Zilans
Botschaft an den Vorsitzenden Abdullah Öcalan
AN DEN PARTEIVORSITZENDEN
Mein Name ist
Zeynep Kinaci. Ich bin 1972 in Malatya geboren meine ursprüngliche
Heimat ist das Dorf Elmah bei Malatya. Wir zählen in der Region
zu dem Mamureki-Stamm. Meine Ausbildung habe ich an der Inönü-Universität
in Malatya im Bereich des Tourismus und der Psychologie absolviert.
Vor meinem Beitritt zur Freiheitsbewegung habe ich in der Staatsklinik
in Malatya als medizinisch- technische Assistentin gearbeitet. Ich bin
verheiratet; mein Gatte stammt aus dem Dorf Ixliya bei Amed. Auch er
ist Absolvent der Universität Malatya. Während der Arbeit
an der Front in Adana geriet er im Winter 1995 in die Gefangenschaft
des Feindes. Der Lebensstandard meiner Familie kann als mittelmäßig
bezeichnet werden. In gewisser Hinsicht genoß ich eine liberale
Erziehung. Mein Interesse für die Linke und die kurdische Bewegung
ist während der gymnasialen Ausbildung entstanden, ohne daß
ich mich einer konkreten Organisation hingezogen fühlte. Während
des Studiums entwickelte ich allmählich Sympathie für die
PKK. Das Interesse für die kurdische Freiheitsbewegung führe
ich auf die, wenn auch geringe, Bewahrung der kurdischen Identität
innerhalb meiner Familie zurück. Der patriotische Freundschaftskreis
war zu jener Zeit unorganisiert und ohne Führung. Auch die wirtschaftlichen
Schwierigkeiten meiner Familie haben mich lange Zeit in meiner Identitätsfindung
gehindert. Aber mit der Zeit hat sich eine Situation eingestellt, in
der ich mich mit der notwendigen Reife und Überzeugung für
die Freiheitsbewegung entscheiden konnte. Ab 1994 war ich für die
Dauer eines Jahres in Adana an der Front und habe dabei eine gründliche
Ausbildung absolvieren können. 1995 schloß ich mich in der
Region Dersim den ARGK Kräften an. Diese Zeit trug mehr als zuvor
zu einer Identitätsfindung und einer weitergehenden persönlichen
Entwicklung bei. Unser Kampf unter der Führung der PKK hat das
kurdische Volk vom Rande einer existenziellen Vernichtung, in einer
in der Geschichte der Menschheit, der sozialistischen und der Befreiungsbewegungen
einmaligen Weise an denjenigen Platz geführt, den das kurdische
Volk verdient. Um ein Volk, dessen nationale Werte, Seele, Bewußtsein
und Identität dem Feind ausgeliefert war, zum Widerstand aufzurichten,
erfordert dies ein grosses geschichtliches Bewusstsein, kühne Entschlusskraft
und bedeutet eine grosse Verantwortung.
Die PKK und ihr Vorsitzenden Apo, weckten ein Volk aus seinem Todesschlaf,
welches ohne Führer, Patriotismus und ohne Intellekt war und dessen
Geschichte von seinen Besatzern geleugnet wurde. Sie führten ein
Volk zum Widerstand gegen einen Feind, dem es diente und von dem es
in zunehmendem Maße entmenschlicht wurde. Der große Dichter
Ahmedi Xani schrieb einmal: "Wenn wir einen aufrichtigen und ehrenhaften
Führer hätten, so wären wir von den Türken, Arabern
und den Persern nicht versklavt worden." Ein Volk, in dem der Einzelne
stets auf seine eigenen Interessen, die seiner Familie und seiner Sippe
bedacht und in seiner Geschichte von ,,imitierten" Führern
beherrscht wurde, war lange diesem Fluch ausgesetzt. Jedes Volk hat
vor allem während seines Unabhängigkeitskampfes eine starke
Führung besessen. Die Geschichte zeigt uns, dass kein nationaler
bzw. Klassenkampf ohne eine Führungskraft von Erfolg gekrönt
war. Die Führungskraft ist der höchste Repräsentant einer
neuen Bewegung mit einem neuen Menschen und Gesellschaftsbild. Diese
Führungskraft ist jemand, die ihr Leben an dem des Volkes ausrichtet,
sein Schicksal mit dem seines Volkes verbindet, die Schmerzen und Empfindungen
des Volkes mitfühlt, seine Wünsche und Gefühle mitträgt.
Sie ist eine Kraft, die die praktischen Aufgaben für den Unabhängigkeitskampf
auf höchster Ebene wahrnimmt. Zweifellos war die PKK- Führung
gegenüber einem Volk, das keinerlei Existenzberechtigung besass
und derart entfremdet wurde, besonderen Voraussetzungen unterworfen.
