Am 5. Mai 2000 haben Tausende türkischen Soldaten
mit Unterstützung der Demokratischen Partei Kurdistans
(KDP) und die Patriotische Union Kurdistans (PUK) in Südkurdistan
(Nordirak) eine Militäroperation gegen die Guerillaeinheiten
der Arbeiterpartei Kurdistans begonnen. Die bisherige Bilanz:
8 Guerilla, 50 türkische Soldaten und 4 KDPler verloren
ihr Leben.
Die PKK erklärte im August letzten Jahres einseitig
den bewaffneten Kampf für beendet und begann ihre Einheiten
außerhalb des türkischen Territoriums abzuziehen.
Auf ihrem 7. Parteikongress im Januar 2000 entwickelte die
PKK ein konstruktives Friedensprojekt für die Lösung
der Kurdischen Frage und für die Demokratisierung der
Türkei.
Der Präsidialrat der Arbeiterpartei Kurdistan (PKK)
hat am 10. Mai 2000 eine schriftliche Erklärung zu den
Militäroperationen der türkischen Armee in Südkurdistan
(Nordirak)veröffentlicht, die wir im folgenden in deutscher
Übersetzung dokumentieren:
"Unsere Welt ist in das neue Jahrhundert mit der Hoffnung
nach Demokratie und Freiheit eingetreten. Wird sich das Entwicklungsniveau
der Menschheit vor Augen geführt, ist die Verwirklichung
dieser Hoffnungen unumgänglich. Die Bemühungen diese
Hoffnungen zu verwirklichen gewinnen mit jedem Tag mehr Einfluss
und zwingt jeden in dieser Richtung tätig zu werden.
Auch das kurdische Volk bevorzugt zweifelsohne die Richtung
des Friedens, der Demokratie und der Freiheit. Dieser Wille
ist mit der einseitigen Beendigung des Krieges durch die PKK,
die Veränderung der Parteilinie sowie durch das auf dem
7. außerordentlichen Parteikongress ausgearbeitete Friedensprojekt
konkret zum Ausdruck gebracht worden.
Trotz dieser Schritte hat der türkische Staat, einige
kurdische Organisationen und die internationale Gemeinschaft,
die in freiwilliger Einheit mit der PKK begonnenen Phase für
den Frieden und die Demokratie nicht ausreichend und positive
beantwortet. Das Gegenteil ist der Fall: Der türkische
Staat und einige kurdische Organisationen in Südkurdistan
(Nordirak, Anm. d. Ü.) haben in Südkurdistan gemeinsam
eine Militäroperation begonnen, um die Bestrebungen nach
einer politischen Lösung und einer freien Einheit zu
sabotieren.
Seit dem 05. Mai 2000 führt die türkische Armee
mit Unterstützung kurdischer Organisationen, allen voran
der KDP (Demokratische Partei Kurdistans) in Südkurdistan
eine groß angelegte Militäroperation durch. Während
dieser Operation sind von unseren Einheiten, die sich weiter
in der Verteidigungsposition befinden, acht Guerillas gefallen
und acht wurden verletzt. Obwohl unsere Guerillakräfte
an ihrer Verteidigungsposition festhielten, um so kein Gefecht
zu provozieren, verloren bislang 50 türkische Soldaten
ihr Leben, infolge der beharrlichen Angriffe der türkischen
Armee. Auch auf Seiten der KDP sind vier Tote zu verzeichnen.
Die Operationsvorbereitungen zeigen, dass die türkische
Armee ihre Operation fortführen wird. Während die
KDP diese Operation begrenzt unterstützt, nimmt die PUK
eine destruktive Position ein.
Unsere Partei, die gegenüber diesen Angriffen in ihrer
legitimen Verteidigungsposition ist, sieht es als eine unumgängliche
Notwendigkeit an, trotz dieser Angriffe, die eingeleitete
Phase verstärkt fortzuführen. Gleichzeitig wird
unsere Partei für den Sieg der neuen Linie den politischen
Kampf verstärken. Unsere Partei verurteilt alle Haltungen
die sich gegen die Phase für den Frieden, die Demokratie
und die freie Einheit richten und wird entschlossen ihren
Weg fortsetzen.
Es ist notwendig, dass auch andere politische Kräfte,
die für die neue Phase sind, einen noch aktiveren Standpunkt
einnehmen müssen, damit die Phase für den Frieden,
die Demokratie und der freien Einheit nicht sabotiert wird
und sich weiterentwickeln kann. Allen voran müssen die
demokratischen Kräfte in der Türkei gegen jegliche
Aggression Position beziehen. Denn dies ist die Aufgabe der
demokratischen Kräfte in der Türkei: sich gegen
die militärischen Operationen sowie gegen alle Versuche
die neue Phase zu sabotieren zu wenden.
In gleicher Weise müssen die demokratischen Kräfte
Kurdistans eine Haltung entwickeln; Sie müssen ihre Stimmen
gegen die Angriffe erheben, die eine Lösung der kurdischen
Frage verhindern und unserem Volk großes Leid und Verluste
zufügen.
Die internationale Gemeinschaft sollte ihre passive Haltung
überdenken und eine positive Rolle in der neuen Phase
für Frieden, die Demokratie und die freie Einheit übernehmen.
Sie sollte der Initiative der kurdischen Seite, für eine
politische Lösung, der ihr gebührenden Bedeutung
beimessen und sie unterstützen. Sowie dies in anderen
Regionen der Welt geschieht, sollte auch in der politischen
Lösung der kurdischen Frage die Verantwortung wahrgenommen
werden.
Daher rufen wir den türkischen Staat und die kurdischen
Organisationen in Südkurdistan auf, die Militäroperationen
sofort einzustellen, und von ihren destruktiven Positionen
Abstand zu nehmen, die diese Phase sabotieren könnten.
Die demokratischen Kräfte in der Türkei und die
demokratische Bewegungen in Kurdistan rufen wir dazu auf ihre
Verantwortung gegenüber der neuen Phase gerecht zu werden.
Wir rufen die internationale Gemeinschaft dazu auf eine aktive
Rolle in der Phase des Frieden, der Demokratie und der freien
Einheit einzunehmen."