Berlin,
13. Mai 2002
Das
Vorgehen der Türkei gegen Kurden
aus:
MHA, MESOPOTAMIA NEWS AGENCY (MEZOPOTAMIA HABER AJANS)
Sechs
Führungspersonen der HADEP sind festgenommen
Verfahren
wegen Separatismus wegen eines kurdischen Liedes
Anklage
gegen den Arzt und Polizisten
Festnahme
von HADEP'lern
Dorfschützer
zum Tode verurteilt
Türkei
erneut vor dem EuMGh verurteilt
Der
Prozess gegen Mitglieder des Mesopotamischen Kulturzentrum dauert
an
Auch
friedliche Aktionen sind vor dem Staatssicherheitsgericht
Verfahren
gegen 74 Gymnasiasten
Festnahmen
in Siirt
Arzt
verschweigt Folter
Sechs
Führungspersonen der HADEP sind festgenommen.
MHA / 09-05-2002
In Izmir
wurden 6 Führungspersonen der HADEP festgenommen. Ihnen
wird vorgeworfen, sie hätten wegen des Artikels 42 der
Verfassung an das Türkische Parlament einen Antrag gestellt
und während des Newrozfeiern Parolen gerufen.
In Izmir
halten die Repressionen und Festnahmen gegen die HADEP`ler an.
Während einer Operation der Anti-Terror-Abteilung wurden
gestern abend, der HADEP Ortssekräter Ismail Sahin, die
Vorstandsmitglieder der Kreisstadt Konak Serafettin Yetim, Deham
Akin, Sükriye Tunc, M. Serif Yildiz sowie das HADEP Mitglied
Ramazan Özen festgenommen.
Verfahren wegen Separatismus wegen eines
kurdischen Liedes
MHA / 09-05-2002
In Adiyaman
ist gegen den Sänger Mehmet Arik vom Kommegena Kulturzentrum
ein Verfahren wegen "separatistischen Propaganda"
eröffnet worden, weil er auf der 1.Mai Kundgebung kurdische
Lieder gesungen hat.
Gestern
wurde er dem Staatsanwaltschaft in Adana vorgeführt. Nach
dem Verhör wurde er freigelassen (sein Verfahren hält
an)
Anklage
gegen den Arzt und Polizisten
MHA / 09-05-2002
Am 26 April wurde Bahattin Dagri in einem Park festgenommen
und zur Antiterrorabteilung auf die Polizeiwache gebracht. Nach
vier Tagen Verhör wurde er dem Richter vorgeführt.
Hier wurde er von einem Arzt des Staatkrankenhauses untersucht
und anschließend ins E-Typ Gefängnis von Diyarbakir
gebracht. Im Gespräch mit seiner Anwältin erklärte
Dogri, dass er sich beim ersten Tag seiner Festnahme nackt ausziehen
musste und geschlagen wurde. In den darauf folgenden Tagen wurde
er mit kaltem Wasser abgespritzt und Zigaretten an seinem Körper
ausgedrückt.
Während seiner Festnahmezeit wäre er schwer gefoltert
worden und spüre noch immer Schmerzen. Trotz eindeutiger
Folterspuren habe ihm der Arzt bescheinigt, er habe keinerlei
Verletzungen vorzuweisen. Bahattin Dogri hat über seine
Anwältin Reyhan Yalcindag sowohl gegen die Sicherheitskräfte,
die während seiner Festnahme im Dienst waren als auch gegen
den Arzt Anzeige eingereicht.
Festnahme von HADEP'lern
MHA / 07-05-2002
In der Kreisstadt
Varto bei Mus halten die Festnahmeoperationen gegen diejenigen
an, die Anträge beim türkischen Grossen Volksparlament
für die Aufhebung des Artikels 42 in der Verfassung gestellt
hatten.
Acht Personen,
unter ihnen auch der Kreisstadtvorsitzende der HADEP Behcet
Özen, wurden heute festgenommen. Behcet Özen wurde
noch am selben Tag verhaftet.
Dorfschützer zum Tode verurteilt
MHA / 07-05-2002
In der Kreisstadt
Uludere bei Sirnak fand heute die Urteilsverkündung gegen
zwölf Personen - darunter sechs Dorfschützer - statt.
Ihnen wird vorgeworfen mit der Guerilla in Verbindung gestanden
zu haben. Die Richter verurteilten vier der Dorfschützer
nach dem Artikel 125 des Strafgesetztes zum Tode.
In Juni 1999 wurde gegen sechs Dorfschützer und zwei Angehörige
von Dorfschützern mit der Begründung der Unterstützung
der Guerilla Verfahren eröffnet.