In dieser Hinsicht befindet sich die PKK- Führung in einer neuen
und schnellen Entwicklung. Ihre Qualifikation für diese Aufgabe
ist unbestreitbar und klar. Der Blick in die Geschichte der nationalen
und Klassenbewegungen zeigt eine gewisse Häufung von sozialen und
kulturellen, wie auch Werten der Klasse, die als Voraussetzung für
das Entstehen dieser Bewegungen dienten. Dabei lässt sich keine
Verleugnen der nationalen Identität feststellen. Das hierbei auftretende
Persönlichkeitsproblem ist nicht in dem Massen vorhanden, wie das
bei uns der Fall ist. Dies bezieht sich genau so auf die Ausbeutung
der Frau und den Missbrauch der religiösen Sitten. Bei anderen
Völkern sind gegen ihre Unterdrückung Reaktionen zu verzeichnen.
Sie besitzen eine Intelligenzschicht, aus der die Führung mehr
oder weniger Kraft schöpfen kann. Unsere Parteiführung hat
unter den denkbar schlechtesten Bedingungen den Weg der Befreiung eingeschlagen.
Ihre Einstellung zur Religion, zur Frage der Identität, zur Frauenfrage
und der Familie ist einzigartig und demokratisch. Selbst die Haltung
des russischen Revolutionsführes Lenin zur Frauenfrage war im Vergleich
nur oberflächlich geblieben. Die Bewaffnung der Frau, die verwirklichte
Frauenkonferenz und der Frauenkongress findet in der kurdischen Revolutionsgeschichte
zum ersten Mal bei uns statt. Die Lebensart der Parteiführung,
ihre Selbstlosigkeit, ihr Mut, ihre Sensibilität für die Sache,
ihre Intelligenz, ihre Weitsicht, ihre Analysekraft, ihre Verbundenheit
mit dem Volk, ihre Wissenschaftlichkeit, Erfahrung und ihr Reichtum
an Wissen ist in ihrer Dimension mit keiner der anderen Führungen
zu vergleichen. Ihre Interpretation der Geschehnisse ist nicht dogmatisch.
Die Parteiführung hat durch die richtige Synthese der Revolutionen
unter Berücksichtigung der kurdischen Realität die Eigenartigkeit
der kurdischen Revolution hervorgebracht. Sie hat dieses nicht in einer
nachahmenden, schablonenhaft oder starren Art, sondern in einer äußerst
schöpferischen Weise erreicht. Die Parteiführung analysierte
den entstehenden Sozialismus genau und konnte ihn der kurdischen Realität
anpassen. Die Politik der PKK findet somit in der Person ihrer Führung
ihren Ausdruck. Die Entwicklung in der kurdischen Geschichte ist der
Verdienst dieser Führung, der sich durch ihre fortwährende
eigene Entwicklung bedingt. Sie ist die Quelle der Liebe, der Integrität
und des Zusammenhalts. In seiner Person entsteht ein Typus Mensch mit
eigenem Profil. Sie ist es, die das Entwicklungspotential eines Menschen
unter Beweis gestellt hat. Die heutige Entwicklungsstufe der kurdischen
Freiheitsbewegung ist das Ergebnis des Slogans ,,Parteiliche Organisation,
Bewaffnung, Wille zum Sieg, ohne Rücksicht auf sekundäre Faktoren,
mit dem Bewußtsein des gesamten kurdischen Volkes um die feindliche
Bedrohung". Die momentane Lage ist gekennzeichnet von einer Befreiungsbewegung,
die nahezu das ganze kurdische Volk umfasst, und die dem Befreiungskampf
und dem Sozialismus dient. Die Situation ist vom militärischen,
politischen, kulturellen und ökonomischen Rückschlag geprägt.
In dieser Anfangsphase des Sieges haben wir als Hoffnungsträger
des Volkes die Aufgabe, in einer unserer Parteiführung und ihrem
Kampf gerecht werdenden Weise zu erfüllen. Ich möchte der
Ausdruck des Freiheitskampfes meines Volkes sein. Gegen die Politik
des Imperialismus, die Frau zu versklaven, möchte ich die Bombe
an meinem Leib entzünden und gleichzeitig meine ganze Wut zeigen
und das Symbol des Widerstandes der kurdischen Frau sein. Mein Lebenswille
ist sehr stark. Mein Wunsch ist ein erfülltes Leben durch eine
große Aktion. Die oft wiederholten Ursachen als Hindernisse für
unsere Persönlichkeitsentwicklung wie die bourgoisen und feudalen
Einstellungen, der Spezialkrieg und die feindlichen Einflüsse als
Ausgangspunkte für oft wiederholte Selbstkritik sind keine hinreichenden
Bedingungen für unsere Weiterentwicklung. Die effektivste Selbstkritik
ist nach meiner Überzeugung die einer praktischen Verwirklichung.
