Berlin, 24. Januar2001
AUFRUF ZUR TEILNAHME AN DEN NEWROZ-DELEGATIONEN 2001!
Das Fest NEWROZ (d.h. Neuer Tag', 21. März) wird
von den Kurden seit 612 v. Chr. als Neujahrsfest gefeiert.
Mit der Entwicklung ihres demokratischen nationalen Befreiungskampfes
in den 80er Jahren des 20.Jahrhunderts, gewann dieses Fest
für das kurdische Volk eine neue Bedeutung.
Schon immer waren Verbote ein fester Bestandteil der Politik
des türkischen Staates gegenüber dem kurdischen
Volk, die auf Verleugnung und Vernichtung basiert. So versuchte
man in den 90er Jahren auch die Feierlichkeiten zu Newroz
zu unterbinden, in dem man ein rigoroses Verbot aussprach.
Friedlich feiernde Menschenmassen wurden mit Panzern und Gewehren
angegriffen. Hunderte von Zivilisten getötet und Tausende
verhaftet. Dadurch wurde das Newroz-Fest zu einem neuen Symbol
im demokratischen nationalen Befreiungskampf gegen den totalitären
türkischen Staat.
In den letzten zehn Jahren reisten immer wieder Delegationen
aus Deutschland und Europa nach Nord-Kurdistan (Türkei),
um an den Feierlichkeiten zu Newroz teilzunehmen. Vertreter
aus Politik und Kultur, Presse und der kritischen Öffentlichkeit
bekundeten damit alljährlich ihre Solidarität mit
dem demokratischen Widerstand des kurdischen Volkes. Ihre
Präsenz vor Ort half oftmals Übergriffe des türkischen
Militärs zu verhindern und sorgte für eine weltweite
Öffentlichkeit. Diese Solidarität leistete einen
großen Beitrag zur Aufklärung über die menschenrechtswidrigen
und anti-demokratischen Praktiken des türkischen Staates
gegenüber dem kurdischen Volk.
Offensichtlich geriet die Politik der Gewalt des türkischen
Staates mit der neuen politischen Strategie der PKK für
eine demokratische Entwicklung in eine Sackgasse. Im vergangenen
Jahr 2000 versuchte man erstmals, die Feierlichkeiten zu Newroz
ohne den gewaltsamen Einsatz des Militärs zu unterbinden.
Erneut wurden an vielen Orten die Feierlichkeiten verboten
und es kam teilweise zu massenhaften Verhaftungen.
Trotz der Beendigung des bewaffneten Kampfes von Seiten der
PKK, bereitet die türkische Armee für den kommenden
Frühling eine großangelegte Militäroperation
vor. Schon jetzt befinden sich in Süd-Kurdistan (Nord-Irak)
mehr als 10.000 Soldaten. Zeitgleich mit der Verlegung der
türkischen Truppen wurde in den türkischen Gefängnissen
ein Massaker an den Gefangenen verübt. Die Demokratische
Partei des Volkes (HADEP), die Menschenrechtsvereine und andere
Organisationen des gesellschaftlichen Lebens, sehen sich einer
extremen Verfolgung ausgesetzt. Diese negative Entwicklung
deutet auf eine Eskalation in der Türkei und in Kurdistan
hin, die von den anti-demokratischen Kräften innerhalb
des türkischen Staates forciert wird.
Heute sind Delegationen nach Kurdistan aktueller denn je.
Die legitimen Forderungen der Kurden nach Gleichberechtigung,
Annerkennung ihrer Identität und Demokratie bedürfen
weiterhin der internationalen Unterstützung. Nach wie
vor ist öffentliche Aufmerksamkeit der beste Schutz für
den beschwerlichen Demokratisierungsprozess in der Türkei.
Deshalb rufen wir alle demokratischen Kräfte, Institutionen,
Menschenrechtsorganisationen, Medienvertreter und Politiker
zur Bildung oder zur Teilnahme an den Newroz - Delegationen
2001 auf.
Interessierte können sich an unser Büro wenden.
Wir werden die Delegationen mit Kontakten in der Region tatkräftig
unterstützen.