FrauenRechtsBüro
gegen sexuelle Folter e.V.
(gemeinnütziger
Verein)
Kooperationsbüro
des Istanbuler Projekts
"Rechtliche Hilfe für Frauen, die von
staatlichen Sicherheitskräften vergewaltigt
oder auf andere Weise sexuell mißhandelt wurden"
Friedelstraße
52
12047 Berlin
Tel.:
0049-30-627 37 941
Fax: 0049-30-627 37 942
Mail
: info@womensrightsproject.de
Internet: www.womensrightsproject.de
(In Kürze)
"Ihr
Ziel ist es, uns zu einem schweigenden Nichts zu machen, voller Angst
und Selbsthaß. Sie nutzen es aus, daß wir an unsere Familien
und Angehörigen denken. Sie sind überzeugt davon, daß
wir es nicht wagen werden, Zeugnis abzulegen über ihre Verbrechen
und sie zur Rechenschaft zu ziehen. Aber das ist der einzige Weg, denn
wir sterben sowieso jeden Tag aufs Neue. Wenn WIR schweigen, haben sie
ihr Ziel erreicht..." (eine Betroffene)
Sexuelle
Folter gelangt sowohl als Methode des Verhörs als auch als Mittel
der Kriegsführung in der ganzen Welt als schärfstes Instrument
der Repression gegen Frauen zum Einsatz. Auch in der Türkei und
in den Gebieten, die mehrheitlich von KurdInnen bewohnt sind, setzen
staatliche Sicherheitskräfte, d.h. Polizei, Gendarmerie, Militär
und Dorf-schützer, sexuelle Folter weit verbreitet und systematisch
mit dem Ziel ein, die einzelne Frau zu demütigen und innerlich
zu zerstören. Gleichzeitig richtet sich die Gewalt immer wieder
gegen die ethnische Gruppe, der die Frau angehört.
Das
FrauenRechtsBüro gegen sexuelle Folter e.V. knüpft mit seiner
Arbeit an das Istanbuler Projekt "Rechtliche Hilfe für Frauen,
die von staatlichen Sicherheitskräften vergewaltigt oder auf andere
Weise sexuell mißhandelt wurden" an. Dieses wurde 1997 von
Eren Keskin und anderen Rechtsanwältinnen gegründet.
Mit
diesem Projekt soll den betroffenen Frauen und Mädchen unentgeltlich
rechtliche Hilfe angeboten werden. Gegen die staatlichen Täter
werden bei den Staatsanwaltschaften Straf-anzeigen erstattet; kommt
es zur Anklageerhebung, werden die Interessen der Betroffenen vom Projekt
vertreten. Bei ergebnisloser Ausschöpfung des innerstaatlichen
Rechts-mittelwegs legen die Anwältinnen des Projekts Beschwerde
beim Europäischen Gerichts-hof für Menschenrechte ein. Zugleich
wird durch Zusammenarbeit mit medizinisch-psycho-logischen Einrichtungen,
von denen es jedoch nur sehr wenige gibt, versucht, Gutachten über
die insbesondere psychischen Langzeitfolgen zu erhalten, um diese als
Beweise zu verwerten. Es wird auch versucht, den Frauen zu dringend
nötigen Therapien zu verhelfen.
Durch
gleichzeitige Öffentlichkeitsarbeit soll die Realität der
Anwendung sexueller Folter auf gesellschaftlicher Ebene thematisiert
werden, um so das Tabu zu brechen und den betroffenen Frauen und ihren
Angehörigen zu dem Bewußtsein zu verhelfen, dass es sich
bei diesem Verbrechen nicht um individuelle Einzelschicksale handelt,
sondern um ein poli-tisches Instrument der Repression. Durch die Diskussion
der Systematik und Ursachen dieser Art von Folter sollen andere Frauen
ermutigt werden, ihr Schweigen zu brechen, die Täter zu benennen
und deren Bestrafung zu fordern. Hierdurch soll das Gefühl individueller
Scham und Schuld überwunden und durch Anklage der Täter die
Voraussetzung dafür geschaffen werden, daß diese nicht mehr
in der Sicherheit ihrer Anonymität folgenlos agieren können.
Bis Juni 2001 haben sich 138 Frauen an das Istanbuler Projekt gewandt.
25
Verfahren wegen sexueller Folter sind mittlerweile vor dem Europäischen
Gerichtshof für Menschenrechte anhängig.
Es
wurde zunehmend deutlich, dass sich die Probleme der betroffenen Frauen
auch im Exil fortsetzen. Etliche Frauen mussten aus begrün-deter
Furcht vor erneuten Übergriffen ins Ausland fliehen. Auch im Exil
leben unzählige Frauen aus der Türkei und den mehrheitlich
von KurdInnen bewohnten Gebieten, die bis heute nicht über die
an ihnen begangenen Verbrechen reden konnten. Die geltenden Glaubwürdigkeitskriterien
in Asylverfahren, wie z.B. Detailreichtum in der Darstellung des Erlebten
und das Erinnern von Daten, mißachten völlig die Situation,
in der sich die Betroffenen befinden. Auch Scham und Angst vor möglichen
Racheakten sowohl der Familien als auch insbesondere des Staates selber
hindern die Frauen am Sprechen.
In der BRD führen so Sprachprobleme, fehlende Vertrauensverhältnisse,
eine erneute Retraumatisierung insbesondere durch verständnislose
und demütigende Behandlung auf Behörden und Ämtern und
eine mangelnde Zukunftsperspektive für die betroffenen Frauen oft
zu totaler Isolierung und Selbstaufgabe.
Angesichts
dieser Situation ist es das Ziel unseres Vereins, gemeinsam mit betroffenen
Frauen ein Netz aufzubauen, das alle Lebensbereiche umfassen soll. Hierfür
suchen wir die Zusammenarbeit mit Anwältinnen, Ärztinnen,
Therapeutinnen aus Behandlungszentren für Folterüberlebende,
weiteren Medizinerinnen, Sozialarbeiterinnen, Sprachmittlerinnen und
allen anderen interessierten und engagierten Frauen.
Was wir tun