Mustafa Ürek, einer der Angeklagten, lehnte die Beschuldigungen
ab. Ömer Yaman, der seine Verteidigung in kurdisch Abgab,
weil er kein Türkisch kann, sagte, dass er bei der besagten
Operation nicht dabei gewesen sei. "Soll jemand beweisen
ich wäre da gewesen und ich werde jede Strafe gutheißen."
Mustafa
Ürek, Kerem Bilen, Ömer Yaman und Hamdullah Salman
wurden nach Artikel 125 des Strafgesetztes zum Todes verurteilt.
Die Todesstrafe wurde anschließend in lebenslängliche
Haftstrafe umgewandelt. Kerem Ürek, Ramazan Yaman, Süleyman
Yaman, M. Salih Ürek und Mahmut Ender wurden nach Artikel
169 des Strafgesetztes zu drei Jahren und neun Monaten Gefängnisstrafe
verurteilt. Mustafa Ürek und die Angehörigen der Dorfschützer
wurden freigesprochen.
Türkei erneut vor dem EuMGh verurteilt
MHA/ 07-05-2002
Mit der
Begründung, Mitglieder der türkischen linken Organisationen
Dev-Yol zu sein, wurden 1981 vier Personen festgenommen und
anschließend auf freiem Fuß gesetzt, während
ihr Verfahren weiter anhielt. Aufgrund der zu lange andauernden
Verfahrenszeit haben diese Personen die Türkei vor dem
EuMGh verklagt. Das Verfahren von zweien der Kläger dauerte
14 Jahre und von den anderen beiden 21 Jahre. Das EuMGh konnte
feststellen, dass der 1. Absatz des 6. Artikel des europäischen
Menschenrechtsabkommens verletzt wurde. Die Türkei wurde
zu 15250 Euro pro Person verklagt. Im weiteren trägt die
Türkei die Gerichtskosten.
Der
Prozess gegen Mitglieder des Mesopotamischen Kulturzentrum dauert
an
MHA/ 07-05-2002
Vor Sylvester hatten Mitarbeiter des Mesopotamischen Kulturzentrums
in kurdischen nationalen Trachten im Stadtteil Taksim in Istanbul
mit Davul (Trommel) sowie Def (Flöte) Musik gemacht und
gesungen. Wegen dieses Tages wurden sie festgenommen und später
ein Verfahren gegen sie eröffnet. Ihnen wird der Verstoß
gegen das Demonstrationsrecht vorgeworfen.
Am heutigen
Verhandlungstag wurden die Polizisten als Zeugen vernommen.
Alle Polizisten sagten dasselbe aus. 25 Personen der MKM hätten
trotz der Aufforderung, die Aktion zu beenden, in traditionellen
Kleidern auf der Straße entlang getrommelt und immer wieder
gerufen "Wir wollen kein Krieg", "Wir wollen
Freiheit", "Wir wollen muttersprachlichen Unterricht".
Die Anwälte der Angeklagten erklärten hingegen, das
es Videoaufnahmen von dieser Veranstaltung gäbe, die zeigen,
dass die Polizisten nicht die Wahrheit ausgesagt hätten,
denn ihre Mandanten hätten keine Parolen gerufen. Die Polizisten
hätten zuerst die Straßenveranstaltung genehmigt
und wären sogar mitgegangen. Nachdem die Gruppe Nelken
an die Passanten verteilt hätte, seien sie festgenommen
worden.
Auch friedliche Aktionen sind vor dem Staatssicherheitsgericht
MHA / 05-05-2002
Der Staatsanwalt der Istanbuler Staatssicherheitsgericht, Nazmi
Okumus, hat gegen den Vorsitzenden der HADEP Istanbul Dogan
Erbas und gegen die Vorstandsmitglieder der Ortspartei Halil
Salik, Yusuf Çirik, Ali Uçan, Nizamettin Öztürk,
Nurettin Kaplan, Sabahattin Halil, Erengül Akçora
und Necmettin Çeçen sowie gegen den Besitzer des
Mem Verlags Gülcan Kaya Anklage erhoben. Die Begründung
lautet, daß sie mit friedlichen Aktionen den bewaffneten
Kampf der PKK unterstützt zu hätten. Er forderte 7,5
Jahre Gefängnisstrafe. Staatsanwalt Okumus sagte, die HADEP
leiste Lobbyarbeit für gewaltfreie Aktivitäten. Okumus
führte weiter an, dass die PKK auf ihrer 6. nationalen
Konferenz Aktionsformen aufgenommen habe, die zwar gewaltfrei
seien, aber ziviles Ungehorsam darstellten. "Die Organisierung
der HADEP wird im Interesse der PKK durchgeführt. In Medien
und Presse sowie in Kulturzentren wird ständig zum Serhildan
(Volksaufstand) aufgerufen und die Parteibasis zu zivilen Ungehorsam
aufgefordert. Im Interesse der Organisation (gemeint ist die
PKK) werden Programme gemacht und innerhalb der HADEP wird dafür
Lobby betrieben und entsprechende politische Arbeit wirkungsvoll
durchgeführt. Die besagten Aktivitäten werden von
der HADEP Istanbul organisiert, indem Plakate, Transparente
und Molotowcocktails für die Spontanaktionen vorbereitet
und versteckt werden."
