Anhang I
zum Bericht über die Operationen in 20 türkischen Gefängnissen


Pressespiegel vom Samstag, 23. Dezember (aus Turkish Daily News)

SABAH: "Ich will sie lebend. Gefangene im Canakkale-Gefängnis, die der Gendarmerie gegenüber Widerstand geleistet und die Tür elektrisch geladen hatten, waren im Korridor des Untergeschosses eingeschlossen. Kolonel Kamil Çil gab den Befehl an seine Männer heraus: "Seien Sie nett. Verursachen Sie keine Panik. Ich will alle lebend haben." Die Sicherheitskräfte bohrten rasch ein Loch in den Boden der Sporthalle und schlüpften durch die Öffnung in das Untergeschoss. Sie nahmen Ali Osman Köse gefangen, einen der Führer der illegalen Organisation. Als die anderen das sahen, hissten sie ein weisses Tuch und ergaben sich."

MILLYIET: "Erste Bilder von Bayrampasa. Der Todesstreik, der in verschiedenen Gefängnissen im ganzen Land inszeniert wurde, wurde von einem Zentrum aus kontrolliert: dem Gefängnis Bayrampasa in Istanbul. Die Gendarmerie drang ins Bayrampasa-Gefängnis ein - zum ersten Mal in neun Tagen, indem sie eine der Wände einriss. Gruppen von Journalisten erhielten die Erlaubnis, nach Beendigung der Operationen die Gefängnisse in Gebze, Elbistan, Bartin und Aydin zu besichtigen. Beamte fanden in Bayrampasa zwei Kalaschnikovs, Zündbomben, die aus Kochzylindern hergestellt waren, Flaschen, die mit Verdünner und Petrol gefüllt waren, gebastelte Masken gegen das Tränengas, Laptop Computer, Babynahrung, Revolver und Ladungen von Dokumenten."

HÜRRIYET: "Sechs der lebenden Fackeln waren im Todesstreik. Es wurde festgestellt, dass alle sechs Gefängnisinsassen, die in verschiedenen Gefängnissen ums Leben gekommen sind, nachdem sie während den kürzlichen Operationen in Brand gesteckt wurden, Militante waren, die sich am Todesfasten beteiligt hatten. Drei von ihnen, nämlich Ali Ihsan Özkan, Fidan Kalsen und Ahmet Ibili, hatten beträchtlich an Gewicht verloren - 14, 17.5 und 21 Kilogramm - seit sie den Hungerstreik begonnen hatten."

MILLYIET: "Wie ein Automat. Die schriftlichen Hinterlassenschaften von Insassen, die während den Durchsuchungen in Bayrampasa gefunden wurden, nachdem die Operation beendet war, enthüllten, welcher Gehirnwäsche diese Militanten unterzogen wurden. Sie hatten keine Gefühle mehr und waren nicht in der Lage, rational zu denken. Einer der Insassen, Özkan Güzel, schrieb zum Beispiel: "Was ich von meiner Partei will ist ein Messer. Damit werde ich das Gehirn meines Feindes zerschneiden. Du gibst mir die Welt, wenn mein Wunsch in Erfüllung geht." Ein anderer, Bekir Simsek, schrieb: "Meine Pflicht ist es, die Zündbombe zu betätigen, die wir gebaut haben. Selbst wenn es dem Feind gelingen sollte, die Barrikade zu durchbrechen, wird er nur über meine Leiche eindringen."

MILLIYET: "Er hat es nicht getan. Am Ende der Operation im Gefängnis von Bartin durchsuchten Offizielle das Gelände und fanden das mobile Telefon, mit dem ein Führer der DHKP/C in Bayrampasa den Gefangenen in Bartin befahl: "Setzt einen eurer Freunde in Brand." Die Person, mit der er gesprochen hatte, Rabbena Hanedar, antwortete: "Ja, Chef." Aber es scheint, dass er niemanden in Brand gesteckt hat."

CUMHURYIET: "Weniger Tote als ich befürchtete. Justizminister Sami Türk sagte, dass die Anzahl Todesopfer aufgrund der Operationen in den 20 Gefängnissen tiefer sei, als er erwartet hatte. Laut Millyiet beläuft sich die Anzahl Tote auf 20, bei 94 Verletzten. Eine andere Milliyet-Schlagzeile titelt, dass das Cankiri-Gefängnis in Ruinen sei.

YENI SAFAK: "Alarm vor Mordanschlägen. Der Innenminister warnte den Premierminister und andere hohe Persönlichkeiten, dass terroristische Organisationen aufgrund der kürzlichen Ereignisse in den Gefängnissen versuchen könnten, Mordanschläge auf sie zu verüben. Die Anzahl Bodyguards, welche die Minister der Justiz, der Gesundheit und des Inneren beschützen, wurde deshalb erhöht."

(Aus dem Englischen von Marianne Roth)

3.1.2001