Berlin,
18. Jan. 2002
In
der Türkei ist die Forderung nach muttersprachlichem
Unterricht "terroristisch"
Die
Forderung von KurdInnen nach muttersprachlichem Unterricht
neben dem Türkischen wurde vom türkischen Innenminister
als "terroristisch" diffamiert und die Verhaftung
all derer gefordert, die dergleichen Forderungen oder Anträge
stellen.
SchülerInnen
der Grund- und Mittelschule haben sich der Kampagne der kurdischen
StudentInnen nach muttersprachlichem Unterricht angeschlossen
Bislang
haben Zehntausende kurdische StudentInnen offiziell Anträge
an die Schulleitung mit der Forderung gestellt, Kurdisch als
Wahlfach an den Universitäten einzuführen. Diese
Anträge wurden bislang von den Schulleitungen nicht angenommen.
Etwa 800 StudentInnen wurden in Polizeihaft genommen und 19
verhaftet.
Die
Festnahmen erfolgten hauptsächlich in Van, Diyarbakir,
Canakkale und Istanbul (100. Universität in Van, 18.
März Universität in Canakkale, Dicle Universität
in Diyarbakir, Bogazici und Istanbuler Universität in
Istanbul). In den Universitäten von Izmir, Ankara, Trakya,
Adana, Mersin, Edirne und Denizli hatten Tausende StudenInnen
Anträge mit der genannten Forderung offiziell eingereicht.
Der
türkische Innenminister Rustu K. Yücelen hat nun
in einer Anweisung an das Nationale Bildungsministerium, an
die Gouverneure und an die Gendarmerie in 81 Städten
die strickte Ablehnung der Anträge der Schüler angeordnet.
In der Anweisung heißt es, die Kampagne für muttersprachlichen
Unterricht habe damit begonnen, dass 24 Eltern in Dezember
einen Antrag mit den folgenden Satz gestellt hätten:
"Wir fordern für unsere Kinder muttersprachlichen
Unterricht neben dem Türkischen". Deshalb sei diese
Initiative als eine separatistische Aktion zu bewerten und
folglich alle AntragsstellerInnen zu verhaften.
Türkische
Staatsvertreter, die eine solche demokratische Aktion als
Unterstützung des Terrors werten, haben zudem aufgefordert,
Maßnahmen zur Behinderung dieser Kampagne zu ergreifen.
Trotzt
der angeführten, negativen Haltung der türkischen
Staatsvertreter haben sich SchülerInnen der Grundschule
der Kampagne "Ich möchte muttersprachlichen Unterricht"
angeschossen. Eltern, die mit dieser friedlichen Aktion versuchen,
für ihre Kinder muttersprachlichen Unterricht zu erreichen,
werden in Polizeihaft genommen oder verhaftet. Bislang wurden
in der Türkei und in den kurdischen Städten mehr
als 30 kurdische Frauen in Polizeihaft genommen und einige
verhaftet.
Wir
rufen alle Demokraten dazu auf, sich mit der Forderung der
kurdischen StudentInnen, SchülerInnen und Eltern zu solidarisieren.
Des weiteren rufen wir gerade auch die EU und alle europäischen
Staaten auf, alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen,
damit die Türkei endlich die Anforderungen erfüllt,
die in den zahlreichen Abkommen über Menschenrechte und
Freiheiten festgehalten sind, die von der Türkei unterzeichnet
wurden.