Solidarität
mit den Hungerstreikenden: Die Bevölkerung befindet sich im Aufstand
Am vergangenen Wochenende
ist es in dutzenden Städten Nordkurdistans und der Türkei zu Solidaritätskundgebungen
und -demonstrationen mit den Hungerstreiks in den Gefängnissen gekommen.
Während die türkische Regierung immer noch gegenüber den Forderungen der
Hungerstreikenden tatenlos bleibt, haben die türkischen Sicherheitskräfte
Demonstrationen in Elih (Batman), Nisêbîn (Nusaybin), Şirnex (Şırnak),
Riha (Urfa), Izmir und Istanbul brutal angegriffen. Bei Auseinandersetzungen
zwischen Demonstranten und der Polizei wurden zahlreiche Menschen verletzt
und dutzende Demonstranten festgenommen.
Kundgebungen in Elih
und Adana
In Elih wurde eine Solidaritätskundgebung für die Hungerstreikenden organisiert.
Am Tag der Kundgebung schien es, als sei das Leben in der Stadt zum Stillstand
gekommen. Während der größte Teil des Einzelhandels seine Geschäfte an
diesem Tag aus Protest verschlossen hielt, versammelten sich zehntausende
Menschen auf dem Kundgebungsort. Sowohl auf der Kundgebung in Elih als
auch in Adana hat der BDP Co-Vorsitzende Selahattin Demirtaş zu der Menschenmenge
gesprochen. „Wir sind an dem Punkt angelangt, an dem Worte keinen Sinn
mehr haben. Die Regierung muss handeln, denn die Forderungen der Gefangenen
sind die Forderungen des kurdischen Volkes. Wenn uns aus den Gefängnissen
Todesmeldungen erreichen sollten, wäre dies das Ende der AKP”, so Demirtaş
in Elih. Nach der Kundgebung kam es zu Ausschreitungen zwischen der Bevölkerung
und der Polizei. Hierbei wurden zahlreiche Menschen verletzt. Mindestens
sieben Demonstranten wurden festgenommen.
An der Kundgebung in Adana am Sonntag, zu welcher die BDP aufgerufen hatte,
nahmen neben Demirtaş auch die beiden Abgeordneten Ertuğrul Kürkçü und
Murat Bozlak teil.
In Amed haben 252 Intellektuelle, SchriftstellerInnen, KünstlerInnen und
RegiesseurInnen in einer gemeinsamen Pressekonferenz auf die Situation
der Hungerstreikenden in den Gefängnissen aufmerksam gemacht. In den Stadtteilbüros
der BDP in Pîran (Lice), Farqîn (Silvan), Hani und Kocaköy wurden währenddessen
Solidaritätshungerstreiks organisiert. Der Friedensaktivist Halil Savda
hatte mit einigen weiteren AktivistInnen am Sonntag vor dem E-Typ Gefängnis
von Amed ebenfalls einen eintägigen Solidaritätshungerstreik durchgeführt.
In Colemêrg wurde im BDP-Gebäude am Samstag ein zehntägiger Solidaritätshungerstreik
aufgenommen. In Şirnex hingegen haben 15 Menschen außerhalb des Gefängnisses
einen unbefristeten Hungerstreik aufgenommen. Ebenfalls wurden in Agirî
(Ağrı) und Gimgim (Varto) befristete Solidaritätshungerstreiks organisiert.
In Dêrsim (Tunceli) machte die Bevölkerung durch eine Demonstration am
Sonntag auf den Hungerstreik in den Gefängnissen aufmerksam.
In verschiedenen Stadtteilen von Riha wurden Solidaritätshungerstreiks
organisiert. Im Stadtzentrum von Merdîn hat eine Gruppe vor dem E-TYP
Gefängnis in der Stadt einen Hungerstreik aufgenommen. Über das ganze
Wochenende hinweg wurde diese Gruppe von hunderten Menschen besucht und
moralisch unterstützt. Auch in Qoser wurden an drei zentralen Plätzen
der Ortschaft Zelte aufgebaut, in denen Solidaritätshungerstreiks durchgeführt
worden sind. In Nisebîn ist es während einer Demonstration für Hungerstreikenden
zu schweren Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und der Bevölkerung
gekommen. Bei den Ausschreitungen wurden mehrere Menschen verletzt.
Weitere Solidaritätshungerstreiks und Demonstrationen wurden in Qers,
Istanbul, Izmir, Mersin, Manisa, Ankara, Kocaeli, Yalova, Antalya und
Rize durchgeführt.
Zudem hat die BDP den Dienstag, 30.Oktober, zum zentralen Widerstandstag
erklärt. An diesem Tag soll es in vielen Städten gleichzeitig zu größeren
Demonstrationen kommen. Im Aufruf hieß es, dass das öffentliche Leben
an diesem Tag gestoppt werden soll. Der Gouverneur von Amed hat bereits
angekündigt, dass alle Proteste bis zum 4. November in Amed verboten werden
sollen.
Quelle: YÖP, 29.10.2012,
Übersetzungskollektiv
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