Berlin,
8. Oktober 2001
PKK
nimmt Stellung zur aktuellen "Terrorliste" der USA
Am
5. Oktober 2001veröffentlichte das US-Außenministerium
eine Liste mit Namen von Organisationen, die als "terroristisch"
eingestuft werden. In dieser Liste wurde auch die Arbeiterpartei
Kurdistan (PKK) aufgenommen. Der Präsidialrat der Arbeiterpartei
Kurdistans (PKK) veröffentlichte dazu am 6. Oktober eine
schriftliche Erklärung. Im folgenden geben wir die Erklärung
in deutscher Übersetzung wieder:
"Die
Aufnahme unserer Partei in die "3. Liste terroristischer
Organisationen" durch das US-Außenministerium widerspricht
zum einen der Realität und fördert zum an-deren
die Kräfte, die den eigentlichen Terror ausüben.
Die Tatsache, dass diese Liste unmittelbar nach dem Staatsbesuch
des türkischen Außenministers in den USA veröffentlicht
wurde, ist aufschlussreich. Uns ist auch bekannt, wie der
türkische Staat versucht die Europäische Union zum
selben Thema unter Druck zu setzen. Das ist der Versuch der
internationalen Rückständigkeit mit der Türkei
im Zentrum, einen neuen Angriff gegen unsere Partei und damit
gegen das kurdische Volk zu führen.
Die
Öffentlichkeit weiß, dass unsere Partei, die auf
der Grundlage einer Lösung der kurdischen Frage den Krieg
eingestellt hat, seit über zwei Jahren gegen die Gewalt
und gegen das Chaos, das aus der Gewalt resultiert, einen
umfassenden und entschlossenen Friedenskampf führt. Unsere
Partei hat mit dieser Linie einseitig der Türkei einen
Weg zur Demokratisierung geöffnet und die Grundlage für
eine demokratische und politische Lösung der kurdischen
Frage geschaffen. Mehrfach hat sie ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit
mit allen Kräften beim demokratischen Wandel und bei
einer Lösung zur Sprache gebracht und schließlich
versucht, aus eigener Kraft eine solche Lösung zu verwirklichen.
Aber es ist auch bekannt, dass trotz die-ser klaren Friedens-
und Demokratielinie und der entschlossenen Praxis unserer
Partei, niemand, weder die Türkei noch das US-System,
sich dieser Position genähert haben, um so Demokratie
und eine Lösung voranzutreiben. Aus diesem Grunde sind
die Demokratie- und Friedensbemühungen unserer Partei
einseitig geblieben. Daher entspricht der Vorwurf des US-Außenministeriums
nicht der Realität. Dieser Vorwurf und die Aufnahme unserer
Partei in die Liste verbergen vielmehr die Kräfte, die
für den wahren Terror verantwortlich sind und ermutigen
diese zur Anwendung von Gewalt. Die Vorwürfe gegen unsere
Partei sind auch Vorwürfe gegen das kurdische Volk, und
wurden von unserem Volk und der demokratischen Öffentlichkeit
mit Bedauern aufgenommen.
Wenn
man sich vor Augen führt, dass die US-Führung quasi
den "3. Weltkrieg gegen den Terror" angekündigt
hat, wird deutlich, welche ernste Gefahr dieser Vorwurf und
die Entscheidung, uns in diese Liste aufzunehmen, darstellt.
In
dieser Zeit ist es notwendig, ein breites demokratisches Bündnis
politischer Kräfte gegen blinde Gewalt im Interesse von
Kriegsprofiteuren zu schaffen. Indem man stattdessen diejenigen
politischen Kräfte, die ein Produkt nationaler und gesellschaftlicher
Probleme sind, die auf der Grundlage der Prinzipien von Freiheit
und Gerechtigkeit mit demokratischen Mitteln gelöst werden
müssen, der terroristischen Front zurechne, begeht man
einen schweren Fehler und vertieft nur weiter die Ausweglosigkeit
der eigenen Lage.
Daher appellieren wir an alle Kräfte, sich von alten
Denkmustern zu befreien. Unser Volk und die demokratischen
Kreise rufen wir dazu auf, solche Drohungen, die einem Angriff
gleichkommen, noch aufmerksamer zu beobachten und den Kampf
für Frieden, Demokratie und Gerechtigkeit noch zu verstärken."