Dem Besitzer des Mem Verlages wirft Okumus vor, Bücher
und Broschüren, in denen die Propaganda der Organisation
betrieben wird, zu drucken und somit Unterstützung für
die PKK zu leisten.
In der Anklageschrift wird für 10 Personen nach dem Artikel
169 des Strafgesetzes und dem 5. Artikel des Antiterrorgesetzes
Gefängnisstrafen zwischen 4,5 und 7,5 Jahre gefordert.
In den kommenden Tagen wird der Prozess vor dem Staatssicherheitsgericht
Istanbul geführt.
Verfahren
gegen 74 Gymnasiasten
MHA / 05-05-2002
In der Kreisstadt Mazidagi bei Mardin hat das Bildungssamt gegen
74 SchülerInnen Verfahren eröffnet, weil sie an Newrozfeiern
teilgenommen haben. Die Schüler erklärten, sie hätten
von ihrem Abwesenheitsrecht Gebrauch gemacht.
Festnahmen in Siirt
MHA / 05-05-2002
Gülhan Akin , Mitglied des HADEP Jugendverbandes in Siirt,
wurde festgenommen.
Von den
TEM, die dem Polizeipräsidenten unterstehen, wurde gestern
Nacht Akins Wohnung gestürmt und durchsucht. Nach der Durchsuchung
wurde Akin ohne eine Begründung festgenommen. Es wurde
bekannt, dass kein Durchsuchungsbefehl vorlag und während
der Durchsuchung Gegenstände von Akin beschädigt wurden.
Die Vernehmung von Akin in der Polizeiwache Siirt hält
an.
Arzt verschweigt Folter
MHA / 5-5-2002
Hamdiye Aslan wurde während einer Durchsuchung der Polizei
am 5. März 2002 in Kiziltepe /Mardin gemeinsam mit drei
weiteren Personen festgenommen. Nach drei Tagen Inkomunikationshaft
wurde er im Staatskrankenhaus untersucht ,bevor er dem Richter
vorgeführt wurde. Dr. Ayhan Özden fertigte einen Bericht
an, in dem er keine Spuren von Folter bescheinigte. Dem Richter
erzählte Ayhan, dass er während der Festnahme schwer
gefoltert wurde. Daraufhin ordnete der Richter eine zweite Untersuchung
im Staatskrankenhaus in Mardin an. Dr. M. Metin Cilgin bescheinigte
Verletzungen in beiden Achselbereichen, unter dem Linken Ohr
sowie unter beiden Fußsohlen.
Daraufhin
wurde Arslan erneut ins Krankenhaus zur Kontrolle geschickt.
Der untersuchende Arzt Dr. Ata Hitay hingegen bescheinigte,
dass Verletzungen, die im Bericht angeführt wurden, nicht
entdeckt werden könnten und keine Lebensgefahr vorgelegen
hätte.
Nach diesen Berichten wurde Hamidiye Aslans verhört und
mit dem Vorwurf der "Unterstützung eines bewaffneten
Organisation" verhaftet.
Der Staatsanwaltschaft
in Mardin untersuchte die widersprüchlichen ärztlichen
Berichte und eröffnete ein Verfahren gegen Levent Birsel
(Kommissar), Abdulkadir Özer (Verhörbeamter), sowie
die Polizisten Bayram Ural, Nazim Ege und Hanife Sennur Pat
wegen der Folterung an Arslan. Bei dem Verhör erklärten
die Polizisten, sie hätten Aslan nicht gefoltert oder schlecht
behandelt.
Hamdiye Aslan wird in der kommenden Woche über seinen Anwalt
gegen die Ärzte Dr. Ayhan Özden und Dr. Ata Hitay
bei der Ärztekammer Beschwerde einlegen.
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