Berlin,
28. Jan. 2002
Kurden
für die zwei verschwundenen HADEP-Politiker Serdar Tanis
und Ebubekir Deniz auf den Straßen.
Die
Aktivitäten der Kurden wurden mit Polizeigewalt beantwortet
Bilanz:
mindestens 50 Festnahmen und zahlreiche Verletzte
Kampagne
für muttersprachlichen Unterricht in 28 Universitäten
Bislang annähernd 20.000 Anträge
Am 25.
Januar 2001 verschwanden die HADEP-Politiker aus Silopi Serdar
Tanis und Ebubekir Deniz in Polizeistation. Seitdem gibt es
keine Information über ihren Verbleib. Alle Versuche
das Verschwindenlassen aufzuklären, scheiterten bislang.
Stattdessen sind die politischen Verantwortlichen bemüht
den Vorfall zu vertuschen. Neben zahlreichen Organisationen
hatte sowohl das internationale Komitee zur Bekämpfung
des Verschwindenlassens als auch Amnesty international zur
urgent Action aufgerufen. Nachdem die Verwandten von Tanis
und Deniz den Rechtsweg in der Türkei ausgeschöpft
hatten, reichten sie am 9. Februar 2001 im EGMR Klage ein.
Schon vier Tage später hatte die erste Instanz des EGMR
den Fall behandelt und von der Türkei eine Stellungnahme
verlangt. Nach der Einreichung der Stellungnahme der Türkei,
wurde dies von der ersten Instanz für unzureichend befunden
und verlangte von der Türkei eine weiteren. Anlässlich
des Jahrestages fanden in verschiedenen kurdischen und türkischen
Städten Protestveranstaltungen statt. Zehntausende Menschen
forderten die öffentliche Aufklärung des Vorfalls.
HADEP
Kreis und Bezirksorganisationen wollten Presseerklärungen
verkünden mit Massennahme abgeben. In den meisten Städten
wurden diese Veranstaltungen von der Polizei verhindert. In
Silopi herrschte eine Hohe Sicherheitsstufe. Die Ipekyol Strasse,
auf der sich das HADEP Büro befindet wurde vollständig
von der Polizei eingekesselt und strikte Kontrollen durchgeführt.
In Silopi wurden 10 Menschen in Polizeihaft genommen.
In Diyarbakir
wollte die HADEP mit der Beteiligung ihres stellvertretenden
Parteivorsitzenden Ahmet Türk eine Presseerklärung
abgeben. Die Polizei ging gewaltsam gegen die Menschen vor.
Acht HADEP Vertreter der Kreisstadt wurden in Polizeihaft
genommen. Im weiteren wurden vier Personen in folge der brutalen
Angriffe verletzt.
Auch in
Batman wurde die geplante Pressekonferenz von der Polizei
gewaltsam verhindert. Hier wurde neben dem stellvertretenden
Parteivorsitzenden Nurhayat Altun, der Provinz-Vorsitzende
Murat Ceylan und der Kreis-Vorsitzende der HADEP Haydar Tekin
in Polizeihaft genommen.
Die größte
Massenkundgebung fand in Siirt statt. An der Kundgebung beteiligten
sich 2000 Menschen. Auch hier griff die Polizei an und nahm
20 Personen fest. Eine Vielzahl von Menschen wurde in folge
des Angriffs verletzt.
Bei den Kundgebungen in Batman wurden 6 Personen festgenommen.
In Elazig,
Bingöl, Sirnak, Konya, Ankara, Mardin, Agri, Kars, Adiyaman,
Mugla, Manisa, Kayseri, Van und Hakkari konnten Pressekonferenzen
mit Kundgebungen durchgeführt werden. Auf den Pressekonferenzen
mit Kundgebungen wurden folgende Parolen gerufen: "Die
Zukunft des Volkes ist in der Demokratischen Republik"
"Das Verschwindenlassen ist eine Schande der Menschheit"
"Grenzen für unsere Sprache, sind Grenzen unserer
Welt" und natürlich "Es lebe der Frieden".
