YEK-KOM,
Föderation Kurdischer Vereine in Deutschland e.V.
Düsseldorf, 24. Juli 2000
Mit der Bitte um Aufmerksamkeit!
Nachfolgend dokumentieren wir in deutscher Übersetzung zwei Artikel
aus »Özgür Politika« vom 23.07.00. Es handelt
sich dabei um Erklärungen und persönliche Stellungnahmen derjenigen
Angehörigen der kurdischen Volksverteidigungskräfte von denen
behauptet worden war, sie seien in "Gefangenschaft bei der PKK"
und von dieser mit dem Tode bedroht. Mit dieser Veröffentlichung
hoffen wir, zur Klärung der Sachlage beizutragen und zu helfen,
die Unhaltbarkeit der Denunziationen und Gerüchte, die seit knapp
zwei Wochen auch in der Bundesrepublik in Umlauf gesetzt worden sind,
zu belegen. YEK-KOM.
»Das Ziel dieser Kampagne ist Diffamierung«
"Siebenundzwanzig Guerilla-Angehörige, über die in
jüngster Zeit behauptet wurde, dass sie Gefangene der PKK wären,
erklärten, diese Behauptungen seien Auswirkungen des internationalen
Komplotts."
"Am 21. Juli gaben 27 Guerilla-Angehörige, über die
in den letzten Tagen sowohl in der türkischen als auch in der deutschen
Presse spekulative Nachrichten verbreitet wurden, eine Erklärung
an die Öffentlichkeit ab. In ihrer Erklärung weisen sie darauf
hin, dass das internationale Komplott noch immer aktiv sei. Es sei dessen
Ziel, die PKK zu liquidieren und den PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan
zu isolieren, um seine Hinrichtung möglich zu machen. Weiter erklären
sie, daß Doktor Süleyman und Kücük Zeki (ehemalige
Guerilla-Angehörige, d.Ü.), die (im Mai d.Jhs.) die Organisation
verlassen hätten, sich innerhalb der PKK als Handlanger dieses
internationalen Komplotts betätigten. In der Erklärung heißt
es weiter: "Diese Provokateure beabsichtigen, Schwächung und
Desorganisierung zu verbreiten, um die Führungsrolle der PKK bei
der gesellschaftlichen Entwicklung zu schwächen. ... Sie haben
Lügen und Beschuldigungen verbreitet, um das internationale Komplott
zu unterstützen" "Es ist offensichtlich, dass diese Deserteure
die Zielsetzung verfolgen, die neue Phase und die Friedensbemühungen
unserer Partei zu sabotieren. Daher bemühen sie sich, in der Gesellschaft
Unsicherheit und Misstrauen zu entwickeln, und haben mit diesem Ziel
die Namen einer Anzahl von Genossinnen und Genossen von uns in der Presse
veröffentlicht, mit der Behauptung, wir würden von der Partei
einer Untersuchung unterzogen." In der Erklärung, in der diejenigen
als Kriegsgewinnler bezeichnet werden, die diese Anschuldigungen sofort
als wahr akzeptiert und darüber berichtet haben, wird darauf hingewiesen,
dass die Behauptungen mit der Absicht verbreitet wurden, die namentlich
aufgeführten Personen zu zerstören und sie gegen die PKK auszuspielen.
Die Guerilla-Angehörigen, die in ihrer an das kurdische Volk und
die Öffentlichkeit gerichteten Erklärung diejenigen verurteilen,
die sich instrumentalisieren ließen und diese Behauptungen veröffentlicht
haben, beschließen ihre Stellungnahme wie folgt: "Unser Volk,
unsere Freundinnen und Freunde und die Öffentlichkeit müssen
wissen, dass unsere Partei, die eine 30jährige heldenhafte Kampfgeschichte
hat, ihre neue Kampflinie auch heute mit Erfolg weiterverfolgen und
die Liquidation und den Defätismus zu verurteilen wissen wird."
