WEED
– urgewald - FIAN – DNR - NABU - IPPNW - IRN - GfbV – isku – yekkom –
yxk - Kurdistan AG der FU – ZAVD
PRESSEMITTEILUNG
Berlin, den 21.September
2006
Breites Organisationsbündnis protestiert gegen Ilisu-Staudamm
Die Bundesregierung diskutiert heute über die mögliche Unterstützung des
umstrittenen Ilisu-Staudamms in der Türkei. Aus diesem Anlass protestiert
vor dem Wirtschaftsministerium eine Koalition aus zwölf Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen
und kurdischen Verbänden.
Sie überbringt ein Zeichen des Protests vor Ort: 35.000 Menschen aus der
Region wenden sich in einem Brief an die Bundesregierung, damit sich diese
gegen das Projekt ausspricht. „Der Widerstand gegen den Staudamm ist groß:
über 70 Organisationen haben sich zusammen geschlossen, um die antike
Stadt Hasankeyf zu retten, die den Fluten zum Opfer fällt, wenn der Staudamm
realisiert wird“, erklärt Heike Drillisch, Sprecherin der Entwicklungsorganisation
WEED.
Der Verlust archäologischer Schätze ist nur eines der zahlreichen Probleme,
die mit dem Projekt verbunden sind. „Der Staudamm führt dazu, dass zahlreiche
Menschen ihre Existenzgrundlage verlieren, ohne dafür anständig entschädigt
zu werden“, sieht Ute Hausmann von FIAN Deutschland voraus. „Damit verstößt
die türkische Regierung gegen internationale Menschenrechtsstandards.“
Neben einer weiteren Destabilisierung der bürgerkriegsgeschüttelten kurdischen
Region durch die Verelendung Zehntausender befürchten die Organisationen
Probleme mit den Nachbarländern. Obwohl die türkische Regierung nach internationalem
Recht verpflichtet ist, Syrien und Irak zu konsultieren, hat sie dies
nicht getan. Auch die ökologischen Folgen wären weit über die Region hinaus
spürbar, der Verlust an Biodiversität wäre irreversibel.
Die Bundesregierung muss zu einer Entscheidung über das Ilisu-Projekt
kommen, weil sich die deutsche Baufirma Züblin daran beteiligen will und
eine Hermesbürgschaft beantragt hat. „Es ist unfassbar, dass die Bundesregierung
ernsthaft darüber nachdenkt, dieses Projekt zu unterstützen. Eine Bewilligung
der Bürgschaft würde das Signal an alle Staudammbauer der Welt senden,
dass Umwelt- und Sozialstandards nicht zählen, wenn es um Geschäfte deutscher
Unternehmen geht“, schimpft Regine Richter, Sprecherin der Umwelt- und
Menschenrechtsorganisation urgewald. Auch mit Auflagen an die Staudammbetreiber,
wie sie zur Zeit von der Regierung diskutiert würden, könnten die seit
Jahren ungelösten Probleme nicht aus der Welt geschafft werden.
Der Ilisu-Damm soll den Tigris im Südosten der Türkei aufstauen. Er soll
1.200 MW Strom erzeugen und wird eine Fläche von 312 km² überfluten. Das
Projekt ist seit Jahrzehnten geplant, ein Bürgschaftsantrag wurde bereits
2001 diskutiert. Damals jedoch zerbrach das Konsortium an den ökologischen
und sozialen Problemen. „Im wesentlichen hat sich an dem Projekt seit
damals nichts geändert“, so Drillisch. „Wir haben alle Probleme genau
dokumentiert und der Bundesregierung vorgetragen. Wenn sie ihr eigenes
Versprechen, auf die Einhaltung internationaler Standards zu achten, nicht
einlöst, tragen wir unseren Protest eben auf die Strasse.“ An dem Protest
beteiligen sich neben WEED (Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung),
urgewald und FIAN (FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk) auch
der Deutsche Naturschutzring (DNR), der Naturschutzbund Deutschland (NABU),
die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), die Internationalen Ärzte
für die Verhinderung des Atomkriegs (IPPNW), International Rivers Network
(IRN) sowie die kurdischen Organisationen isku (Informationsstelle Kurdistan),
yekkom (Föderation kurdischer Vereine in Deutschland), yxk (Verband der
Studierenden aus Kurdistan), die Kurdistan AG der FU Berlin und der Zentralverband
der Assyrischen Vereinigungen in Deutschland und Europäischen Sektionen
(ZAVD). Sie werden unterstützt von mehreren tausend Menschen in Deutschland,
die sich mit ihrer Unterschrift gegen das Projekt ausgesprochen haben.
Kontakt:
Heike Drillisch, WEED
0177-3452611
Regine Richter, urgewald,
0170-2930725
Ute Hausmann, FIAN,
0173-6074973
Bildmaterial von der
Protestaktion wird auf Anfrage gern zur Verfügung gestellt
Weitere Informationen:
www.weed-online.org/ilisu <http://www.weed-online.org/ilisu> oder
heike.drillisch@weed-online.org <mailto:heike.drillisch@weed-online.org>
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