Drohendes
Massaker an Yeziden: Bevölkerung von Şengal gegen IS sich selbst überlassen
Südkurdistan/Nordirak
- Die Angriffe auf Şengal (Sindschar) durch IS (Islamischer Staat) dauern
seit zwei Tagen an. Heute, am Morgen des 3. August, wurde vermeldet, dass
die südkurdischen Peshmergekräfte sich aus der Region zurückziehen und
die Bevölkerung gegen die Islamisten sich selbst überlassen werden.
Kämpfer von IS (Islamischer Staat) rücken unterdessen immer weiter in
Richtung Stadtzentrum von Şengal vor. In vielen Dörfern sollen bereits
die Fahnen des „Islamischen Staats" gehisst worden sein. Lokale Quellen
berichten, dass IS mit der Einnahme von Şengal beabsichtigt, für sich
einen Korridor von Mosul über Tal Afar und Şengal in Richtung Westen nach
Rojava zu errichten.
Die Bevölkerung von Şengal gehört der kurdischen Religionsgemeinschaft
der Yeziden an. Sollte die Stadt durch IS eingenommen werden, würde das
für die dort lebenden Menschen die Gefahr eines Massakers mit sich bringen.
Bereits jetzt berichten örtliche Quellen, dass sich tausende Menschen
aus Şengal in Richtung Dihok (Dohuk) auf der Flucht befinden.
Es gibt derzeit Meldungen, dass die Peshmergekräfte sich vorübergehend
aus Şengal zurückgezogen hätten, um auf weitere Unterstützung zu warten.
Andere Meldungen hingegen erklären, dass die zur KDP gehörenden Peshmergekräfte
komplett die Region verlassen haben. Zudem wird vermeldet, dass eine größere
Einheit der Volksverteidigungseinheiten (YPG) aus Rojava sich vom Kanton
Cizirê in Richtung Şengal in Bewegung gesetzt hat, um den Kampf der Bevölkerung
gegen IS zu unterstützen.
Die Bevölkerung von Şengal hatten mehrfach die politischen Verantwortlichen
dazu aufgerufen, die Sicherheitsvorkehrungen für die Stadt zu verstärken,
da die dort lebenden Yeziden erklärtes Ziel der Islamisten seien. Ein
Angebot der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans KCK aus den Kandilbergen,
dass die Volksverteidigungskräfte HPG für den Schutz von Şengal sorgen
könnten, wurde von der KDP unter der Führung von Barzani nicht gestattet.
Im Zuge der aktuellen Angriffe von IS und dem Rückzug der Peshmergekräfte
der KDP erneuerten nun die Yeziden aus Şengal mit einem dringenden Aufruf
die Bitte um Unterstützung bei der Verteidigung ihrer Heimat.
Die Stadt Şengal gilt als heilige Stätte für die Glaubensgemeinschaft
der Yeziden. Sie war bereits im August 2007 Angriffsziel islamistischer
Organisationen. Bei mehreren zeitgleichen Bombenanschlägen wurden damals
über 700 Zivilisten ermordet.
ANF, 03.08.2014, ISKU
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