DTP verboten – Reaktionen in den Städten ANKARA – Der Verfassungsgerichtshof
der Türkei hat am Freitag, nach viertägigem Prozess in einem einstimmigen
Beschluss entschieden, die linke prokurdische demokratische Gesellschaftspartei,
DTP, zu verbieten. Weiterhin wurde zwei Abgeordneten der DTP, dem Co-Vorsitzenden
Ahmet Türk und Aysel Tuğluk, der Status der Abgeordneten entzogen. Sie
und 35 weitere FunktionärInnen der DTP erhielten ein fünfjähriges Verbot
in einer Partei Mitglied zu sein oder eine zu gründen. Kurioserweise wurde
ebenfalls der langjährig in der Türkei inhaftiert gewesene kurdische Politikerin
Leyla Zana ebenfalls für fünf Jahre ihrer politischen Rechte beraubt,
ohne überhaupt Mitglied in der DTP gewesen zu sein. Das Gericht begründete
die Entscheidung damit, dass die DTP Ort separatistischer Bestrebungen
sei und sie der PKK nahe stehe. In Diyarbakir haben sich am Tag des Verbots der DTP um ca. 18.00 Uhr Hunderte Menschen versammelt, um gegen die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zu protestieren. Vor dem DTP Gebäude in Diyarbakir haben sie sich versammelt, Feuer entzündet und Parolen gerufen. In den Abendstunden kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, die mit Wasserwerfern, Tränengasgranaten und Gummigeschossen massiv gegen SteinewerferInnen vorging. Dabei wurden viele Menschen leicht verletzt. An vielen Orten der Stadt wurde das Sicherheitsaufgebot verstärkt. Eine Gasgranate wurde auch in das DTP-Gebäude geschossen. Auch in Hakkari kam es zu Ausschreitungen. Überall in der Stadt sind Menschen, aus Wut über das DTP Verbot, auf die Straße gegangen. In 12 verschiedenen Stadtvierteln kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Gegen die DemonstrantInnen, die auf den Straßen Feuer entzündeten, ging die Polizei mit Tränengas und Wasserwerfer vor. Eine Person wurde dabei verletzt, so dass sie ins Krankenhaus gebraucht werden musste. In Istanbul und Diyarbakir wurden die die Polizeikräfte zur erhöhten Sicherheitsbereitschaft aufgerufen. Als Vorbereitung auf die bevorstehenden Proteste wurden schusssichere Westen verteilt. In Ankara wird für den Morgen des 12. Dezember zu einer Versammlung vor der Parteizentrale aufgerufen um gegen das DTP-Verbot zu protestieren und Solidarität zu zeigen. Der Vorsitz der Europäischen Union sprach sich besorgt aus über das Verbot der DTP. Der Antrag auf die Auflösung politischer Parteien erinnert daran, dass dies eine Ausnahme sei. Die Entwicklungen würden weiterhin genau beobachtet. Der Sprecher des US-Außenministeriums Ian Kelly wollte erst nach einem Gespräch mit dem US-Botschafter in Ankara, James Jeffrey, eine Erklärung zu dem DTP-Verbot abgeben. Aysel Tuğluk, die DTP-Abgeordnete
aus Diyarbakir und Anwältin, schätzt die Entscheidung des Bundesverfassungsgericht
als eine politische ein und äußert: „diese Entscheidung zeigt, dass das
kurdische Volk nach wie vor verleugnet wird.“ http://www.hakkarihabertv.com//haber/dikkat_pkk_kontrol_noktasi_var.asp
Quelle: ANF, 11.12.2009,
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