Deniz
Kaya: Ab dem 5. November treten 10 000 politische Gefangene in Hungerstreik
An dem Hungerstreik
in den Gefängnissen der Türkei, aufgenommen von 63 politischen Gefangenen
der PKK und PAJK am 12. September, sollen ab dem heutigen Tag insgesamt
10 000 politische Gefangene partizipieren. Dies kündigte Deniz Kaya, Sprecher
des Hungerstreiks, in einer schriftlichen Erklärung an, welche am 04.November
von der Nachrichtenagentur Firat (ANF) veröffentlich worden ist. Zuletzt
betrug die Zahl der Hungerstreikenden etwas mehr als 700. Im Folgenden
dokumentieren wir Auszüge aus der Erklärung der Hungerstreikenden:
„[…] An die Öffentlichkeit,
an alle MenschenrechtlerInnen und demokratischen Kreise,
wir wollen mit unserem Hungerstreik niemanden in die Knie zwingen oder
erpressen. Zugleich erlauben wir es aber auch nicht, dass irgendjemand
versucht uns zu erpressen. Wir wollen, als inhaftierte FreiheitskämpferInnen,
dass mit unserem Hungerstreik unsere Forderung nach den grundlegendsten
Menschenrechten sowie unsere legitimen Forderungen nach sozialen und politischen
Rechten in der Öffentlichkeit und der gesamten Welt erhört werden.
Wir sagen, dass niemand die Tyrannei akzeptieren darf und deshalb fordern
wir ein Ende der Tyrannei gegenüber unserem Volk. Wer Tyrannei akzeptiert,
den wird ein grausames Ende ereilen. Aber auch Erdogan und seine Schergen
sollten wissen, dass ihre Tyrannei, ihr Sultanat, ihr despotisches Regime
nicht akzeptiert werden wird, dass ihr Ende schlimm sein wird.
Wir fordern eine Antwort:
Wir fragen die ganze Welt: Wer kann sich gegenüber der Forderung nach
juristischer Verteidigung in der eigenen Muttersprache verschließen? Wer
kann die Isolation und die Folter an einer Person akzeptieren, der von
einem ganzen Volk als dessen Repräsentant akzeptiert wird? Wer kann sich
gegen die Friedensverhandlungen mit unserem Vorsitzenden, unserem Repräsentanten
stellen, der die Schlüsselfigur für einen Frieden zwischen den Völkern
ist. Wir fordern von allen Menschen Antworten auf diese Fragen!
Unsere Antwort ist jedenfalls klar: Wir sagen, dass es uns mit diesem
System reicht, welches uns verleugnet und unsere Freiheiten nicht akzeptiert!
Wir setzen unsere Körper für eine friedliche und demokratische Lösung
der kurdischen Frage und für ein würdevolles Zusammenleben der Völker
dem Tod aus. Unsere Aktion ist zugleich auch ein Appell an das Gewissen.
Es ist der Apell eines Volkes, welches Unterdrückung und Leid ausgesetzt
ist, für ein Ende dieser Unmenschlichkeit, die an uns stellvertretend
für die gesamte Menschheit ausgeübt wird. […]
Wir möchten an unser Volk und die Öffentlichkeit folgendes verkünden:
Unser Hungerstreik, welchen wir am 12. September aufgenommen haben, befindet
sich gegenwärtig in seinem 54.Tag. Ab dem heutigen Tag werden wir unsere
Aktion auf die nächste Stufe anheben. Ab dem 5. November werden wir den
Hungerstreik unter Beteiligung von 10 000 Menschen fortsetzen. Ab diesem
Datum werden in den Gefängnissen der Türkei und Kurdistans alle unsere
inhaftierten Freundinnen und Freunde, ausgenommen kranke und alte Gefangene
sowie Kinder, an unserem unbefristeten Hungerstreik teilnehmen.
Wir warnen die AKP-Regierung
und den Ministerpräsidenten Erdogan:
Wir rufen alle Kreise, die unsere Aktion nicht ernst nehmen und versuchen
sie zu diffamieren, die Lügen über den Hungerstreik verbreiten und allmögliche
Versuche unternehmen den Hungerstreik zu untergraben, dazu auf, Ernsthaftigkeit
an den Tag zu legen. Wenn unsere Forderungen nicht erfüllt werden, werden
die AKP-Regierung und der Ministerpräsident Erdogan verantwortlich für
alle negativen Konsequenzen sein. […]“
Im Namen der Hungerstreikenden
Deniz Kaya, 04.November
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