Berlin,
26. Oktober 2001
An die
Redaktionen:
In- und Ausland / Kurdistan
Presseerklärung
Können
Lügen zur Wahrheit werden?
Willkürliches
Vorgehen deutscher Behörden gegen
TeilnehmerInnen der Identitätskampagne "Auch ich
bin ein PKKler"
Ab dem
13. Juni 2001 begannen KurdInnen zunächst in Europa eine
Identitätskampagne unter dem Motto "Auch ich bin
ein PKKler(in)". Im Rahmen dieser Kampagne haben sich
bislang annährend 100.000 KurdInnen, davon über
40.000 allein in Deutschland, offiziell "angezeigt".
Ziel dieser Kampagne ist es, auf die Nichtanerkennung der
Identität als KurdInnen auch in den europäischen
Ländern, hinzuweisen und gleichzeitig gegen das Betätigungsverbot
der Arbeiterpartei Kurdistans, PKK zu protestieren.
Obwohl
diese Kampagne in allen europäischen Ländern durchgeführt
wurde, ist Deutschland das einzige Land, in dem diese Kampagne
versucht wird mit rechtswidrigen Mitteln zu kriminalisieren.
Anstatt,
dass diese Kampagne von der deutschen Regierung dazu genutzt
wird, sich ernsthaft mit dem Anliegen der kurdischen Bevölkerung
zu befassen und Auswege aus der unakzeptablen Situation auszuarbeiten,
führen deutsche Behörden ihre bekannte Politik fort.
KurdInnen, die sich an der Kampagne beteiligt haben, werden
willkürlich vorgeladen und unter Druck gesetzt, damit
sie sich von der Kampagne distanzieren. Die Betroffene (etwa
100 Personen) erzählen, dass ihnen ihre eigene Unterschrift
auf dem Selbstanzeigeformular vorgelegt wird und auf sie eingeredet
wird, dass sie erklären, es sei nicht ihre Unterschrift.
In den Gesprächen werden den Betroffenen Konsequenzen
angedroht, sollten sie zu ihrer Beteiligung an der Kampagne
stehen.
Es ist
offensichtlich, dass es nicht darum geht, wirklich zu überprüfen,
ob die Unterschriften authentisch sind, sondern vielmehr darum,
die Wirkungskraft dieser Kampagne zu schwächen. Seit
Jahren wird entgegen der nackten Realität immer wieder
behauptet, dass Kurdinnen und Kurden durch "bestimmte
Kreise" gezwungen würden, sich gegen ihren Willen
für ihre eigene Sache einzusetzen. Diese Lüge wird
uns immer wieder mit der Hoffnung aufgetischt, dass sie irgendwann
Wahrheit werde. Diese Kampagne soll kriminalisiert werden,
weil sie diese Behauptungen widerlegt und aufdeckt.
Die PKK
ist seit 1993 und verstärkt seit 1999 um eine friedlich-politische
Lösung der kurdischen Frage bemüht. Beginnend mit
der Änderung ihrer Strategie bereitet sie die Basis für
die Demokratisierung der Türkei und eine politische Lösung
der kurdischen Frage. Trotz der anhaltenden Unterdrückung
und Vernichtungsversuche des türkischen Staates bringt
das kurdische Volk seinen Willen zum Frieden bei jedem Anlass
zur Hundertausenden zum Ausdruck. 500.000 Menschen kamen zum
kurdischen Neujahrstag Newroz in Diyarbakir zusammen, um Frieden,
Demokratie und Freiheit einzufordern. Großveranstaltungen
von KurdInnen sind auch in Deutschland schon eine Tradition.
Mit einer Teilnahme von Hundertausenden macht die kurdische
Diaspora jährlich in Dortmund, in Köln, in Strassburg
usw. auf ihre schwierige Situation aufmerksam und fordert
lautstark Frieden.
Wir rufen
die deutsche Regierung dazu auf, diese Realität anzuerkennen
und endlich das überflüssige ja gar schädliche
Verbot gegen die PKK aufzuheben. Durch die o.g. Friedenspolitik
der PKK ist eine nicht zu unterschätzende Möglichkeit
gegeben, eine realistische und für alle Betroffenen akzeptable
Lösung zu entwickeln. Diese Chance sollte nicht aufgrund
von kurzfristigen Interessen verspielt werden