Diese Erklärung wurde von folgenden Mitgliedern der Volksverteidigungskräfte
unterschrieben:
Faruk Bozkurt (Nasir), Gülsen Bas (Peyman Devrim), Sükran
Biner (Jiyan Deniz), Reyhan Yildirim (Helin), Sehnaz Altun (Sakine Batman),
Bedriye Tepe (Veroz), Baran Bingöl (Xoryas), Hatun Turhalli (Zeynep),
Nazime Adtürk (Devran), Derya Kül (Berivan), Sirin Dalduman,
Zübeyde Ersöz (Dorsin), Etem Karakurt, Remzi Ralyecin (Berxedan),
Engin Karaaslan (Haydar), Mesut Buldan (Rojhat, Neffe von Necdet Buldan),
Mahmut Karabas (Halil), Murat Tutal, Mahmut Evran (Seyit), Yücel
Zeydan (Rüstem, Sohn von Mustafa Zeydan), Cesim Elma (Çekdar),
Demirhan Aslan, Metin Yazar (Çetin, Neffe von Feridun Yazar),
Dogu Sen (Raman, Sohn von Nuray Sen), (Kemal, Sohn des Bürgermeisters
von Van) Bayram Ike (Semdin, Neffe des Bürgermeisters von Yüksekova)"
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Weiterhin veröffentlichte Özgür Politika ebenfalls am
23.Juli die persönlichen Stellungnahmen von Mahmut Evran (Seyit),
Baran Bingöl (Xoryas), Engin Karaaslan (Haydar), Mesut Buldan (Rojhat)
und Metin Yazar (Çetin). Özgür Politika hat mit diesen
Guerillakämpfern über die Vorwürfe gesprochen.
Mahmut Evran (Seyit):
"Mein Name innerhalb der Partei ist Seyit. Ich habe die Universität
abgeschlossen. Abgesehen davon, daß ich nicht von der Partei gefangen
genommen wurde, habe ich bislang auch keinen Rechenschaftsbericht über
irgendein Vergehen schreiben müssen. Die Absicht derartiger Behauptungen
ist, die Bevölkerung zu verunsichern, Verwirrung zu verbreiten
und die Atmosphäre zu vergiften. In ihrem langjährigen Kampf
hat die PKK eine Volksbewegung geschaffen. Diese Bewegung kann überall
ihre Kraft zeigen und von großem Einfluss sein. Es hat sich erwiesen,
dass die gefassten Beschlüsse für die Lösung des Problems
auch vom Volk als "machbar" empfunden werden (gemeint ist
die Friedenslösung, d.Ü.) und (zur Unterstützung) Aktionen
unternommen werden, die bis zu Selbstverbrennungen gehen. Die aktuellen
Spekulationen werden benutzt, um dieses Einvernehmen zu trüben.
Sie (die Spekulationen, d.Ü.) werden von bestimmte Zentren aus
gelenkt. Uns ist bekannt, mit welchen (egoistischen) Zielen die Deserteure
in die Partei eingetreten sind, und wann und wie sie aus denselben Gründen
später desertiert sind. Nachdem sie ihre Positionen verloren hatten,
haben sie sich erneut in die Strukturen, aus denen sie kamen, zurückbegeben.
In jüngster Zeit zielen neben den USA und der Türkei gemäß
ihrer Politik auch einige Kräfte im Mittleren Osten darauf ab,
die PKK zu unterwandern und eine depressive Situation zu schaffen, um
damit innere Fäulnis und Zerfall zu verursachen. Sie versuchen
speziell, unsere Familien zu beeinflussen. Meine Familie braucht in
keiner Weise (um mich) besorgt zu sein! Wenn meine Angehörigen
mich sehen wollen, kann ich ihnen sogar eine Adresse geben."
Baran Bingöl (Xoryas):
"Seit geraumer Zeit bin ich in den Reihen der Partei. Auch gegenwärtig
bin ich in keiner Weise unter Druck, gefangen oder einer ähnlichen
Situation ausgesetzt. Die Deserteure sind Personen, die keinen Glauben
an die Revolution, an das Volk, an den Vorsitzenden und an die Partei
haben. Auf der Welt gibt es keinen Ort, an dem man sich freier fühlt
als bei der PKK. Auch für die Frauen innerhalb PKK ist kein Ort
außerhalb der Partei vorstellbar, an dem sie frei leben und atmen
könnten! In diesem Sinne kann ich die erhobenen Vorwürfe nur
mit Nachdruck dementieren und sagen, dass sie alle jeglicher Grundlage
entbehren. Das Ziel der Veröffentlichung dieser Behauptungen ist
die Beeinflussung der Familien, der Verwandten und sogar der Menschen
aus derselben Heimatregion. Ich als jemand, der aus Bingöl kommt,
glaube, dass der patriotische Kern unseres Volkes, der sich in der jüngsten
Geschichte ausgebildet hat, immer (andere Elemente) überwiegen
wird. Wenn Bingöl Saits und Selim Çürükkayas hervorgebracht
hat, darf nicht vergessen werden, dass aus Bingöl auch Helden wie
Karasungur, Hayri und Hüseyin Durmuþ gekommen sind."
