„Weil ich den Schmerz nicht vergessen kann…“ Emine Koca wurde vor 48 Jahren als 14-jährige mit einem 75-jährigen Mann verheiratet, der bereits fünf Ehefrauen hatte. Heute kämpft sie für die Rechte von Frauen. „Weil ich den Schmerz nicht vergessen kann, der mir angetan worden ist, nehme ich an allen Frauenaktivitäten teil. Frauen und Männer müssen die gleichen Rechte haben“, erklärt die heute 62-jährige. „Die kurdische Bewegung hat mit dem reaktionären Denken aufgeräumt.“ Von ihrem Leben erzählt Emine Koca, dass sie für 4000 TL Brautgeld als sechste Frau mit einem reichen Mann in Mardin verheiratet wurde. Noch am Tag ihrer Eheschließung vor einem Imam dachte sie, ihr künftiger Ehegatte sei der Imam selbst. Von den fünf weiteren Ehefrauen erfuhr sie erst nach der Heirat. Dass ihren Töchtern das gleiche Unrecht widerfährt, hat sie nicht zugelassen. In den letzten Jahren sei durch den Einfluss der kurdischen Bewegung die Anzahl derartiger Eheschließungen stark zurückgegangen, so Emine Koca. „Ein wohlhabender Mann aus Mardin wollte mich heiraten. Damals war der Brautpreis 1000 TL. Mein Vater forderte 4000 TL. Ich erfuhr erst eine Woche später davon, dass mein Vater mich für 4000 TL gegeben hatte. Der Gedanke, dass ich mein Leben mit einem 75-jährigen Mann teilen musste, als ich selbst noch Spielalter war, erschreckt mich noch immer. Bei der Verheiratung meiner Töchter frage ich sie als erstes nach ihren Wünschen.“ Zunächst habe sie auch gar nicht begriffen, was es bedeute, dass ein Mann mehrere Frauen habe. „Meine Familie hat mir nichts davon gesagt. Ich erfuhr erst später, dass der Mann bereits fünf Frauen hatte. Ich war ja noch ein Kind und konnte das Unrecht gar nicht erfassen, das mir da angetan wurde. Es hieß nur, das sei nun mal mein Schicksal. Dabei hatte ich davon geträumt, jemanden zu heiraten, den ich liebe.“ Deshalb beteilige sie sich auch an allen Aktionen der kurdischen Frauenbewegung: „Es muss endlich Schluss sein damit, dass Frauen als Wesen betrachtet werden, die für Männer erschaffen worden sind.“ Quelle: DIHA, 27.01.2008,
ISKU
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