Berlin,
13. Juni 2001
Kurden
zeigen sich an: "Auch ich bin ein PKK'ler"
Ca. 1500 Kurdinnen und Kurden bezichtigten sich als PKK'ler!
Am heutigen
Tag wurden während des Prozesses gegen den kurdischen
Politiker Sait Hasso, um 11.00 Uhr dem Oberlandesgericht Düsseldorf
1470 Selbstanzeigen übergeben. Die ganzseitigen Erklärungen,
in denen sich die Kurdinnen und Kurden selbst als PKKler bezichtigten,
wurden dem Vorsitzenden Richter Herrn Breitling von zwei deutschen
Rechtsanwälten ausgehändigt.
An der
Kundgebung vor dem OLG nahmen annähernd 1000 Personen
teil und erklärten, daß ihre Aktion ein Betrag
für die Entwicklung des Friedens ist und sie ihre Identität
nicht verbieten lassen werden. Während der Kundgebung
riefen die TeilnehmerInnen "Ich bin PKK!", "Es
lebe unser Vorsitzender Öcalan!", "Tausende
Grüsse nach Imrali!" sowie "Weg mit dem PKK-Verbot!".
Drei Personen wurden von der Polizei zur Identitätsbehandlung
festgenommen und nach einigen Stunden freigelassen. Die DemonstrantInnen
leisteten keinen Widerstand und verhinderten somit jegliche
Ausschreitungen.
Mit dieser
Kampagne wollen die Kurdinnen und Kurden der Verleugnungspolitik
der europäischen Länder, allen voran Deutschland
und Großbritannien, gegen das kurdische Volk, entgegenwirken.
Diese Kampagne wird sich von Europa bis in die kurdischen
Regionen der Türkei ausweiten.
Die Tatsache,
daß die Politik der Türkei in Bezug auf die kurdische
Frage sich nur dann positiv entwickeln wird, wenn die europäischen
Staaten von ihrer bisherigen Verleugnungs- und Verbotspolitik
gegen das kurdische Volk Abstand nehmen, zeigt die Bedeutung
dieser Kampagne zur Anerkennung der nationalen und politischen
Identität der Kurdinnen und Kurden. Wir rufen die gesamte
demokratische Öffentlichkeit dazu auf, sich mit dem legitimen
Anliegen des kurdischen Volkes zu solidarisieren. Die Verleugnung
eines ganzen Volkes mit 40 Mio. Menschen ist ein Vergehen
gegen die Menschlichkeit.
Die deutsche
Öffentlichkeit muss sich vorstellen, dass ihre politische
und nationale Identität verboten wäre und sie gezwungen
wäre eine andere Identität/Nationalität anzunehmen.
Dieser Verleugnung ein Ende zu setzen, sollte nicht nur die
Aufgabe des kurdischen Volkes sein. Deshalb ist es die Aufgabe
aller demokratisch gesinnten Personen sich gegen das seit
November 1993 bestehende sog. "PKK-Verbot" zu stellen
und dessen Aufhebung mit verschiedenen Aktivitäten zu
fordern.
Die eingereichte Selbstanzeige-Erklärung ist wie folgt:
"Auch
ich bin ein PKK'ler"
"Da dem kurdischen Volk selbst das elementare Lebensrecht
vorenthalten wurde, blieb ihm keine andere Wahl als der Griff
zu den Waffen. Nach über zwanzig Jahren Krieg, wurde
von unserer nationalen Führung, Abdullah Öcalan,
ein strategischer Wechsel eingeleitet. Seit zwei Jahren kämpft
die PKK mit ausschließlich politischen Mitteln für
eine friedliche und demokratische Lösung der kurdischen
Frage. Auf der Grundlage dieser neuen Strategie durchlebt
die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) eine umfassende Erneuerung.
Zu einer Lösung fest entschlossen, hat sie ihre politischen
Aktivitäten entgegen aller Widerstände weiterentwickelt,
ohne den legalen Rahmen zu verlassen.
