Köln, den 17. Mai
Im Folgenden dokumentieren wir eine Erklärung der Nationalen Befreiungsfront
Kurdistans (ERNK) - Europaorganisation, zu den aktuellen Ereignissen in
der Türkei und Kurdistan.
LEISTEN WIR GEMEINSAM WIDERSTAND
GEGEN DEN VERNICHTUNGSKRIEG
Heute, am 17. Mai 1998, haben viele Menschen aus Kurdistan in Diyarbakir,
Van, Batman, Iskenderun, Istanbul und in weiteren Städten der Türkei
und Kurdistans, gegen den Genozid, der vom türkischen Staat fortgeführt
wird, demonstriert. Obwohl die Demonstranten von der Polizei angegriffen
wurden, haben sie ihre Demonstration weiter geführt. Dutzende wurden
verletzt und Hunderte wurden festgenommen. Das mit der Sehnsucht nach ihrer
Heimat verwurzelte kurdische Volk wird von seinem Verlangen nach Freiheit
nicht aufgeben und auch seine Forderungen in der Zukunft mit noch mehr
entfaltenden Aktionen und Demonstrationen fortführen. Der türkische
Staat begann das 20. Jahrhundert mit einem Massaker gegen das armenische
Volk und versucht, mit einem Massaker gegen das kurdische Volk das 20.
Jahrhundert zu beenden. Obwohl in der modernen Welt viele kritische Probleme
mit vernünftigen Mitteln gelöst werden, wird den Problemen und
Konflikten in der Türkei und Kurdistan mit unzivilisierten Methoden
begegnet.
Die Türkei hat es sich zum Prinzip gemacht, die Konflikte immer
wieder blutig zu unterdrücken und betont: „Wir haben bisher 28 kurdische
Aufstände niedergeschlagen und werden auch den von der PKK geführten
29. kurdischen Aufstand vernichten“. Mit so einer Vorstellung hat der vom
türkischen Staat seit 14 Jahren geführte Krieg 40.000 Menschen
das Leben gekostet und es wurden über 3500 Dörfer niedergebrannt.
Dieser Krieg hat das Land in eine aussichtslose wirtschaftliche, politische
und soziale Lage gebracht und zu einer Instabilität geführt.
Seit Anfang April dieses Jahres hat sich der Krieg mittlerweile in
einen Genozid gewandelt. Viele demokratische Institutionen, wie die Partei
HADEP, der Menschenrechtsverein „IHD“ und das Mesopotamische Kulturzentrum
„MKM“, die sich für eine Demokratie und Verbesserung der Menschenrechte
einsetzen, sind auch Ziele dieser Genozidpolitik geworden. Viele Sektionen
dieser Institutionen wurden geschlossen. Hunderte Mitglieder und Funktionäre
wurden verhaftet, gefoltert und ermordet. Damit begnügte sich die
Türkei nicht, so plante sie ein Attentat gegen den Vorsitzenden des
Menschenrechtsvereins in der Türkei und Vizepräsident des Internationalen
Menschenrechtsvereins, Akin BIRDAL. Er wurde durch diesen Anschlag lebensgefährlich
verletzt. Dieser Anschlag ist nicht nur gegen den Vorsitzenden des Menschenrechtsvereins
gerichtet, sondern auch gegen alle demokratischen Kräfte und Menschen,
die sich für Frieden einsetzen. Der gegen den Frieden gerichtete
Anschlag vertieft die Aussichtslosigkeit dieses Konfliktes.
Wenn die Friedensvorschläge des Vorsitzenden unserer Partei PKK
(Arbeiterpartei Kurdistan), Abdullah Öcalan, mit blutigen Aktionen
beantwortet werden, werden sich auch die Konflikte in der Region (Mittlerer
Osten, EdÜ) noch verschlimmern und die Probleme ungelöst bleiben.
Unser Volk wird sich auch in Zukunft gegen den Vernichtungskrieg stellen
und seinen Widerstand entfalten. Wir werden von unserem legitimen Recht,
uns mit allen uns zustehenden Mitteln zu verteidigen, Gebrauch machen,
um unsere nationale und kulturelle Identität zu sichern. Wir
rufen die USA und die europäischen Staaten, die die Türkei militärisch
und wirtschaftlich unterstützen auf , sich nicht mehr an dem Genozid
gegen unser Volk zu beteiligen. Ferner rufen wir sie dazu auf, gegenüber
der Türkei ein Embargo zu verhängen, bis sie bereit ist, den
Konflikt an einem Verhandlungstisch mit friedlichen und politischen Mitteln
zu lösen.
ERNK - Europaorganisation
17. Mai 1998
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