Engin Karaaslan (Haydar):
"Seit langen Jahren kämpfe ich in den Reihen der PKK. Ich
habe keine Informationen darüber, dass ich festgenommen worden
bin, und niemand hält mich gefangen. Wie Sie sehen, stehe ich heute
hier vor Ihnen und führe meine Bildungstätigkeiten fort. Somit
erkennen Sie die Absicht dieser Propaganda, unsere Partei von innen
heraus zu schwächen und die Familien und Teile des Volkes, die
den Kampf der Partei unterstützen, von ihr abzuspalten; endlich
soll durch eine solche Schwächung der Partei der Vorsitzender die
Unterstützung verlieren. Wenn diese Bemühungen auch scheinbar
nur von ein paar Liquidatroren gesteuert werden, verbirgt sich doch
dahinter ein System und ein Komplott. Das tritt immer deutlicher zum
Vorschein. Unsere Partei ist in ihrem 30jährigen Kampf bis heute
durch viele kritische Phasen gegangen. Unser Volk kennt die Geschichte
der Partei und ihre Widerstandsmöglichkeiten. Ich hoffe, dass unser
Volk auch in der bevorstehenden Zeit mit seinem praktischen Kampf beweisen
wird, dass es auf der Seite des Parteivorsitzenden und der Partei steht."
Mesut Buldan (Rojhat):
"Mein Name ist Mesut Buldan, mein Name innerhalb der Organisation
Rojhat Gever. Seit sechs Jahren kämpfe ich in den Reihen der PKK.
Man beachte, dass die Namen (der veröffentlichten Liste, d.Ü.)
sorgfältig ausgewählt wurden. Dahinter steht die Absicht,
die Partei intern zu spalten und die patriotischen Familien von der
Partei abzusplittern. Es ist die Weiterführung der seit längerem
gegen unsere Partei und unsere Revolution entwickelten internationalen
Komplottszenarien. Im Bezug auf meine Familie, vor allem, was die Äußerungen
meines Onkels in der letzten Zeit angeht er selbst war seit geraumer
Zeit mit dem Kampf und hat aus seiner Sicht auch in einem gewissen Maß
Anstrengungen in dieser Richtung unternommen : Es ist notwendig,
dass er sich, seine Stellung achtend, aus der Gegenposition gegenüber
der neuen Phase losreißt. Als ein Familienmitglied möchte
ich ihm sagen, dass er sich für diese Art von Haltungen und Provokationen
nicht instrumentalisieren lassen sollte. Zu meinen anderen Familienangehörigen
möchte ich sagen, dass die Schmerzen beider Völker begonnen
haben, nachzulassen, und dass sie sich in dieser Phase bis zuletzt am
(politischen) Kampf beteiligen müssen. Ich glaube, dass sie hierfür
jede Opferbereitschaft zeigen werden. Ich möchte allen meinen Respekt
und meine Grüße übermitteln."
Metin Yazar (Çetin):
"Ich bin 1968 in Urfa geboren. 1989 habe ich die Universität
verlassen und mich der Partei angeschlossen. Das Ziel der gegenwärtigen
Kampagne ist, unsere Partei zu spalten, was sie (ihre Gegner, d.Ü.)
seit langen ersehnten aber bis heute nicht erreichen konnten. Obwohl
sie meinen Namen kennen, bezeichnen sie mich mit dem Namen meines Onkels
Feridun Yazar, der eine Zeitlang Parteivorsitzender der HEP war. Gegenwärtig
erfülle ich meine Aufgaben. Die Absicht dieser"Nachrichten"
ist, dass in der Region, in der meine Familie lebt, ein negativer Einfluß
ausgeübt wird. Die Deserteure jedoch werden nicht einmal von ihren
Familien beachtet werden! Unser nationaler Befreiungskampf hat im kurdischen
Volk das Bewusstsein einer Einheit geschaffen. Um diese Einheit zu zerstören,
gibt es große Bemühungen, sowohl von äußeren als
auch von inneren Kräften. Ich möchte auf die Notwendigkeit
hinweisen, dass die Patrioten an solche Sachen nicht glauben sollten
und sie sich nicht von diesen Machenschaften beeinflussen lassen sollten.
Im Gegenteil, sie sollten mehr als je zuvor sich des (politischen) Kampfes
annehmen."
»Özgür Politika«, 23.07.2000
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