FrauenRechtsBüro
gegen sexuelle Folter e.V. Friedelstr.
52
tel: 030 - 627 37 941 email:
info@womensrightsproject.de Berlin, 29.10.01
wir wenden uns an Sie, weil wir um die Sicherheit von Frau Sultan Öner und ihrer Kinder fürchten, die seit der schweren Folterung von Frau Öner durch Polizisten im November 1997 wiederholt bedroht und überfallen worden sind. Frau
S. Öner wurde am 5.11.1997 in ihrem Haus in Diyarbakir festgenommen
und zunächst drei Tage auf dem Polizeipräsidium in Diyarbakir,
anschließend 5 Tage auf dem Polizeipräsidium Izmir in Polizeihaft
festgehalten. Wegen des Vorwurfs der angeblichen Unterstützung einer
illegalen Vereinigung wurde gegen sie ein Haftbefehl erlassen und später
ein Strafverfahren eröffnet. Anfang
1999 wandte sich Frau S. Öner an das Istanbuler Projekt "Rechtliche
Hilfe für Frauen, die von staatlichen Sicherheitskräften vergewaltigt
oder auf andere Weise sexuell mißhandelt werden". Von hier
wurde auf ihren Wunsch Anzeige gegen die Polizei erstattet. Seitdem sind Frau Öner und ihre Kinder mehrfach von Polizisten, die teilweise in ihr Haus eingebrochen waren, geschlagen und bedroht worden. Hintergrund all dieser Vorfälle ist es, Frau Öner dazu zu bewegen, ihre Anzeige zurückzunehmen. Der
letzte Vorfall ereignete sich nun am 22. Oktober 2001. Tagsüber bemächtigten
sich zivilgekleidete Männer der 15 -Jährigen Tochter von Frau
Öner und verschleppten sie. Bereits zwei Tage vor diesem Vorfall waren Frau Öner und ihr Sohn bedroht worden. Wieder waren Männer in Zivil zu ihr nach Hause gekommen und hatten gedroht, daß sie gut auf sich aufpassen solle. Zuvor waren der 17-jährige Sohn Firat und der 12-jährige Sohn Cigerxun unter den verschiedensten Vorwänden festgenommen und schwer geschlagen worden. Über diese Fälle sind der Menschenrechtsverein IHD in Izmir, die Türkische Menschenrechtsstiftung und die Anwaltskammer unterrichtet worden. In den vergangenen Jahren haben das Frauenrechtsprojekt in Istanbul wie auch amnesty international in der Türkei zahlreiche Fälle von Vergewaltigungen und sexuellen Mißhandlungen, die von Angehörigen der Sicherheitskräfte begangen wurden, dokumentiert. Ein Ziel des Rechtshilfeprojekts ist es, die Täter strafrechtlich zu verfolgen. Rund 160 Frauen haben sich bislang um Hilfe durch dieses Projekt bemüht. Die mutmaßlichen Täter sind in den meisten Fällen Polizisten, andere sind Gendarmen, Soldaten und Dorfschützer . Die Täter werden nur in Ausnahmefällen ermittelt und vor Gericht gestellt. Nach Einschätzung von amnesty international herrscht generell Straffreiheit für Folterer in der Türkei. Die so mißhandelten Frauen jedoch werden, insbesondere wenn sie Anzeige erstattet haben, vielfach erneut bedroht, geschlagen, verhaftet um sie einzuschüchtern und zur Zurücknahme der Anzeige zu zwingen. Dieses Vorgehen der staatlichen Kräfte muß unbedingt unterbunden und gegen die Täter vorgegangen werden, um den Frauen einen annähernden Schutz zu bieten. Bitte setzen Sie sich für den Schutz der Frauen und insbesondere von Frau Sultan Öner und ihrer Kinder bei den folgenden Stellen ein: Innenminister
der Türkei Minister
und Beauftragter für Menschenrechtsfragen Hochachtungsvoll B.
Wessel
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