YEK-KOM, Föderation Kurdischer Vereine in Deutschland e.V.

Graf-Adolf-Str. 70A,
40210 Düsseldorf
 
Tel: 0211 / 17 11 451;
Fax: /17 11-454 (-453);
Mail: yekkom@01019freenet.de

 

Düsseldorf, 13.05.2000

Über 60 Gefallene als Folge türkischer Angriffe

Bereits Anfang April sind türkische Truppen in Südkurdistan (Nordirak) einmarschiert mit dem erklärten Ziel, die Rückzugslager der ehemaligen PKK-Kämpfer, die das Friedensprojekt ihrer Partei unterstützen und nicht mehr kämpfen, zu vernichten. Seit dem 5.Mai ist es nun durch Angriffe der türkischen Truppen, die von bewaffneten Kräften der südkurdischen Parteien KDP und PUK sowie von sogenannten ³Dorfschüt-zern² unterstützt werden, in der Region Haftanin zu Kämpfen gekommen. Bis jetzt haben dabei mehr als 60 Menschen ihr Leben verloren.

Wer ist für diese Toten verantwortlich?

Die kurdische Seite hat sich seit August 1999, nach fünfzehn Jahren des Kampfes, aus der Türkei zurückgezogen und alle Kampfhandlungen eingestellt. Das geschah nicht aus militärischer Schwäche, sondern auf Grund des von Abdullah Öcalan, dem Vorsitzenden der PKK, entwickelten Friedensprojekts. Durch Angriffe türkischen Militärs auf diesen Rückzug wurden zahlreiche kurdische KämpferInnen getötet. Warum versucht jetzt die Türkei, auch diejenigen ehemaligen Guerillakämpfer und -kämpferinnen zu vernichten, die außerhalb der Landesgrenzen auf eine Amnestie warten, die ihnen die Möglichkeit gibt, in die Türkei zurückzukehren? Warum werden die Freidensbemühungen mit einer Großoffensive bestraft, warum werden Kurdinnen und Kurden unbarmherzig gejagt - und die internationale Staatengemeinschaft schaut zu und schweigt? Ist es eine "innere Angelegenheit" der Türkei, mit Truppen in einer Stärke von rund 10.000 Mann ihre Landesgrenzen zu überschreiten und den Frieden ihrer eigenen Bevölkerung, der Türken und Kurden, sowie der ganzen Region erneut zu gefährden?

Darf ein Rückzug, der den endgültigen Frieden ermöglichen soll, mit Vernichtungsangriffen beantwortet werden?

Die europäische Staaten, die die Türkei auf die Beitrittsliste zur EU gesetzt haben, müssen die von der Türkei angegebenen Gründe für ihren Einmarsch ("die ehemaligen PKK-Guerilla bereiten sich auf erneute Angriffe auf die Türkei vor") untersuchen und deren Stichhaltigkeit überprüfen. Uns als Vertreterin der Kurdinnen und Kurden in Deutschland sind keine derartigen Pläne von kurdischer Seite bekannt - im Gegenteil, die Kurden wünschen nichts als Frieden. Die internationale Staatengemeinschaft darf nicht schweigend zusehen, wie sie dafür auf solche Weise bestraft werden! Nach Meldungen des türkischen Nachrichtensenders NTV sollen sich die türkischen Truppen aus der Region Haftanin bereits wieder zurückziehen - von kurdischer Seite wird jedoch befürchtet, das dieser Rückzug nur lokal begrenzt ist, und dass an anderer Stelle weitere Angriffe zu erwarten sind. Wir fordern alle um Frieden und Menschenrechte bemühten demokratischen Kräfte in Europa und in der Türkei dringend auf, alles zu tun, die Türkei zu veranlassen, ihre Menschenjagd in Südkurdistan zu beenden und sich ernsthaft um den Frieden in der Region zu bemühen.

YEK-KOM