An alle, die für Freiheit und Frieden sind


Das einjährige Jubiläum der Gründung des Kongresses für Freiheit und Demokratie Kurdistan (KADEK) begehen wir in einer Zeit, in der im Irak-Krieg zunehmend Tod und Verwüstung herrschen. Das dadurch verursachte Leid erfüllt uns mit Trauer und Wut. Mit der Gründung des KADEK am 4. April 2002 ist die Hoffnung auf eine neue Politik entstanden, die im 21. Jahrhundert auf der Freiheit und Gleichheit der Frauen und Völker aufbaut. Der 4. April ist außerdem der Geburtstag unseres Vorsitzenden Abdullah Öcalan, der über dreißig Jahre hinweg mit der PKK den Befreiungskampf angeführt hat.

Den 4. April begehen wir aus diesen beiden historischen Gründen mit Hoffnung und Begeisterung. Genau in dieser Zeit wird unser Land Kurdistan mit dem Irak-Krieg zum Zentrum der politischen Bühne. Als Frauen und Kurdinnen wissen wir nur zu gut, was Krieg bedeutet. Wie schon in der Geschichte ist der Mittlere Osten auch heute für die imperialistischen Kräfte in wirtschaftlicher und strategischer Hinsicht ein wichtiges Zentrum. Kurdistan besitzt aufgrund seiner geostrategischen Lage eine große Bedeutung. Diese Situation ist nichts neues, denn bereits im ersten und zweiten Weltaufteilungskrieg herrschte ein ähnliches Szenario.

Bereits im Vorfeld des Kriegsbeginns wurde monatelang unser Vorsitzender Abdullah Öcalan von der Außenwelt isoliert. Diese Isolation ist Teil des Krieges in der Region und der Verleugnungs- und Vernichtungspolitik gegen das kurdische Volk. Mit den Perspektiven, die Abdullah Öcalan uns gegeben hat, haben wir als PJA und KADEK immer für Frieden und Demokratie plädiert. Wir sind entschlossen, diese Politik fortzusetzen.

Die KurdInnen waren niemals BefürworterInnen von Krieg. Immer wurde der Krieg ihnen von außen aufgedrängt. Auch heute soll in diesem Krieg Kurdistan als eine vorübergehende Brücke genutzt werden. Um zu vermeiden, dass die kurdische Frage von den herrschenden Kräften für ihre eigenen Profite benutzt wird, betrachtet der KADEK seinen Kampf nicht nur auf das kurdische Volk begrenzt. Aufgrund der stabilisierenden Auswirkung einer Lösung der kurdischen Frage auf den Mittleren Osten ist der KADEK davon überzeugt, dass eine Lösung im Interesse aller Völker der Region liegt und zur Völkerfreundschaft beitragen wird. Eine Demokratisierung im Mittleren Osten beginnt mit der Anerkennung der kurdischen Identität in den vier wichtigsten Ländern der Region Türkei, Iran, Irak und Syrien, wo die kurdische Bevölkerung dem undemokratischen Vorgehen des Staates ausgesetzt ist. Wenn der Krieg im Mittleren Osten wirklich gestoppt werden soll, muss die kurdische Frage gelöst werden. Wichtig ist dabei, dass die Türkei sich an die Abkommen hält, die sie mit westlichen Ländern und internationalen Einrichtungen geschlossen hat. Um Südkurdistan (Nordirak) zu besetzen, führt die Türkei die kurdische Frage als Begründung an. Die ungelöste kurdische Frage ist ein Grund für die Instabilität in der Region.

Der Irak-Krieg lässt sich nicht nur mit “Blut für Öl” erklären. Weder das Saddam-Regime noch der US-Imperialismus führen zu Demokratie im Mittleren Osten. Im Manifest der demokratischen Zivilisation, das von unserem Vorsitzenden Abdullah Öcalan geschrieben und für den KADEK richtungsweisend ist, wird eine Entwicklung der Demokratie auf der Basis des demokratischen Willens der Völker vertreten. Dem Staat fällt in diesem Modell nur noch die Rolle eines Verwaltungsorgans zur Koordinierung der Zivilgesellschaft mit ihrer Unterschiedlichkeit zu.

Immer noch werden im Mittleren Osten Frauen, Völker und Kulturen von monarchischen und theokratischen Staaten unterdrückt. Amerikanische und europäische Staaten sind in den Krieg getreten, obwohl ihre Bevölkerung sich gegen eine Kriegsbeteiligung ausspricht. Die kriegsführenden Staaten verteidigen ihre Militärintervention im Namen des Volkes. Im 21. Jahrhundert muss sowohl im Osten als auch im Westen die Beziehung zwischen Staat und Gesellschaft neu geordnet werden. In Hinsicht auf die völlige Missachtung des Willens der Bevölkerung im Mittleren Osten, in Amerika und Europa in bezug auf den Irak-Krieg, müssen wir die Brücken der Solidarität zwischen den Völkern stärken.

Frauen stehen dem Frieden näher und müssen sich an der Friedenspolitik aktiv beteiligen, indem sie die Solidarität untereinander stärken. Wichtig ist es in dieser Phase, dass sie mit internationalen und regionalen Organisationsformen den Krieg aus Frauensicht analysieren und zu einer gemeinsamen Ansichtsweise kommen. Unserer Meinung nach ist Krieg ein Mittel der Herrschaft. In der Geschichte hat der erste Krieg mit der Versklavung von Frauen zu Beginn des patriarchalen Herrschaftssystems begonnen. Kriege sind Quelle von Ungerechtigkeit und Ungleichheit. Entstanden sind sie mit der ungerechten und ungleichen Politik des Mannes Frauen gegenüber.

Mit diesem historischen Bewusstsein betrachten wir auch den aktuellen Krieg. Aus diesem Grund wollen wir als Frauenpartei mit allen Frauen weltweit ein Konzept für einen neuen Gesellschaftsvertrag diskutieren, in dem es um einen neuen Vertrag der Frau mit der Gesellschaft, der Natur und dem Leben geht. Eine Lösung für das Problem Krieg zu finden, sehen wir für kurdische Frauen nicht nur für das bloße physische Überleben, sondern für ein menschenwürdiges Leben als wichtig an.

Als im KADEK organisierte Frauen messen wir der Tatsache historischen Wert bei, dass unser Kongress die Frauenbefreiung als Grundstein für die Gesamtbefreiung betrachtet und sich dieses Prinzip zum Programm gemacht hat. Deshalb beglückwünschen wir alle Frauen und Völker zum ersten Jahrestag der KADEK-Gründung.

Und wir feiern den 54. Geburtstag unseres Vorsitzenden Abdullah Öcalan, der die Frau als Hauptkraft für eine freie und demokratische Zukunft betrachtet und uns Freund und Genosse ist. Eine demokratische und friedliche Zukunft kann es nur für die geben, die den Frauen freundschaftlich verbunden sind. Unser Vorsitzender Abdullah Öcalan hat damit die Zukunft gewonnen.


Es lebe der KADEK!
Es lebe die PJA!
Es lebe die freie Einheit der Völker!
Nieder mit jeder Art von Herrschaft und Gewalt!


Partei der Freien Frau (PJA)
4. April 2003