Öcalan:
Lösungsprozess mit Inhalt füllen – Selbstverteidigung in Rojava stärken
Am 10.07. besuchten
die beiden Abgeordneten Leyla Zana und Sırrı Süreyya Önder den inhaftierten
PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali. Wichtige
Diskussionsthemen bei dem knapp dreieinhalbstündigen Besuch waren der
gegenwärtige Stand im Lösungsprozess und die Angriffe von ISIS in Rojava.
Nach dem Besuch auf Imrali wurde die Öffentlichkeit in einer schriftlichen
Erklärung der Demokratischen Partei der Völker (HDP) über die Inhalte
des Besuchs auf Imrali informiert.
„Gesetzlicher
Rahmen muss mit praktischem Inhalt gefüllt werden"
Demnach begrüßte Öcalan die Verabschiedung eines gesetzlichen Rahmens
für den Lösungsprozess in der kurdischen Frage im türkischen Parlament.
Öcalan bedankte sich bei allen Persönlichkeiten, Gruppen und Parteien,
die beim Zustandekommen des Gesetzes mitgewirkt hatten. „Dieses Gesetz
kann einen wichtigen Anfang für einen großen Frieden darstellen“, erklärte
Öcalan. Auch bedankte sich Öcalan bei den kurdischen Parteien und Institutionen
sowie der kurdischen Bevölkerung, die trotz aller Schwierigkeiten durch
ihr Beharren auf einer friedlichen Lösung letztlich den Weg für solch
ein Gesetz geebnet hätten.
Öcalan betonte, dass nun vor allem die Regierung und das türkische Parlament,
ohne Zeit zu vergeuden, die notwendigen Kommissionen für die Erarbeitung
der Lösung in der kurdischen Frage ins Leben rufen müssten. Insbesondere
sei die Gründung einer unabhängigen Beobachtungskommission (Schiedskommission)
notwendig, damit mögliche Provokationen gegen einen Lösungsprozess unterbunden
werden können.
Öcalan forderte zudem, dass der diplomatische Verkehr auf Imrali an Fahrt
gewinnen sollte und eine Veränderung seiner Gefängnisbedingungen stattfinden
muss, damit er bei zukünftigen Arbeiten der vorgeschlagenen Kommissionen
produktiv mitwirken kann.
Angriffe
auf Rojava – Bis zum Schluss vom Selbstverteidigungsrecht Gebrauch machen
Öcalan ging bei dem Gespräch mit Önder und Zana auch auf die Situation
in Rojava ein. Die Angriffe auf Kobanê seien nicht nur gegen die dort
lebende kurdische Bevölkerung und ihre Selbstverwaltung gerichtet, sondern
auch gegen das friedliche und freie Zusammenleben aller Volks- und Religionsgruppen
in der Region. Gegen die Angriffe von ISIS sei es deshalb erforderlich,
bis zum Schluss vom Selbstverteidigungsrecht
Gebrauch zu machen.
Die letzten Ereignisse in Rojava und im Irak sind laut Öcalan ein erneuter
Beweis dafür, dass die politischen kurdischen Kräfte aus allen vier Teilen
Kurdistans zu einer Nationalkonferenz zusammenkommen müssen. Hierzu hat
Öcalan sowohl einen Brief an Celal Talabani als auch an Masud Barzani
gerichtet.
Zum Schluss des Gespräches bat Öcalan Zana und Önder seine Grüße an alle
bedrohten und angegriffenen Völker auszurichten. Er grüßte sowohl den
Widerstand in Rojava als auch die Völker und Religionsgemeinschaften der
Turkmenen, Yeziden, Araber un Suryoye, die allesamt ebenfalls Angriffsziel
von ISIS sind.
ANF, 10.07.2014,
ISKU
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