Bayık: Die AKP führt das Land in die internationale Isolation und an den Rand des Bürgerkriegs (Teil 2) Der Kovorsitzende des KCK-Exekutivrates Cemil Bayik sprach im Interview mit dem Fernsehsender Sterk TV über den erfolgreichen Widerstand von Kobanê und den Lösungsprozess. Im ersten Teil (siehe hier) hat Bayik beschrieben, wie der Widerstand von Kobanê die Pläne der türkischen Regierung für die Region zunichte gemacht hat. In diesem Teil geht er auf die Haltung der AKP im Lösungsprozess ein. Sie sind darauf
eingegangen, dass der Widerstand von Kobanê den Plänen von verschiedenen
Kräften einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Allen voran die AKP-Regierung
der Türkei hat aktiv im Kampf gegen Kobanê mitgewirkt. Sie ist mit dieser
Strategie gegen die Wand gefahren und versucht jetzt den Schaden zu begrenzen.
Gleichzeitig führt diese Regierung aber weiterhin einen Lösungsprozess
mit Herrn Öcalan und der Bewegung. Wie passt das alles zusammen? Die AKP redet viel
von der Lösung, in der Praxis tut sie aber rein gar nichts. Wir werten
das als Teil einer psychologischen Kriegsführung gegen uns. Sie hat es
tatsächlich gut verstanden, Erwartungen in der Bevölkerung zu schüren,
die dann unerfüllt blieben, weil auf die Worte keine Taten folgten. Und
nicht nur das, sie hat auch jede Initiative unseres Vorsitzenden, den
Prozess voranzubringen, gestoppt oder inhaltlich ausgehöhlt. Nun nimmt
sie die Proteste in Nordkurdistan aufgrund der Ereignisse in Kobanê zum
Anlass und droht offiziell den Prozess zu beenden. Sie droht also damit,
das offiziell zu machen, was sie eigentlich die ganze Zeit gemacht hat.
Nämlich den Prozess zu sabotieren. Und wenn das
alles so weitergeht, wie wird sich dann der Prozess entwickeln? Unsere Bewegung und unser Vorsitzender haben große Mühen aufgebracht, damit die AKP endlich Schritte in diesem Prozess tätigt. Aber jeder muss auch verstehen, dass solch ein Prozess einseitig nur bis zu einem bestimmten Punkt geführt werden kann. Und dieser Punkt ist längst erreicht. Doch spätestens von diesem Punkt aus muss der Lösungsprozess beidseitig geführt werden. Jede erfolgreiche Konflikttransformation ist der offene Beweis hierfür. Eigentlich bedarf es gar einer dritten unabhängigen Instanz, die den Prozess kontrolliert. Aber davon sind wir dank der Haltung der AKP noch weit entfernt. Unser Vorsitzender bringt weiterhin große Mühen auf, um den Prozess irgendwie zu retten und somit die Rückkehr in einen Bürgerkrieg zu verhindern. Aber die türkische Regierung zeigt keinerlei positive Anzeichen, die eine Antwort auf diese Mühen darstellen könnte. Ich sage es ganz offen, sowohl in unserer Bewegung als auch in der Bevölkerung steigt die Wut gegen diese Politik der AKP. Die Geduld ist an ihrem Ende angelangt. Unsere Freiheitsbewegung fordert die türkische Regierung auf, unmittelbar ihren Hinhaltekurs zu beenden und sofort die Verhandlungen für die Lösung der kurdischen Frage aufzunehmen. Andernfalls, und dafür sprechen auch die Entwicklungen in Kurdistan und im ganzen Mittleren Osten, wird die AKP mit dieser Politik ihr eigenes Ende besiegeln. ANF, 03.11.2014, ISKU |
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