Berlin,
14. Februar 2001
An die
Redaktionen: Ausland/Mittlerer Osten/Türkei/Kurdistan
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Zwei
Jahre nach dem Komplott
Anlässlich
des 2. Jahrestages des internationalen Komplottes gegen die
kurdische Bewegung, in Person des Vorsitzenden der Arbeiterpartei
Kurdistans (PKK), Abdullah Öcalan, erklärt das Kurdistan
Informations-Zentrum:
Die anhaltenden
Bestrebungen politischer und ökonomischer Mächte,
die Welt zu ihren Gunsten neu zu ordnen, ist nicht zu übersehen.
Für die Errichtung der sog. "Neuen Weltordnung"
ist der Mittlere Osten eine wichtige und zentrale Region.
Daher ist seit mehreren Jahren eine zunehmende Einflussnahme
in dieser Region zu beobachten. Während einige geschichtliche
Probleme mittels Dialog zum Abschluss gebacht werden sollen,
werden andere durch externe Provokationen noch mehr vertieft.
Hier wäre exemplarisch die palästinensische und
die kurdische Frage zu nennen. Allerdings haben alle Versuche,
die bestehenden Probleme im Mittleren Osten entgegen den Willen
der Völker zu lösen, bisher keinen gerechten Frieden
und keine wirkliche Lösung hervorbringen können.
Während
die PKK seit 1993 konsequent versucht, eine politische Lösung
zu erreichen, haben sich mehrere Staaten, darunter auch Deutschland,
zusammengeschlossen, um dieses Projekt zu verhindern und das
Problem auf ihre Weise zu "lösen".
Mit dem
internationalen Komplott vom 9. Oktober 1998, das seinen Höhepunkt
am 15. Februar 1999 mit der Verschleppung des Vorsitzenden
der PKK, Abdullah Öcalan erreichte, sollte die kurdische
Bewegung "enthauptet" werden. Das sollte zu einen
unkontrollierbaren Krieg führen, der dem kurdischen,
aber auch dem türkischen Volk, großes Leid und
Schaden zufügen würde. Der Staat hätte eine
geschwächte, marginalisierte und seinem Willen beraubte
Bewegung anschließend mit einigen symbolischen "Rechten"
befrieden können.
Die kurdische
Bewegung hingegen hat dennoch an ihrer Friedenspolitik festgehalten
und diese weiter entwickelt. Die von der PKK eingeleitete
Friedensphase brachte positive politische Bewegung in die
Demokratisierungsprozess der Türkei. So konnten die Machenschaften
des Staates während des 15jährigen Krieges und der
kriegstreibende Charakter einiger Kreise in den letzten zwei
Jahren teilweise aufgedeckt werden. Die paramilitärische
Organisation Hizbullah ist hier als Beispiel zu nennen. Die
Friedensphase hat den demokratischen Kräften in Gesellschaft
und Politik ermöglicht, sich stärker für eine
Demokratisierung der Türkei einzusetzen.
Für
die Kriegsprofiteure bedeutet die Friedensphase eine existenzielle
Gefahr. Deshalb versuchen sie durch Provokationen ihre Existenz
zu legitimieren. Hierfür stehen u.a. die brutalen Angriffe
auf die Gefangenen, die Invasion Südkurdistans (Nordirak),
das Verschwindenlassen von Oppositionellen, die mysteriöse
Ermordung des Polizeipräsidenten von Diyarbakir, Gaffar
Okkan und die Drohungen, Herrn Öcalan hinzurichten. Es
ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Oligarchie durch
das Verhalten westlicher Staaten zu diesen Schritten ermutigt
wird.
Die westlichen
Staaten ziehen ebenfalls am selben Strang, wenn es darum geht,
die legitime Vertretung des kurdischen Volkes zu vernichten
bzw. zu schwächen. Obwohl Tausende türkischer Soldaten
und Spezialeinheiten bis zu 300 km nach Südkurdistan
eingedrungen sind (bis nach Suleymaniye), gibt es keinen Protest
von den NATO-Verbündeten. Daher ist im kommenden Frühjahr
mit einem großangelegten Angriff der türkischen
Armee und der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) gegen die
Volkverteidigungskräfte der PKK zu rechnen. Auch gehen
die Entwicklungen in die Richtung, dass vom 15 Februar bis
zum kurdischen Neujahresfest, NEWROZ (21. März) staatliche
Angriffe gegen die Zivilbevölkerung zunehmen werden.
Zwar behauptete
die Bundesregierung, eine Lösung der kurdischen Frage
anzustreben, doch real ergreift sie in dieser Hinsicht keine
Initiative, im Gegenteil: Das PKK-Verbot wird weiterhin aufrecht
erhalten mit der Folge der fortgesetzten Kriminalisierung
von Kurdinnen und Kurden, deren legitimen Forderungen konsequent
ignoriert werden.
Wenn KurdInnen
heute mehr als je zuvor Ihren Vorsitzenden annehmen und erklären
sie werden keine Zukunft ohne ihren Vorsitzenden Öcalan
akzeptieren, so darf die zentrale Rolle von Herrn Öcalan
in der kurdischen Frage nicht ausser Acht gelassen werden.
Um den Krieg erneut zu provozieren scheuen die Kriegstreiber
auch nicht davor zurück mit dem Feuer zu spielen. Die
Bewertungen Öcalans über die Entwicklungen in der
Türkei wurden als Drohungen dargestellt um anschließend
mit verschäften Haftbedingungen, ja sogar mit der Hinrichtung
zu drohen. Wenn man die Sensibilität und die Bindung
des kurdischen Volkes zu seinem Vorsitzenden berücksichtigt,
so ist die Absicht solcher Drohungen nicht schwer zu erraten.
Die europäischen
Staaten allen voran die Bundesregierung sollten akzeptieren,
dass Herr Öcalan eine zentrale Bedeutung für die
kurdische Bevölkerung und den Friedensprozess im Mittleren
Osten hat.
Ein gerechter
Frieden und eine beständige Lösung kann in der Region
vor diesem Hintergrund nur erlangt werden, wenn die bisherige
Politik neu überdacht und verändert wird.
Wir rufen
die EU-Staaten dazu auf, die kurdischen Vertreter/innen offiziell
als Gesprächspartner/innen zu akzeptieren und eine Vermittlerrolle
in der Lösung der kurdischen Frage einzunehmen. Ferner
fordern wir von der Bundesregierung die sofortige Aufhebung
des PKK-Verbotes.