Vorwort

„Nie wird diese Wunde heilen“, schreibt die Sängerin Ilkay Akkaya in ihrem Beitrag über die Qual der Angehörigen der Verschwundenen in der Türkei und Kurdistan. Menschen „verschwinden zu lassen“ ist eine der grausamsten Methoden eines Krieges niederer Intensität gegen die eigene Zivilbevölkerung. Konterguerillabanden und staatliche Stellen lassen Oppositionelle und/ oder Angehörige aktiver Guerilla „verschwinden“, um die Familien, Freunde ja, ganze gesellschaftliche Gruppen einzuschüchtern und von möglichen politischen Aktivitäten abzuhalten.
Menschen verschwinden weltweit – in den wenigsten Fällen wird ihr Schicksal aufgeklärt. In der Türkei gibt es seit 1987 den Versuch, über die verschwundenen Menschen eine Statistik zu führen – die nüchternen Zahlen sagen nichts über die menschlichen Schicksale, die sie repräsentieren. Die Zusammenschlüsse von Angehörigen, die in gemeinsamen Protestaktionen ihre Trauer in Widerstand verwandeln können und den verstummten Verschwundenen Stimme geben, sind Hoffnung für eine menschenwürdige Zukunft – auch in der Türkei und Kurdistan.
Die Rundreise der Samstagsmütter im Juni 1998 soll ihre Stimmen und ihren Protest auch nach Deutschland tragen. Die enge deutsch-türkische Zusammenarbeit auf staatlicher Ebene, erfordert aktive Solidarität derjenigen in Deutschland, die für eine menschenwürdige Zukunft kämpfen.
Nie wird diese Wunde heilen – wir gedenken der benannten und namenlosen verschwunden Frauen und Männer in der Türkei, in Kurdistan und weltweit.

Kurdistan Informationszentrum
Informationsstelle Kurdistan
Juni 1998