Newroz
in Amed ...
Amed (Diyabakir)
– Das Verbot der Newroz-Feierlichkeiten durch die AKP-Regierung hat die
Bevölkerung nicht davon abgehalten auf den Festplatz zu strömen. Etwa
eine Million Menschen haben die Barrikaden der Polizei überwunden.
Die Forderungen der Bevölkerung können wie folgt aufgelistet werden „Gegen
die Statuslosigkeit – Demokratische Autonomie“, „Verfassungsrechtlicher
Schutz der kurdischen Identität“, „Muttersprachlicher Unterricht“, „Organisationsfreiheit“
und „Freiheit für Abdullah Öcalan“. Die kurdische Politik bewertet die
diesjährigen Feierlichkeiten als einen „Neuen Anfang“ und erklärt, dass
der „Widerstand der Schlüssel für einen Dialog und Verhandlungen“ ist.
Beobachtungen vom Newroz in Amed:
– Die in den Morgenstunden ergriffenen Maßnahmen der Polizei haben den
Ausnahmezustand nicht vermissen lassen. Die Polizei hat alle Straßen zum
Newroz-Park mit gepanzerten Fahrzeugen, mehreren hundert Überfallkommandos,
zivilen Polizisten und mit Barrikaden abgesperrt. Über das Stadtzentrum
kreisten Hubschrauber. Die Fahrzeuge der Stadtverwaltung mussten wegen
der Entscheidung des Gouverneurs stillgelegt werden. Daraufhin haben die
Fahrer, die eigentlich innnerorts kostenpflichtige Dienste leisten, die
Bevölkerung kostenfrei zu der Fläche gefahren
– Mit dem Ausnahmezustand ist die Bevölkerung von Amed zu Newroz erwacht
und hat die Rollladen ihrer Läden geschlossen gehalten. Die Stille der
Morgenstunden wurde mit dem Strömen der Bevölkerung auf die Straßen abgelöst.
In den Stadtteilen hat sich die Bevölkerung versammelt und sich mit ihrer
traditionellen Kleidung und Symbolen Richtung des Newroz-Parks begeben.
– Im Stadtteil Bağlar hat ein Polizeifahrzeug in den Straßen Ansagen über
die Lautsprecheranlage gemacht: „Newroz ist nicht heute, die Erlaubnis
liegt für den 21. März vor. Feiert Newroz am 21. März“.
– Vielen BürgerInnen, die mit ihren Fahrzeugen aus dem Umland nach Amed
zu den Feierlichkeiten wollten, wurden von der Polizei angehalten und
die Weiterfahrt verhindert. Daraufhin haben sie ihre Fahrzeugen einfach
abgestellt und zu Fuß zum Newroz Park gelaufen.
– Auffällig war, dass die JournalistInnen, die auf den Platz der Feierlichkeiten
wollten, von der Polizei nach ihren gelben Presseausweise1
gefragt.
– Nachdem die Barrikaden der Polizei überwunden wurden, ist die Bevölkerung
über die Felder zum die Newroz-Platz gelaufen. Zwischen der Polizei und
der Bevölkerung kam es zu Ausschreitungen, auffällig war, dass die Polizei
echte Munition eingesetzt hat.
– Auch der BDP-Co-Vorsitzende und Abgeordnete Selahattin Demirtaş, der
BDP-Abgeordnete von Amed Altan Tan und der Oberbürgermeister von Amed
Osman Baydemir wurden durch die Barrikaden verhindert auf die Newroz-Fläche
zu gelangen. Nach einer Diskussion mit der Polizei haben sich die BDPler
und andere Arm in Arm Richtung der Barrikaden der Polizei bewegt und so
die Barrikaden überwunden.
– Die Polizei hat die Tontechnik beschlagnahmt, deshalb wurden die Ansagen
und Vorträge über den Parteibus der BDP gemacht.
– Nach dem Programm auf dem Newroz-Platz hat sich Menge zu dem „Freiheitszug“
zusammengefunden und ist in die Richtung der BDP-Parteizentrale gelaufen.
Während des Marsches hat die Polizei mit gepanzerten Fahrzeugen den Marsch
unterbrochen und die Menge mit Wasserwerfer und Gasangriffen an dem Marsch
verhindern wollen.
Quelle: ANF, 18.03.2012,
ISKU
1- Anmerkung des
Übersetzers: Gelber Presseausweis – Der Presseausweis ist keine Voraussetzung
für die journalistische Tätigkeit, es liegt vielmehr im Ermessen des Journalisten
und Arbeitgebers diesen Ausweis zu beantragen. In Rahmen der KCK-Operationen
sind 106 Journalisten festgenommen und die Festnahmen werden von den Machthabern
damit begründet, dass die Journalisten keine gelben Presseausweise haben.
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