Berlin,
22. März 2001
Osman
Öcalan erklärt:
Angebot
erhalten Abdullah Öcalan aus dem Gefängnisinsel
Imrali zu entführen
Abdullah
Öcalan soll vor Beginn seines Prozesses vor dem Europäischen
Gerichtshof durch ein
Attentat ermordet werden.
PKK
schlägt der Türkei einen Friedensmarsch nach dem
Vorbild der Zapatisten vor
Osman Öcalan, Mitglied des Präsidialrats der Kurdischen
Arbeiterpartei - PKK, nahm am 18.03.2001 an telefonisch an
einem Program des kurdischen Fernsehens MEDYA-TV teil. Er
bewertete die politische Lage und gab in diesem Zusammenhang
neue wichtige Informationen. Im folgenden dokumentieren wir
aufgrund der bedeutenden Aussagen diese Rede in Auszügen:
"Die folgenden Erklärungen sind für die internationalen
wie regionalen Mächte und das Kurdische Volk von herausragender
Bedeutung. Daher sollten diese Ausführungen in Betracht
gezogen werden. Wir rufen die USA, die sich gegenwärtig
als die führende internationale Ordnungsmacht sieht,
Russland, die Europäische Union, die Türkei und
alle Kräfte und Persönlichkeiten sowie das Kurdische
Volk auf, dieser Erklärung ihre entsprechende Aufmerksamkeit
zukommen zu lassen!
Anlass
dieser Erklärung ist, dass die winzige Chance zu Frieden
und Demokratie zu Nichte gemacht wird und sich die Türkei
und der Nahe Osten in ein Blutbad verwandelt! Im April 1999
haben wir von einigen internationalen sowie Kreisen aus der
Türkei unter allen Garantien das Angebot erhalten, unseren
Parteivorsitzenden und Führenden unseres Volkes, Abdullah
Öcalan, aus dem Gefängnis zu entführen und
Ihn überall auf der Welt, wo wir es wollen, hinzubringen,
und dieses sollte noch vor Beginn seines Prozesses geschehen.
Wir haben dieses Angebot gut durchdacht, aber nicht angenommen.
Im Frühling des Jahres 2000 kam von anderen Kräften
ein gleiches Angebot mit den gleichen Garantien. Diese Angebote
bezwecken den von unserem Parteivorsitzenden in die Wege geleiteten
Friedensprozess zu verhindern und den Kriegszustand in Kurdistan
aufrecht zu erhalten, da diese Kräfte von dem Krieg profitieren
könnten. Im Falle einer Entführung würde unser
Parteivorsitzender wieder in die Türkei zurückkehren,
um den Friedensprozess fortzusetzen. Da wir diese Überzeugung
gehegt haben, haben wir auch das zweite Angebot abgelehnt.
Das Problem unseres Parteivorsitzenden ist nicht im Gefängnis
zu sitzen, sein Problem ist, das zum Blutfließen führende
Problem der Kurden zu lösen. In den letzten Tagen erhielten
wir aus einer bedeutenden Quelle die Information, dass unser
Parteivorsitzender noch vor Beginn der mündlichen Verhandlung
in seinem Prozesses vor dem Europäischen Gerichtshof
für Menschenrechte am 31.05.2001 zum Opfer eines Attentates
fallen und sohin ermordet werden sollte. Damit bezweckt man
erneut eine Eskalation der Gewalt und einen Krieg in Kurdistan.
Wir warnen die internationalen Kräfte und die internationale
Staaten- und Völkergemeinschaft, dass im Falle einer
Ausführung des Plans der Ermordung unsers Parteivorsitzenden
ein blutiger Krieg zwischen Kurden und Türken aufflammen
wird. Desenthalben rufen wir die Türkei auf, die Sicherheit
und Unversehrtheit unseres Parteivorsitzenden voll zu gewährleisten
und seine Lebensbedingungen anzuheben. Hieran halten wir fest
und betonen, dass wir entschlossen den Friedensprozess weiterführen.
Unsere
Entschlossenheit ist, dass wir den Friedensprozess fortsetzen,
indem auch wir die Waffen niederlegen und ähnlich den
Zapatisten in Mexiko von Südkurdistan mit Zehntausend
unserer Mitglieder nach Ankara für den Frieden marschieren,
wenn auch der türkische Staatspräsident wie der
Staatspräsident von Mexiko die Garantie gibt, dass die
demokratischen und kulturellen Rechte des Kurdischen Volkes
in der Verfassung verankert werden. Das ist der Weg zum Frieden
und das ist der Weg zur Lösung der bestehenden Probleme.
Zu
Newroz soll statt Kriegruf der Friedensruf erschallen, statt
Vernichtung Aufbau, statt Unterdrückung Freiheit, statt
Diktatur zur Demokratie gerufen werden und dieses Newroz soll
der Beginn einer friedlichen Zukunft des Zusammenleben der
Völker im nahen Osten sein! Das ist der Weg, den unser
Parteivorsitzender eingeschlagen hat. Zum Newroz rufen wir
alle Kurden und ihre Freunde auf, sich am Serhildan zu beteiligen
und ihre Entschlossenheit und ihren Willen zu Frieden, Demokratie
und Freiheit ohne Anwendung von Gewalt mit ihren nationalen
Farben und Trachten zu zeigen, damit Newroz, das Symbol für
Freiheit, Geschwisterlichkeit und Frieden, seine Bedeutung
erhält."