junge Welt, 20.12.1999 Türkei: Protest gegen Haftbedingungen Hamburgerin Eva Juhnke seit fast 50 Tagen im Hungerstreik Seit 49 Tagen ist Eva Juhnke im türkischen Gefängnis Sivas im Hungerstreik. Wie Metin Kilavuz, der Anwalt der in der Türkei inhaftierten Hamburgerin, mitteilte, befindet sich die wegen Mitgliedschaft in der PKK zu 15 Jahren Haft verurteilte 36jährige Frau entgegen anderslautenden Informationen bereits seit Anfang November im Hungerstreik. Ihr Gesundheitszustand sei nach fast 50 Tagen lebensbedrohlich. Eva Juhnke, die zunächst selbst die Verlegung nach Sivas gefordert hatte, protestiert mit ihrem Hungerstreik gegen die menschenunwürdigen Haftbedingungen im Gefängnis von Sivas und verlangt, in das Gefängnis von Batman zurückverlegt zu werden, wo sie bisher ihre Strafe verbüßte. In Sivas seien Schikanen, Schläge und Zellenrazzien an der Tagesordnung. Sie habe einer Vertreterin der deutschen Botschaft darüber berichtet, doch habe die Botschaft weder gegen die Mißhandlungen protestiert noch seien ihre Angehörigen informiert worden. Nach Auskunft der Mutter der Inhaftierten war ihr Besuch bei der Tochter im Krankenhaus von Sivas am 14. Dezember 1999 von den anwesenden Soldaten nach nur wenigen Minuten abgebrochen worden. Auf die Frage, ob das Auswärtige Amt über die Besuchsbehinderung der Mutter informiert sei, bestätigte Außenamtssprecher Pellet gegenüber junge Welt, der Besuch der Mutter sei »sehr kurz« gewesen. Der deutsche Honorarkonsul habe sich deshalb dafür eingesetzt, daß am Nachmittag ein zweiter Besuch der Mutter im Krankenhaus ermöglicht wurde. Das Auswärtige Amt, so Pellet, sei sowohl durch das Außenministerium der Türkei als auch durch das Justizministerium über den Zustand von Eva Juhnke informiert worden. Danach sei ihr Zustand »nicht lebensbedrohlich«, und sie werde regelmäßig medizinisch betreut. Das Auswärtige Amt will sich jedoch erst nach dem Besuch des deutschen Botschaftsvertreters am 21. Dezember bei Eva Juhnke weiter äußern. Eine Rückverlegung nach Batman, so Pellet, sei schwierig. Das türkische Gesetz sehe eine Rückverlegung erst nach einer Frist von einem Jahr vor. Die Informationsstelle Kurdistan in Berlin war in einer Erklärung vom 14. Dezember davon ausgegangen, der Gesundheitszustand von Eva Juhnke sei »relativ stabil«. Nun fordert sie in einem »Dringenden Appell« Außenminister Fischer dazu auf, dessen »Einfluß auf die entsprechenden Stellen in der Türkei geltend zu machen, der Forderung von Eva Juhnke umgehend zu entsprechen.« Auch die PDS-Bundestagsabgeordneten Lippmann und Jelpke sowie die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Deutschen Bundestag, Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen), setzen sich nach Auskunft ihrer Büros für eine Lösung ein. Karin Leukefeld
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