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Juli '98
  
                  Köln, den 22.Juli 1998 

An die Redaktionen 
Aktuelles/Ausland/Kurdistan/Türkei 
 

Erneute Ankunft kurdischer Bootsflüchtlinge in Italien kann nicht stillschweigend übergangen werden  

In einer Erklärung anläßlich der erneuten Ankunft von Bootsflüchtlingen in Italien fordert die Europaorganisation der Nationalen Befreiungsfront Kurdistans ERNK Maßnahmen gegen die türkische Politik der Vertreibung und übt Kritik an der Politik der europäischen Staaten. Wir dokumentieren diese Erklärung. 
Der türkische Staat führt in Kurdistan einen schmutzigen Krieg, der sich auf viele Bereiche auswirkt. Eine Facette dieses schmutzigen Krieges ist die Entvölkerung Kurdistans; der türkische Staat betreibt eine gezielte Politik der Vertreibung der Kurdinnen und Kurden. 
Vor zwei Tagen ist in Italien erneut ein Schiff mit Flüchtlingen angelandet. Dessen Abfahrt aus Istanbul wurde durch den türkischen Geheimdienst (MIT) organisiert. Im Schiff befanden sich 315 Flüchtlinge, davon sind 250 Kurden. Der Großteil der sowohl aus Nord- als auch aus Südkurdistan stammenden Flüchtlinge sind Frauen und Kinder. 
Die Haltung Europas gegenüber diesen Opfern des Krieges ist beschämend. Rief die Ankunft der ersten Bootsflüchtlinge in Europa zahlreiche Reaktionen hervor, so übergehen die europäischen Staaten mittlerweile stillschweigend die Ankunft weiterer Flüchtlinge. Wir rufen die europäischen Staaten eindringlich auf, ihrer Verantwortung gegenüber diesen Menschen und dem Drama ihrer Vertreibung nachzukommen. 
Der italienische Staat muß diesen Menschen den Status von Bürgerkriegsflüchtlingen zuerkennen. Aber nicht nur die diversen Staaten, sondern auch die internationalen Organisationen müssen Schritte einleiten, um dieser Tragödie Einhalt zu gebieten. Sie müssen sich in aller Schärfe gegen die Ursachen der Flucht und das staatlich organisierte Schleppertum wenden. Dies ist nicht nur ihre menschliche, sondern auch 
ihre moralische Verantwortung. 
Alle Versuche des türkischen Staates, unseren Freiheitskampf niederzuschlagen, waren erfolglos. Der türkische Staat macht in seiner Ausweglosigkeit die Bevölkerung zum Ziel seines Vorgehens und betreibt in den kurdischen Gebieten gezielte ethnische Säuberungen. 
Wir protestieren in scharfer Form gegen diese organisierte Massenflucht, hinter der KDP-Banden und der türkische Staat stehen. Wir erklären im Namen der Nationalen Befreiungsfront Kurdistans ERNK unsere Solidarität mit den Flüchtlingen und rufen die italienische wie auch die europäischen Regierungen auf, ihrer Verantwortung nachzukommen und Schritte gegen diese Massenflucht zu unternehmen.