Köln, 19.09.1998
An die Redaktionen
Aktuelles/Ausland/Kurdistan/Türkei
Im folgenden dokumentieren wir die Erklärung der Samstagsmütter
aus Istanbul, zu den heutigen Ereignissen:
Wieder wurden die Samstagsmütter festgenommen
Bei der 175. Samstagsmütter Aktion in Istanbul/Galatasaray wurden
heute 21 Angehörige der Verschwundenen, darunter 3 Kinder (Ezgin Yildiz,
11 Jahre, Hatice Gölhan 10 Jahre), von den türkischen Sicherheitskräften
festgenommen.
Unter den Festgenommenen befinden sich:
Ezgil Yildiz: 11 Jahre, Schwester von Murat Yildiz, der 1996 aus Izmir
verschwunden gelassen wurde. Seine Mutter hatte ihn selber zur Polizei
gebracht. Später wurde von der Polizei behauptet, er habe sich ins
Meer geschmissen. Hannife Yildiz: Mutter von Murat Yildiz, Sehriban Yildiz:
Tante von Murat Yildiz, Alev Demir: sucht seinen Neffen, der aus Mardin
in Untersuchungshaft verschwunden gelassen worden ist. Hanim Tosun: sucht
ihren Mann Fehmi Torsun der im Oktober1995 vor ihrer Haustür festgenommen
wurde. Seit dem ist er verschwunden. Emine Ocak: Mutter von Hasan Ocak.
Er wurde im März 1995 festgenommen. Nach 55tägiger Folter ist
er erwürgt gefunden worden. Maside Ocak: Schwester von Hasan Ocak,
Nimet Tanrikulu: Mitglied der Verschwundenen -Komission des IHD Istanbul,
Sebla Arcan: Vorstandsmitglied des IHD-Istanbul und Mitglied der Verschwundenen-Komission
andere in Haft genommene:
Cemile Yalcin, Songül Diribas, Tercan Atilgan, Zübeyde Saraman,
Yasin Günboyu, Doris Juhnke, Uta Schniderbanger, Birgit Gärtner
Am 15.8. wurden 11, am 22.8. wurden 25 und am 29. August wurden157 Angeghörige
der Samstagsmütter festgenommen. Am 5.9. wurden 17, am 12.9. wurden
8 und am 19. September wurden 21 festgenommen. Insgesamt wurden in den
letzten sechs Wochen 239 Angehörige und UnterstützerInnen der
Samstagsmütter festgenommen.
Warum? Warum werden jetzt die Erklärungen der Samstagsmütter,
die seit dem 27. Mai 1995 Samstags auf dem Galatasaray Platz in Istanbul
verlesen werden sollen, kriminalisiert?
Wir rufen die Regierung auf, mit dem Verschwinden lassen aufzuhören,
die Verschwundenen wieder herauszugeben, die heute Verhafteten sofort freizulassen
und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. |