner verweist auf die schwere Last, die Frauen zu tragen haben: „Die gesamte schwere Last des Lebens liegt auf den Schultern der Frauen. Weil ich eine Frau bin, können die Frauen aus dem Ort ganz entspannt zu mir kommen und mir von ihren Sorgen erzählen. Ich versuche, ihnen zu helfen, soweit es geht.“ Quelle: Özgür Politika, 22.06.2005
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