Der Feind führt gegen uns einen totalen Krieg. Unsere Antwort hierauf
muß der Widerstand mit allen uns zur Verfügung stehenden
Kräften für unsere Freiheit sein. Der Blick in die Geschichte
der Freiheitsbewegung zeigt eine PKK, deren Entstehung in einem die
menschliche Wahrnehmung überfordernden Heldentum, Widerstand, Fleiß,
Beständigkeit und festen Glaube an die Sache gekennzeichnet ist.
Widerstand ist zum Grundprinzip der PKK geworden. Wir müssen Anspruch
auf dieses historische Erbe erheben und die Zeichen dieser Zeit richtig
erkennend handeln. Dies erfordert Aktionen in Form von Freitod. Dies
wäre eine Aktionsform, deren taktische Komponente sowohl beim Feind
eine große Wirkung hervorrufen, wie auch bei uns eine grosse moralische
Wirkung entfalten würde. In dieser Zeit, in der der Feind durch
Attentate auf unseren Parteivorsitzenden Erfolge zu erzielen versucht,
ist dies die beste Erwiderung. Eine solche Aktion wird für den
Feind, der in einer völligen Verwirrung ohne Moral dasteht, einer
umfassenden Belagerung gleichkommen und unser Land für ihn zur
Hölle werden lassen. Aus unserer Sicht würde dies primär
unserem Volk, allen Kriegskräften einen moralischen Aufschwung
geben, den Widerstand stärken, Freund und Feind unsere Entschlossenheit
für unsere Überzeugung, selbst den Selbsttod als Preis hinzunehmen,
zeigen und so den Freiheitswillen unseres Volkes der ganzen Welt verkünden
und zuletzt ein Vorbild für zukünftige Aktionen darstellen.
Mein Vorsitzender, ich sehe mich als Kandidatin für die Verwirklichung
dieser Aktion in Form eines Freitodes. Selbst unser Leben ist für
ihre unendliche und unermüdliche Arbeit für die Befreiung
zu wenig. Wir wünschten, neben unserem Leben etwas anderes zum
Kampf beitragen zu können. Sie haben mit ihrer Existenz ein Volk
wieder entstehen lassen. Sie sind der Garant des ganzen kurdischen Volkes
und des Humanismus der Welt. Ihr Leben vermittelt uns Ehre, gibt uns
Liebe, Mut, Glaube. Millionen des kurdischen Volkes sind bis zum Tode
mit ihnen verbunden. Ihre Anziehungskraft hat auf uns eine grosse Wirkung.
In schwersten Zeiten schöpfen wir aus ihrer Liebe Kraft. Ihre Verbundenheit
mit dem Märtyrern ist unübertreffbar. Ich sehe diese Aktion
als eine Aufgabe an und fühle mich dazu berufen. Ich bin der Überzeugung,
daß die Überwindung meiner Schwächen, die Verwirklichung
meiner Freiheit über den Kampf zu erreichen ist und der Krieg dieses
erfordert. Ich möchte Besitz vom Erbe der Genossen Mazlum, Kemal,
Hayri, Ferhat, Bese, Beritan, Berivan und Rohani ergreifen und ihnen
nachfolgen. Ich möchte der Ausdruck des Freiheitskampfes meines
Volkes sein. Gegen die Politik des Imperialismus, die Frau zu versklaven,
möchte ich die Bombe an meinem Leib entzünden und gleichzeitig
meine ganze Wut zeigen und das Symbol des Widerstandes der kurdischen
Frau sein. Unter der Führung unseres Vorsitzenden APO wird der
nationale Befreiungskampf den Sieg erringen und das kurdische Volk innerhalb
der Menschheitsfamilie den Platz erringen, den es endlich verdient.
In diesem Sinne möchte ich meine unendliche Verbundenheit dem Vorsitzenden
Apo, allen Kurdistan Märtyrern, den Genossen in den feindlichen
Kerkern, dem kurdischen Volk und der ganzen Menschheit verkünden
und gelobe, daß ich ihrem Kampf gerecht werde. Mein Lebenswille
ist sehr stark. Mein Wunsch ist ein erfülltes Leben durch eine
große Aktion. Der Grund für diese Aktion ist meine Liebe
zu den Menschen und zum Leben.
Es lebe der Vorsitzende APO!
Es lebe unser Nationaler Befreiungskampf!
Nieder mit dem faschistischen türkischen Staat!