Berlin,
9. Mai 2002
Ein weiteres gefährliches Resultat der
Aufnahme
der PKK in die Liste der terroristischen Organisationen der
EU
Türkei bereitet diplomatische Offensive
gegen 17 europäische NGOs vor
Schon im
Vorfeld der Bekanntgabe der aktuelle EU-Liste "Terroristische
Organisationen" haben Kurdinnen und Kurden sowie die kurdischen
Institutionen auf die möglichen Gefahren bei der Aufnahme
der PKK hingewiesen. Entgegen dieser Kritik und ernsthaften
Hinweisen wurde am 3. Mai die PKK auf diese Liste gesetzt. Kaum
war ein Tag vergangen wurden schon Meldungen über großangelegte
Militärangriffe der türkischen Armee in verschiedenen
kurdischen Regionen (auch in Nordirak) bekannt gegeben (siehe
KIZ Erklärung vom 08. 05. 2002). Diese Operationen halten
zur Stunde noch an. Am 7. Mai 2002 berichtete die türkischsprachigen
Tageszeitung Milliyet, dass die Türkei sich auf einen diplomatischen
Vorstoß vorbereite, um die angebliche Unterstützung
17 europäischer Organisationen für die Kurden zu unterbinden.
Mit jedem Tag wird die politische Dimension der Aufnahme der
PKK in die besagte Liste deutlicher. Wie auch aus dem folgenden
Artikel zu entnehmen ist, sind nicht nur Kurdinnen und Kurden
davon betroffen. Mit diesem unsinnigen Beschluss wird faktisch
für alle untersagt, auf Missstände in der Türkei
aufmerksam zu machen und für die Kurden mehr Rechte einzufordern.
Jede Unterdrückung gegen die Kurdinnen und Kurden wurde
mit diesem Beschluss legitimiert. Aus diesen Grunde fordern
wir die sofortige Rücknahme dieses Beschlusses.
Im folgenden
dokumentieren wir diese Nachricht aus der Milliyet vom 7. Mai
2002:
"Umzingelung
der neuen PKK
Die Türkei
hat ihre diplomatische Tätigkeit gegen 17 europäische
Institutionen, die die PKK unterstützen, verstärkt.
Auch die Organisation, die den Generalstabschef Kivrikoglu als
Feind der Pressefreiheit darstellte, wurde auf die Liste aufgenommen.
Ankara /
Milliyet
Die Türkei hat die Organisation Reporter ohne Grenzen in
die Liste der Organisationen aufgenommen, die die PKK unterstützen.
RSF hatte auch den türkischen Generalstabchef Hüseyin
Kivrikoglu unter den 39 Namen aufgeführt, die als Feinde
der Pressefreiheit dargestellt wurden.
Die besagte Organisation hat in Paris am Bahnhof auf einer großen
Weltkarte die Bilder der 39 Staatsvertreter, darunter auch Hüseyin
Kivrikoglu, platziert. Diese Aktion aktivierte Ankara. Die Sicherheitskräfte
haben erklärt, dass die Reporter ohne Grenzen unter den
Institutionen ist, die die PKK und die Nachfolgeorganisation
KADEK unterstützen. Im weiteren wurde bekannt gegeben,
dass Vertreter des türkischen Innenministeriums in Frankreich
und anderen europäischen Ländern Kontakt aufnehmen
werden mit der Forderung, die RSF und die anderen Organisationen
sollten ihre Unterstützung für die PKK und KADEK einstellen.
Einem Bericht
des Fernsehsenders NTV zufolge, der sich auf eine Stellungnahme
der Sicherheitskräfte bezog, will Ankara gegen 17 europäische
Einrichtungen in den jeweiligen Ländern aktiv werden, um
deren Unterstützung für die PKK und KADEK zu unterbinden.
Die folgenden Organisationen und Institutionen sind auf der
Liste:
Reporter ohne Grenzen, Ärzte ohne Grenzen, Orthodoxer Kirchenverband,
Europäischer Kirchenrat, Weltkirchenrat, Solidaritätskomitee
mit dem kurdischen Volk (Frankreich), Komitee der Asurischen
Bewegung (USA/Niederlande), Helsinki Komitee (Dänemark),
Kontaktgruppe Kurdistan (England), Kurdisches Menschenrechtsprojekt
(England), Föderation für Welteinheit, Armenische
Kulturstiftung (Schweiz), Komitee gegen den Krieg gegen das
kurdische Volk, Kurdisches Friedenskomitee (Skandinavien).
Im Rahmen
des diplomatischen Vorstoßes wird auch die baldige Schließung
von Ersatzorganisationen der in der EU-Liste aufgeführten
terroristischen Organisationen sowie von Presseorganen, die
für diese Propaganda betreiben, gefordert werden."
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