Über
100 000 Menschen fordern in Paris Rechenschaft
Nachdem am vergangenen
Mittwoch drei kurdische politische Aktivistinnen in den Räumlichkeiten
des Kurdistan Informationszentrum in Paris kaltblütig ermordet worden
sind, versammelten sich über 100 000 Menschen zu einem Trauermarsch in
Paris.
Dabei forderten die TeilnehmerInnen der Demonstration Rechenschaft für
die Ermordung von Sakine Cansiz, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez.
Die DemonstrantInnen trugen neben den Bildern und Transparenten der ermordeten
Frauen, ebenfalls Fahnen mit dem Abbild vom inhaftierten PKK-Vorsitzenden
Abdullah Öcalan, der seit etwa 2 Monaten Gespräche mit dem türkischen
Staat für eine Lösung der kurdischen Frage führt. Hinter der Ermordung
der drei kurdischen Frauen wird von einem Sabotageversuch der Gespräche
zwischen dem türkischen Staat und Öcalan ausgegangen.
Daneben war das Demonstrationsbild geprägt von Fahnen der Arbeiterpartei
Kurdistan (PKK), zu dessen Gründungsmitglied die ermordete Sakine Cansiz
gehörte und von den Fahnen des Hohen Kurdischen Frauenrates (KJB) und
der Partei der Freien Frauen Kurdistans (PAJK).
Solidarität
aus der ganzen Welt
Zudem waren weitere Flaggen von anderen kurdischen Organisationen aus
allen Teilen Kurdistans zu sehen. Ebenfalls mobilisierten zahlreiche linke
sozialistische türkische Parteien und Organisationen ihren Anhänger zum
Trauermarsch nach Paris. Zahlreiche in Frankreich lebende Angehörige von
unterdrückten Völkern, wie den TamilInnen, PalästinenserInnen, PhilippinerInnen,
KolumbianerInnen und weitere bekundeten durch ihre Teilnahme ihre Solidarität
mit der trauernden kurdischen Bevölkerung.
Teilnahme
von 50 feministischen Organisationen am Trauerzug
Etwa 50 feministische Organisationen nahmen ebenfalls an dem Trauerzug
teil und bekundeten ihre Anteilnahme an dem Tod der drei kurdischen Feministinnen.
Zudem nahmen mehrere französische Parteien am Trauerzug teil.
Mit den Worten „Jin – Jiyan – Azadî (Frauen – Leben – Freiheit)“ erreichte
die Menschenmenge den Kundgebungsplatz, auf dem neben zahlreichen europäischen
und kurdischen Politikern, ebenfalls die Angehörigen der Ermordeten eine
Ansprache hielten. Neben den Bildern der drei ermordeten Frauen, befand
sich ein Transparent mit der Aufschrift „Wir fordern Gerechtigkeit, wir
fordern Rechenschaft“.
Sie werden
in unseren Herzen weiterleben
Neben den Co-Vorsitzenden der Partei für Frieden und Demokratie (BDP)
Gülten Kişanak und Selahattin Demirtaş hielt auch die BDP-Abgeordnete
Aysel Tuğluk, Co-Vorsitzende des Kongresses für eine demokratische Gesellschaft
(DTK) eine Rede. In ihrer Rede äußerte sie u. a., „Diese Mörder, diese
Killer sollen wissen, dass sie es nicht geschafft haben, sie umzubringen.
Sie werden in unseren Herzen weiterleben. Die Fahne ihres Kampfes wird
von Millionen weitergetragen. Die kurdischen Frauen werden ihre Fahne
zur Freiheit tragen.“
Der Vater der ermordeten Fidan Doğan richtete sich in seiner Rede an die
sozialistische Regierung in Frankreich. „Ihr seid doch das Land des Friedens,
die Sozialisten sind doch an der Macht. Drei Menschen wurden in eurer
Amtszeit von Kugeln durchlöchert. Ihr seid einfach nur bedauernswert.“
Euch zum Trotz
werden wir Kurdistan befreien
Die wahrscheinlich emotionalste und berührenste Rede hielt die jüngere
Schwester der gerade einmal 25.Jährigen Leyla Şaylemez. Gerichtet an die
Täter gab sie kund: „Euch zum Trotz werden wir Kurdistan befreien“.
Großer Trauermarsch
am Mittwoch in Amed
Am Mittwochmorgen werden die Leichname der drei kurdischen Frauen in die
größte kurdische Stadt Nordkurdistans Amed (Diyarbakir) geflogen. In Amed
wird ebenfalls ein Trauermarsch stattfinden. Es wird mit der Teilnahme
von hunderttausenden Menschen gerechnet. Anschließend werden die drei
ermordeten Frauen in ihre jeweiligen Geburtsstätten gebracht. Die Mitbegründerin
der PKK Sakine Cansiz wird in ihre Heimatstadt Dersim, die KNK-Frankreichvertreterin
Fidan Doğan wird in ihrem Geburtsort nach Elbistan/Meres und die Jugendaktivistin
Leyla Şaylemez wird in die türkische Küstenstadt Mersin gebracht. Leyla
Şaylemez, deren Familie ursprünglich aus Pîran (Lice) stammt, ist in den
70er Jahren nach Mersin ausgewandert.
Die Gedenkfeier und Verabschiedung
von Sakine Cansiz, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez wird am Dienstag, 15
Januar 2013 um 11.00 Uhr in Palace de Villers, 12, avenue des Entrepreneurs,
95400 Villers Le Bel stattfinden
Quelle: ANF, 12./13.01.2013,
ISKU
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