HDP-Delegation:
(Friedens)Prozess ernsthaft gefährdet
In einer von İdris
Baluken, Pervin Buldan und Sırrı Süreyya Önder unter dem Titel HDP İmralı
Delegation veröffentlichten Stellungnahme, erklärte die Partei der Demokratischen
Völker (HDP), dass der aktuelle (Friedens)Prozess aufgrund regionaler
Entwicklungen – ins-besondere in Kobanê – und dem mangelenden Entgegenkommen
der türkischen Regierung ernsthaft gefährdet seien.
Die Delegation warnte die türkische Regierung und verwies auf anstehendes
Treffen mit Öcalan, das von entscheidender Bedeutung für den weiteren
Verlauf sei. Sie betonte außer-dem, dass der politische Lösungsprozess
kurz vor dem Scheitern stehe und nennt dafür eine Reihe von Gründen. So
ergriff die AKP Erdoğans in Vergangenheit kaum Maßnahmen des Entgegenkommens.
Insbesondere aber die Unterstützung des Islamischen Staates (IS) durch
die türkische Regierung steht einem politischen Lösungsprozess im Weg.
Rojava, Kontrollgremien,
Angriffe von Sicherheitskräften
Die Delegation betonte, dass sie an ernsthaften Friedensverhandlungen
und einem politischen Prozess von Beginn an interessiert war, um eine
Grundlage für einen anhaltenden und konfliktfreien Frieden zu entwickeln.
Treffen mit Funktionären der Gemeinschaften der Gesellschaften Kurdistans
(KCK) in Kandil und anschließend mit Staatsbeamten der Regie-rung in Ankara
verdeutlichte jedoch die Schwierigkeit der Friedensverhandlungen, insbeson-dere
in Bezug auf die Haltung der türkischen Regierung zum drohenden Massaker
in Kobanê. Die Delegation forderte die Einrichtung von Kontrollgremien
für Rojava sowie die Einigung über gemeinsame Ziele für die Zukunft. Außerdem
kritisierte sie das unverhältnismäßige Eingreifen und die Law-and-Order-Maßnahmen
türkischer Sicherheitskräfte gegenüber den solidarischen Massenprotesten
der letzten Wochen.
Die Delegation betonte, dass es wichtig sei, schnell konkrete Schritte
einzuleiten, um den Lösungsprozess voranzutreiben und fügte hinzu, dass
in diesem Kontext die nächsten Tage von entscheidender Bedeutung seien,
um die genannten Probleme zu überwinden.
„Es ist unerlässlich,
dass die Regierung ihre Position klarstellt“
Die Türkei müsse effektive Schritte einleiten, um die Gefahr eines Massakers
in Kobanê zu eliminieren, so die Stellungnahme, und darüber hinaus notwendige
humanitäre Hilfe leisten: „Es besteht die Möglichkeit, dass sich die Situation
in Rojava wieder normalisiert, wenn die im (Friedens)Prozess beschlossenen
Aufgaben erfüllt werden. Hierfür ist es jedoch von grundlegender Wichtigkeit,
dass die Regierung ihren politischen Standpunkt klarstellt. Das ist nicht
nur für die zukünftigen Prozess wichtig, sondern eine wesentliche Voraussetzung
für Frieden, Stabilität und Demokratie in der Region.“
Man werden Anstrengungen von Seiten der Regierung, Solidaritätsproteste
mit Kobanê zu verhindern, als Duldung eines Massakers verstehen. Die Delegation
betonte die Gefahr von Massakern an der Bevölkerung in Rojava. Jedem müsse
klar sein, dass die gesamte Region am Rande eines Desasters steht, dass
Jahre anhalten wird, so die Delegation.
Treffen mit
Öcalan
Eine sehr wichtige Rolle spielt das bevorstehende Treffen mit Abdullah
Öcalan: „Das Treffen mit Öcalan wird für die demokratische Zukunft der
gesamten Region von historischer Bedeu-tung sein. Öcalan sah die Friedensverhandlungen
immer in Gefahr, sowohl in Hinblick auf die Region Rojava als auch auf
den politischen Prozess selbst. Wir waren uns darüber bei allen unseren
Treffen einig.“
Die Stellungnahme der Delegation endet mit einer offiziellen Anmeldung
für einen Besuch nach Imralı.
ANF, 26.09.2014,
ISKU
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