Auch wenn
in geografischer Hinsicht die kurdische Frage im Mittleren
Osten entstanden ist, ist sie aufgrund ihrer historischen,
politischen und internationalen Verbindung, dennoch ein Problem
Europas, das auf seine Lösung wartet. So spielte Europa
bei der Festlegung der Grenzen des Mittleren Ostens eine führende
Rolle. Deshalb sieht sich nun Europa mit der Aufgabe konfrontiert,
auch bei einer Lösung der dortigen Probleme seine Rolle
zu spielen. Genau wie es mit der Entführung unseres Vorsitzenden
im Rahmen eines internationalen Komplotts das Fehlen einer
Lösungsperspektive zeigte, nutzt Europa auch heute nicht
die Gelegenheit, die sich durch die PKK bietet.
Während
die Mehrheit der europäischen Mitgliedsstaaten die Einhaltung
der Kopenhagener Kritierien zur Vorraussetzung für die
Aufnahme der Türkei in die Europäischen Union macht,
negieren sie gleichzeitig den nationalen und politischen Status
der Kurden, die in Europa leben. So beharren insbesondere
Deutschland und England gegenüber der PKK, als die legitime
politische Vertretung des kurdischen Volkes, auf einer Politik
der Verbote. Mit dieser destruktiven Haltung stellt sich Europa
in den Kontext der gegen das kurdische Volk geführten
Vernichtungs- und Verleugnungspolitik. Wie in der Vergangenheit
so auch heute, setzt Europa seine negative Tradition fort.
Dies stellt nichts anderes als eine Politik der Doppelmoral
dar:
1. Auf
dieser Grundlage erkläre ich als Angehöriger des
kurdischen Volkes, dass ich die neue Linie der PKK teile,
die seit zwei Jahren ihren politischen Kampf auf legaler Grundlage
führt. Weiterhin erkläre ich mich der PKK zugehörig.
2. Ich rufe die europäischen Mitgliedsstaaten dazu auf,
sich an den Massstäben messen zu lassen, die sie gegenüber
anderen Nicht-Mitgliedstaaten anlegt. Ausserdem rufe ich diese
Staaten dazu auf, bezüglich den in Europa lebenden Kurden,
den erklärten Kriterien eines Beitrittes zu Europäischen
Union selbst gerecht zu werden. Deshalb fordere ich für
das kurdische Volk die offizielle Anerkennung der Rechte,
die auch anderen Völkern zugestanden werden.
3. Weiterhin fordere ich die offizielle Anerkennung der kulturellen
und politischen Werte, welche das kurdische Volk in einem
großen Kampf geschaffen hat. In diesem Zusammenhang
fordere ich die Achtung der nationalen und politischen Identität
meines Volkes.
4. Ich unterstütze die Linie des demokratischen Kampfes
der PKK, welche auch von ihrem 7. Kongress bestätigt
wurde. In Anbetracht der Tatsache, dass die PKK in einem Zeitraum
von zwei Jahren keine einzige Aktion unter Anwendung von Gewalt
durchgeführt hat, fordere ich die Aufhebung sämtlicher
Verbote, die sich gegenüber der PKK in Anwendung befinden.
5. Desweiteren erkläre ich, dass die einzige Garantie
für eine dauerhafte Lösung, die Freiheit unseres
nationalen Führers, Abdullah Öcalan, und die Schaffung
von Möglichkeiten für sein politisches Wirken sind.
Deshalb fordere ich: "Freiheit für Abdullah Öcalan
- Frieden in Kurdistan".
Hiermit erkläre ich, dass ich das gegen die PKK ausgesprochene
Verbot und die strafrechtliche Verfolgung der Mitgliedschaft
in der PKK sowie der strafrechtlichen Verfolgung der aktiven
Symphatie für die PKK, auf das Schärfste verurteile.
Weiterhin erkläre ich, dass ich dieses Verbot nicht anerkenne
und sämtliche Verantwortung übernehme, die sich
daraus ergibt."