Berlin,
30. Oktober 2001
An die
Redaktionen:
In- und Ausland / Kurdistan
Presseerklärung
Genug ist
genug !!!
Zur
Festnahme des kurdischen Politikers Sahin Engizek
Im
folgenden geben wir eine gemeinsame Erklärung des Kurdistan
Informations-Zentrums e.V.(Berlin), der Internationale Initiative
"Freiheit für Abdullah Öcalan - Frieden in
Kurdistan (Köln)", Ufficio Informazione del Kurdistan
(Rom), Comitee du Kurdistan (Brüssel), Centre d'Information
du Kurdistan (Paris) und Kurdish Centre for Human Rights (Genf)
zur Festnahme von Herrn Sahin Engizek in Köln wieder:
Am 29.
Oktober 2001 wurde auf Veranlassung der Bundesanwaltschaft
der kurdische Politiker Sahin Engizek in Köln festgenommen.
Angeblich soll er sich dem Vergehen der Mitgliedschaft in
einer kriminellen Vereinigung nach § 129 schuldig gemacht
haben. Sahin Engizek ist bekannt für sein Eintreten für
eine friedliche und demokratische Lösung der kurdischen
Frage. So führte er in dieser Sache als Mitarbeiter des
Kurdistan Informations Zentrums zahlreiche Gespräche
mit Vertretern aus deutscher Politik verschiedenster Couleur.
Aber auch seine deeskalierende Rolle bei Fragen der inneren
Sicherheit war staatlichen Stellen willkommen.
Umso mehr befremdet uns die Festnahme eines Politikers, der
sich ausschließlich auf dem Wege des Dialoges für
einen Frieden in der Türkei einsetzte.
Seit dem Bestehen des Betätigungsverbotes für die
Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) von 1993 sehen sich die in
der Bundesrepublik Deutschland lebenden Kurden insgesamt immer
wieder massiver Repression ausgesetzt. In den teils abenteuerlich
anmutenden Konstrukten der Bundesanwaltschaft offenbart sich
der Bankrott deutscher Politik in der kurdischen Frage.
Obwohl 1999 die PKK ihren bewaffneten Widerstand in der Türkei
einseitig beendete, um nun mehr mit ausschließlich politischen
Mitteln eine Lösung der kurdischen Frage zu erreichen,
wurde dies weder von der Türkei noch von der internationalen
Staatengemeinschaft ausreichend gewürdigt. Insbesondere
die Verbotspolitik Deutschlands in der Kurdenfrage wirkt auf
diejenigen Kräfte in der Türkei ermutigend, die
ihre Existenz auf das Fortdauern des türkisch-kurdischen
Konfliktes gründen. Dies widerspricht eklatant einer
Einsicht neuerer internationaler Politik, dass Konflikte in
den Krisenregionen dieser Welt unter Beteiligung der internationalen
Gemeinschaft gelöst werden müssen, wenn diese nicht
außer Kontrolle geraten sollen.
Doch die in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Kurden
werden sich von ihrem Weg einer friedlichen Lösung der
kurdischen Frage auch nicht von den Provokationen der Bundesanwaltschaft
abringen lassen. Auch die Bundesrepublik Deutschland hat ein
Kurdenproblem hausgemachter Art. Eine Lösung kann nur
durch Dialog nicht durch Verbote erreicht werden. Wir fordern
deshalb die Bundesanwaltschaft dazu auf, von weiteren Provokationen
abzusehen. Das Betätigungsverbot für die PKK muss
aufgehoben, die kurdische Identität anerkannt und Sahin
Engizek unverzüglich freigelassen werden.