Bilanz der Kampagne der kurdischen Studentinnen, Schülerinnen
und Eltern für die Einführung von kurdischem Unterricht
in den Universitäten und Schulen:
Bislang
wurden in 28 Universitäten annähernd 20.000 Anträge
eingereicht. Etwa 2000 Antragssteller wurden festgenommen
und 63 verhaftet. Gegen zahlreiche wurden Verfahren eingeleitet
und einige von der Universität oder Schulen rausgeworfen.
Diese Kampagne wird von türkischen, arabischen, lazischen,
tscherkesischen Studentinnen und Schülerinnen unterstützt.
Diyarbakir/Dicle
Universität: 1560 Anträge gestellt, aber vom
Rektorat abgelehnt.
Urfa/Harran Universität: 900 Anträge gestellt,
aber vom Rektorat abgelehnt.
Malatya/Inönü Universität: 257 Anträge
gestellt, aber vom Rektorat abgelehnt. Weitere 350 Anträge
sind vorbreitet.
Erzurum/Firat Universität: 140 Anträge wurden
gestellt und angenommen. Weitere 50 Anträge sind vorbereitet
zur Einreichung.
Adana/Cukurca Universität: 1030 Anträge gestellt,
aber vom Rektorat abgelehnt.
Eskisehir/Anadolu Universität: Zweimal wurden
die eingereichten Anträge angenommen (insgesamt 385).
Izmir/Dokuz Eylül Universität: 530 Anträge
vom Rektor angenommen.
Izmir/Ege Universität: 450 Anträge wurden
angenommen.
Van/100. Yil Universität: 2050 Anträge gestellt,
aber vom Rektorat abgelehnt, weitere 150 sind zur Einreichung
vorbereitet.
Kocaeli/Kocaeli Universität: 138 Anträge
gestellt, aber vom Rektorat abgelehnt.
Ankara/Orta Dogu Teknik Universität: Anträge
gestellt, aber vom Rektorat abgelehnt. Daraufhin wurden die
Anträge per Post an das Rektorat gesendet.
Ankara/Hacettepe Universität: 400 Anträge
wurden angenommen, 100 weitere abgelehnt.
Ankara/Ankara Universität: 260 Anträge wurden
per Post versandt, nachdem diese abgelehnt wurden.
Istanbul/Istanbul Teknik Universität: 140 Anträge
gestellt, aber vom Rektorat abgelehnt.
Istanbul/Yidiz teknik Universität: 160 Anträge
gestellt, aber vom Rektorat abgelehnt.
Istanbul/Marmara Universität: 300 Anträge
wurden vom Rektor angenommen, weitere 120 wurden abgelehnt.
Istanbul/Mimar Sinan Universität: 100 Anträge
gestellt, aber vom Rektorat abgelehnt.
Istanbul/Bogazici Universität: 460 Anträge
gestellt, aber vom Rektorat abgelehnt.
Istanbul/Istanbul Universität: Während 500
Anträge vom Rektorat angenommen wurden, wurden weitere
550 Anträge nicht angenommen.
Afyon/Afyon-Kocatepe Universität: 60 Anträge
wurden angenommen.
Sakarya/Sakarya Universität: 120 Anträge
wurden angenommen.
Canakkale/Canakkale Universität: 138 Anträge
vom Rektor angenommen.
Hatay/Mustafa Kemal Universität: 325 Anträge
vom Rektor angenommen.
Bursa/Uludag Universität: 140 Anträge gestellt,
aber vom Rektorat abgelehnt.
Balikesir/Balikesir Universität: 163 Anträge
wurden angenommen.
Denizli/Pamukkale Universität: 100 Anträge
gestellt, aber vom Rektorat abgelehnt.
Samsun/19 Mai Universität: 1500 Anträge wurden
an den türkischen Staatspräsidenten gesendet.
Trabzon/Karadeniz Teknik Universität: 600 Anträge
wurden dem türkischen Staatspräsidenten gesendet.
In Mersin,
Antep, Siirt, Hakkari, Bitlis, Kars, Amasya, Giresun, Tekirdag,
Manisa, Antalya, Adiyaman und Edirme wurde ebenfalls die Kampagne
geführt, Ergebnisse liegen leider nicht vor.